Russische Frauen werfen Putin „schrecklichen Fehler“ im Ukraine-Krieg vor

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Proteste im September 2022 in Moskau gegen Putins Teilmobilisierung © Mikhail Tereshchenko/Imago

Der britische Geheimdienst findet die Proteste in Russland „bemerkenswert“: Frauen russischer Soldaten äußern sich in deutlicher Sprache zum Ukraine-Krieg.

Moskau – Wachsender Unmut unter russischen Frauen ist bereits den britischen Geheimdiensten aufgefallen. Jetzt haben die Ehefrauen russischer Soldaten einen Appell veröffentlicht. Sie werfen Kremlchef Wladimir Putin „Verrat“ am eigenen Volk und „leere Versprechungen“ vor. Grund ist die Teilmobilmachung im Ukraine-Krieg.

Es ist nicht der erste dieser Art. Bereits vergangenen Herbst gab es in Russland Proteste gegen die geplante Einziehung von etwa 300.000 russischen Reservisten. Aus dem neuen Appell vom 27. November auf dem Telegram-Kanal „The Way Home“ hat Newsweek einige Aussagen ins Englische übersetzt. „Multinationales Volk Russlands!“, steht da laut dem Bericht. „Unsere Tragödie, die wir nicht allein ertragen können, spielt sich direkt vor Ihren Augen ab!“

Anti-Kriegs-Appell russischer Frauen: „Schrecklicher Fehler“

Weiter hieß es: „Wir sind am Arsch, und Ihr seid am Arsch. Wir erinnern uns, wie der Präsident versprach, dass Reservisten nicht einberufen würden, dass Aufgaben in der Ukraine nur von professionellen Freiwilligen erledigt würden. Und dann wurden unsere Lieben in die Ukraine gebracht.“ Viele würden von der Kriegsfront in der Ukraine nie zurückkehren. „Die Mobilisierung hat sich als schrecklicher Fehler erwiesen.“

Lage im Ukraine-Krieg verschärft Proteste in Russland

Der Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London zum Ukraine-Krieg hatte das Leid der russischen Soldaten-Frauen jüngst auch zum Thema. Demnach gingen am 7. November wohl zum ersten Mal seit dem Beginn der russischen Invasion Frauen russischer Soldaten in Moskau aus Protest auf die Straße und forderten die Rotation ihrer Männer vom Einsatz an der Front.

Zwar sei die Demonstration innerhalb weniger Minuten von der Polizei beendet worden, doch die Forderung sei bemerkenswert, befanden die Briten. „Der anscheinend unbegrenzte Kampfeinsatz von Personal ohne Rotation wird zunehmend von den Soldaten selbst als auch deren Angehörigen als nicht nachhaltig betrachtet“, so die Mitteilung.

US-Denkfabrik: Putins Soldaten leiden unter „Groll und Hilflosigkeit“

Der US-Thinkthank „RAND Corporation“ teilte im Juni in einem Bericht mit, dass in der Ukraine kämpfendes russisches Personal seit Putins Dekret das Militär nicht verlassen dürfen. Dies gelte, bis diese Phase der Teilmobilisierung durch ein anderes Dekret beendet werde.

„Derzeit sind die einzigen Auswege – abgesehen vom Tod im Kampf – das Erreichen des Rentenalters, die Entlassung aus medizinischen Gründen oder eine Inhaftierung“, zitierte Newsweek aus dem Bericht. Der „Kampfstress“ über längere Zeit verstärke bei russische Soldaten ein „Gefühl von Groll und Hilflosigkeit“, hieß es.

2024 in Russland laut Putin das „Jahr der Familie“

Zurück zum Appell der Soldaten-Ehefrauen in Russland: „Der Präsident erklärte 2024 zum Jahr der Familie“, klagten sie laut Newsweek über ihre absurde Situation. „Es ist ironisch, wenn man bedenkt, dass Frauen ohne ihre Männer weinen, Kinder ohne Väter aufwachsen und viele bereits Waisen sind.“ Weiterhin warfen sie dem Kreis um Putin vor „legalisierte Sklaverei“ im russischen Militär vor. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Vorwürfe zunächst nicht. (frs)

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