Heftige Verluste in der Ukraine: Putin zahlt Schweigegelder an russische Soldatenfrauen
Um Proteste in Russland zu verhindern, soll das Kreml-Regime von Moskau-Machthaber Wladimir Putin Soldatenfrauen Schweigegelder zahlen. Dennoch regt sich Unmut.
Moskau – Die Verluste Russlands im Ukraine-Krieg sind und bleiben heftig, während die Befehlshaber des Kreml-Regimes ihre Truppen bei der Kleinstadt Awdijiwka im Donbass weiter in fahrlässige Angriffe schicken.
Die Kämpfe dort treiben die Verlustzahlen (noch mehr als ohnehin schon) in die Höhe. So schrieb der britische Verteidigungsminister Grant Shapp am 27. November auf der Online-Plattform X (vormals Twitter), der russische Präsident Wladimir Putin schicke „sinnloserweise mehr Russen in den Tod als jemals zuvor seit Kriegsbeginn“.
Moskau zahlt russischen Soldatenfrauen wohl Schweigegeld wegen Verlusten im Ukraine-Krieg
In Zahlen: Laut Statistik des Datenforschers Ragnar Gudmundsson hat Moskau im November insgesamt etwa 28.550 Soldaten durch Tod oder Verwundung verloren, im Durchschnitt also 952 Soldaten pro Tag. Das britische Verteidigungsministerium schätzt mittlerweile mehr als 320.000 tote oder verwundete russische Soldaten seit Februar 2022. Mehr noch: Wie das Ministerium in London bei X in seiner Lageeinschätzung schreibt, zahlen die russischen Behörden Ehefrauen von Soldaten mittlerweile vereinzelt Schweigegeld, damit diese nicht öffentlich gegen den Militär-Einsatz ihrer Männer in der Ukraine protestieren.

Untersuchungen unabhängiger russischer Medien und Kommentare protestierender Ehefrauen würden darauf hindeuten, dass die Behörden den Familien in den vergangenen Wochen wahrscheinlich höhere Barzahlungen als Gegenleistung dafür angeboten hätten, dass sie „von Protesten absehen“, erklären britische Verteidigungsbeamte in ihrem täglich aktualisierten und bei X veröffentlichten Bericht zum Ukraine-Krieg.
Verwandte russischer Soldaten protestieren bei Telegram gegen Ukraine-Krieg
Der Kreml sorge sich laut des US-Nachrichtenmagazins Newsweek insbesondere wegen eines Telegram-Kanals, der übersetzt heißt: „Der Weg nach Hause“. Hinter diesem Account sollen sich Verwandte und Angehörige russischer Soldaten verbergen.
Der Telegram-Kanal hatte laut des Berichts am 27. November einen Appell veröffentlicht, wonach die russische Öffentlichkeit „verarscht“ worden sei. Das britische Verteidigungsministerium erklärte dazu, dass „eine bekannte Online-Gruppe für Soldatenfrauen ein Manifest gegen die .unbefristete Mobilisierung‘“ veröffentlicht habe.
Kreml unterdrückt Proteste verzweifelter Soldatenfrauen - nicht nur in Moskau
Wenige Tage später sei die Gruppe in dem Sozialen Netzwerk mit einem „falschen Warnhinweis“ markiert worden – wahrscheinlich auf Betreiben „kremlfreundlicher Akteure“. Der Telegram-Kanal habe verurteilt, dass „unsere Lieben in die Ukraine gebracht wurden“, obwohl Putin versprochen habe, dass Reservisten nicht einberufen würden, zitiert Newsweek aus dem Posting: „Viele werden nie zurückkehren. Die Mobilisierung erwies sich als schrecklicher Fehler.“
Die Behörden dürften sensibel auf Proteste im Zusammenhang mit den im September 2022 mobilisierten Bürgern reagieren, analysiert London. Kurz zuvor habe es in Moskau eine „kurzlebige Protestkundgebung“ von Ehepartnern russischer Soldaten gegeben, die von den Strafverfolgungsbehörden aber schnell wieder aufgelöst worden sei, berichtet Newsweek weiter.
Wohl mehr als 320.000 Soldaten tot oder verwundet
Getötete oder verwundete russische Soldaten: | 332.810 |
zerstörte oder durch die Ukraine erbeute Kampfpanzer: | 5580 |
zerstörte russische Schützen- und Radpanzer: | 10.401 |
verlorene Artilleriesysteme für Russland: | 7961 |
abgeschossene oder beschädigte russische Flugzeuge: | 323 |
eingebüßte Hubschrauber des Moskau-Regimes: | 324 |
Quelle: Ukrainischer Generalstab laut The Kyiv Independent, Stand 4. Dezember 2023. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig verifizieren.
Bekannter Panzerkommandant angeblich gefallen
Wie das investigative Nachrichtenportal iStories laut Reuters am Montag (4. Dezember) vermeldete, zählt zu den jüngsten russischen Verlusten offenbar der bekannte Panzerkommandant Wladimir Sawadsky. Er sei der siebte Generalmajor und der zwölfte ranghohe Offizier, dessen Tod Russland offiziell bestätigt habe, heißt es in dem Bericht. Dass zeitgleich Proteste verzweifelter Soldaten-Ehefrauen unterdrückt werden, passt ins Bild der autokratischen Herrschaft Putins.
Noch ein Beispiel: In Moskau kam es am Freitag (1. Dezember) zu Razzien in Nachtclubs und Bars Homosexueller. Weil Putins Kriegsmaschinerie trotz der immensen Verluste und Repressalien gegen die Zivilbevölkerung weiter läuft, forderte jetzt der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer (Die Grünen) sogar eine stärkere nukleare Abschreckung gegen Russland. Während der Kreml jetzt auch die Ehefrauen seiner Soldaten klein hält. (pm)