„Was für ein Zynismus“: Putin irritiert mit Familienfest nach „direktem Angriff“ auf Kinderklinik in der Ukraine

  1. Startseite
  2. Politik

KommentareDrucken

Russlands Angriff auf ein Kinderkrankenhaus im Ukraine-Krieg löst weiterhin Entsetzen aus. Während Kinder sterben, feiert Putin den Tag der Familie.

Kiew/Moskau – Es ist der folgenschwerste Angriff im Ukraine-Krieg dieses Jahres: Am Montag (8. Juli) wurde die ukrainische Hauptstadt Opfer eines weitreichenden russischen Luftangriffes. Darunter wurde auch ein Kinderkrankenhaus getroffen. Durch die Angriffe wurden fast 200 Personen verletzt, zahlreiche Menschen, darunter auch Kinder, wurden getötet. Während Russland die Angriffe auf die Ukraine verübt, feiert Wladimir Putin mit russischen Bürgern den Tag der „Liebe, Familie und Treue“.

Ukraine-Krieg: Putin feiert Familienfest während Angriff auf Kinderkrankenhaus in Kiew

Die Fassaden des großen Kinderkrankenhauses Ochmatdyt wurden bei dem russischen Angriff in Kiew völlig zerstört. Viele Kinder mit Krebs und anderen schweren Krankheiten wurden in dem Gebäude behandelt. Gerettete Kinder mussten nach dem Angriff mit Infusionsgeräten auf dem Schoß ihrer Mütter auf der Straße sitzen. Mittlerweile konnten die jungen Patienten in anderen Krankenhäusern untergebracht werden.

Während Rettungskräfte in Kiew nach Vermissten suchen, feierte Russlands Präsident Wladimir Putin in Russland den Tag der Liebe, Familie und Treue. © Fotomontage ITAR-TASS/Imago/Efrem Lukatsky/dpa

Bei den Luftangriffen auf Kiew sollen laut dpa am Dienstagnachmittag mindestens 42 Menschen gestorben und 190 Menschen verletzt worden sein. Das Kinderkrankenhaus wurde nach vorläufigen Untersuchungen des UN-Menschenrechtsbüros von einer russischen Ch-101 direkt getroffen. Russland bestreitet die Tat und macht Trümmer einer ukrainischen Luftabwehrrakete für den Einschlag im Kinderkrankenhaus verantwortlich. Der ukrainische Staatssicherheitsdienst schrieb auf Telegram: „Die Schlussfolgerungen der Experten sind eindeutig – es war ein direkter Angriff.“

Russland feiert Liebe und Familie während Angriff auf Kinderkrankenhaus in Kiew

Das Entsetzen über den russischen Angriff in Kiew ist groß und könnte kaum widersprüchlicher sein. Denn während die russischen Streitkräfte ihren Angriff auf Kiew verübten, feierte Putin mit seinen Bürgern einen nationalen Familienfeiertag. Dieser Tag ist „der Bewahrung der Familienwerte gewidmet“, wie Newsweek die Website der Putin-Partei Einiges Russland zitiert.

Im Jahr 2022 unterzeichnete er ein Dekret, dass den Tag zu einem offiziellen Feiertag machte. „Für uns, für den Staat, kann es nichts Wichtigeres geben, als die Familie zu stärken“, so Putin am Tag des Angriffes auf Kiew bei einem Treffen mit Teilnehmern eines Wettbewerbs für russische Kinder.

Zudem sagte er: „Wenn Sie zu diesem Wettbewerb gegangen sind, einem Familienwettbewerb, bedeutet das, dass Sie sich nicht nur als Familienteam gefühlt haben, sondern auch bereit waren, zusammenzuarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Nichts eint die Menschen mehr als die Zusammenarbeit, um ein gemeinsames Ergebnis zu erreichen.“

Russland bombardiert Kinderkrankenhaus in der Ukraine – Putin feiert: „Was für ein Zynismus“

Auch in den sozialen Netzwerken ist die Entrüstung zu spüren. „Zur Feier des Tages der Familie, Liebe und Treue bombardiert Russland das größte Kinderkrankenhaus der Ukraine“, schrieb eine X-Nutzerin. „Das bombardierte Kinderkrankenhaus in Kiew ‚Ochmatdyt‘ ist eine Abkürzung für ‚Schutz von Mutterschaft und Kindheit‘. Gestern feierte Russland seinen Nationalen Tag der Familie, Liebe und Treue. Lassen Sie das auf sich wirken“, so eine weitere Userin. „Was für ein Zynismus“, schrieb eine weitere Nutzerin.

Die Vereinten Nationen rückten den Luftangriff in einer Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats in die Nähe eines Kriegsverbrechens. „Ich möchte diesen Rat daran erinnern, dass Krankenhäuser nach dem humanitären Völkerrecht besonderen Schutz genießen. Vorsätzliche Angriffe auf ein geschütztes Krankenhaus sind ein Kriegsverbrechen und die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte Joyce Msuya, die amtierende Chefin des UN-Nothilfebüros Ocha, vor dem Weltsicherheitsrat in New York. Allerdings besitzt Russland im Weltsicherheitsrat ein Vetorecht, weshalb ein Vorgehen gegen Moskau ausgeschlossen werden kann. (vk)

Auch interessant

Kommentare