An der Front im Ukraine-Krieg: Nordkoreanische Soldaten desertieren offenbar aus Putins Reihen
Immer mehr deutet darauf hin, dass Russland im Ukraine-Krieg auch Soldaten aus Nordkorea einsetzt. Nun sollen 18 von ihnen desertiert sein.
Im Ukraine-Krieg sind offenbar 18 Soldaten aus Nordkorea, die auf der Seite Russlands gekämpft haben, desertiert. Das berichtet die südkoreanische Tageszeitung Choson Ilbo am Mittwoch (16. Oktober) unter Berufung auf einen ukrainischen Militärbeamten.
Demnach haben sich die Soldaten sieben Kilometer nordwestlich der russisch-ukrainischen Grenze, zwischen Bryansk und Kursk, von ihrer Einheit abgesetzt. „Die russischen Streitkräfte sind derzeit auf der Suche nach den Deserteuren“, sagte der ukrainische Beamte der Zeitung. „Die Soldaten wurden noch nicht festgenommen, und lokale russische Militäreinheiten versuchen Berichten zufolge, den Vorfall vor ihren Vorgesetzten zu verbergen.“
Unabhängig bestätigen lassen sich die Informationen nicht. Unklar ist zudem, ob sich tatsächlich nordkoreanische Soldaten in der Ukraine oder im russischen Grenzgebiet aufhalten. Allerdings deuten immer mehr Berichte darauf hin. So meldete die ukrainische Kyiv Post Anfang Oktober, dass sechs Nordkoreaner bei einem ukrainischen Raketenangriff nahe der besetzten Stadt Donezk ums Leben gekommen seien, drei weitere wurden demnach verletzt.
Nordkoreanische Soldaten sollen in der Ukraine bereits im Einsatz sein
Südkoreas Verteidigungsminister Kim Yong-hyun bezeichnete den Bericht wenig später als „sehr wahrscheinlich“ und verwies vor dem Parlament in Seoul auf ein Abkommen, das Moskau und Pjöngjang im Juni geschlossen hatten. Der Pakt zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und Nordkoreas Diktator Kim Jong-un ähnele „einem Militärbündnis“, so Kim. Es sei deshalb gut möglich, dass Nordkorea auch Soldaten in den Ukraine-Krieg entsende.
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf dem Kim-Regime vor, Soldaten in den Krieg gegen sein Land zu schicken. Es gebe eine gestärkte Allianz zwischen Moskau und Regimen wie jenem von Kim Jong-un in Pjöngjang, sagte Selenskyj am Wochenende in seiner abendlichen Videoansprache. „Es geht jetzt nicht mehr nur um Waffenlieferungen, sondern um die Eingliederung von Nordkoreanern in die Besatzungstruppen.“ Im September hatte Selenskyj vor den Vereinten Nationen Nordkorea als „de-facto-Komplizen“ im „kriminellen Krieg“ der Russen bezeichnet.
Bericht: „Mehrere Tausend“ Nordkoreaner bereiten sich auf Einsatz im Ukraine-Krieg vor
Wie viele Soldaten aus Nordkorea in der Ukraine im Einsatz sind, ist offen. Die Washington Post zitierte unlängst einen Mitarbeiter des ukrainischen Militärgeheimdienstes mit den Worten, „mehrere Tausend“ nordkoreanische Infanteriesoldaten würden in Russland ein Training absolvieren und könnten bis Ende des Jahres an die Front geschickt werden. Offiziere aus Nordkorea befänden sich bereits in russischen besetzten Gebieten in der Ukraine, um die Lage auf dem Schlachtfeld zu studieren. Man habe aber noch keine nordkoreanischen Soldaten kämpfen sehen, so der Geheimdienstmitarbeiter. Während sich die USA „besorgt“ über die Berichte über eine Beteiligung nordkoreanischer Soldaten am Ukraine-Krieg zeigten, sprach der Kreml von „Falschmeldungen“.
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Das Regime von Diktator Kim Jong-un hatte sich unmittelbar nach Kriegsbeginn an die Seite Russlands gestellt und später die Annexion der Regionen Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja durch den Kreml anerkannt. Geheimdienstberichten aus den USA und Südkorea zufolge liefert Nordkorea zudem massenhaft Munition an die Front, auch nordkoreanische Raketen sollen dort eingesetzt werden. Für Moskau ist Pjöngjang so zu einem der wichtigsten Verbündeten geworden, ohne den es seinen Angriffskrieg in der jetzigen Intensität wohl nicht führen könnte.
Nordkorea verschärft Konfrontation mit dem Süden
Für Nordkorea bringt die Zusammenarbeit mit Russland gleich mehrere Vorteile. So verhinderte Russland neue UN-Sanktionen gegen Pjöngjang und stoppte die Arbeit eines Expertengremiums der UN, das für die Überwachung der Sanktionen zuständig war. Auch soll Nordkorea Devisen, Lebensmittel und Treibstoff von Russland erhalten. Experten vermuten zudem, dass Russland das nordkoreanische Waffen- und Atomprogramm mit Know-how und Komponenten unterstützt.
Nordkorea testet immer wieder ballistische Raketen, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden und die gesamten USA erreichen könnten. Vor allem gegen Südkorea hat das Regime in Pjöngjang zuletzt seine Drohgebärden massiv verschärft und einer friedlichen Wiedervereinigung eine Absage erteilt. Anfang dieser Woche begann Nordkorea zudem damit, Verkehrsverbindungen in den Süden zu sprengen.