„Putin hat die Ukraine für immer verloren“ – Russlands Kriegsziele nicht mehr erreichbar?

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Die Ukraine scheint sich im Krieg gegen Russland zu behaupten. Das sagt zumindest Nato-Generalsekretär Stoltenberg. Hat Putin seine Kriegsziele verfehlt?

Brüssel – Der Ukraine-Krieg wird bald ins dritte Jahr gehen. Damit verbunden sind massives Leid in der ukrainischen Bevölkerung und anhaltend hohe Verluste für die Armeen beide Länder. Wie stehen die Chancen der Ukraine im Kampf gegen Wladimir Putins Invasionstruppen? Im Interview mit der Deutschen Presseagentur (dpa) zeigt sich Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg vorsichtig zuversichtlich.

„Die Situation auf dem Schlachtfeld ist schwierig“, sagt der Generalsekretär. Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, konnte in den letzten Wochen keine großen Erfolge an der Front verbuchen. Trotzdem müsse man sich die bisherigen Erfolge gegen den vormals als übermächtig angesehenen Feind ins Gedächtnis rufen.

Nato-Generalsekretär sieht „bemerkenswerte militärische Siege“ der Ukraine

Zu Beginn des russischen Angriffskriegs habe niemand damit gerechnet, dass die Ukraine so lange durchhalten würde. Die meisten Experten hätten befürchtet, „dass Russland innerhalb von Tagen die Kontrolle über Kiew übernehmen würde - auch hier bei der Nato“, sagt Stoltenberg. Trotzdem hätte die Ukraine über 50 Prozent der besetzten Gebiete wieder zurückerobert.

Wolodymyr Selenskyj mit einem Soldaten an der Front
Wolodymyr Selenskyj (2.v.l.), Präsident der Ukraine, wie er während eines Besuchs in einem Kommandoposten an der Front über die Kriegssituation informiert wird. © picture alliance/dpa/Planet Pix via ZUMA Press Wire | Pool /Ukrainian Presidentia

„Sie haben große Schlachten in Kiew, Charkiw und Cherson gewonnen - das sind bemerkenswerte militärische Siege.“ Die Ukraine habe sich damit gegen Russland behauptet und dem Aggressor schwere Verluste zugefügt. Das Land zeigt sich im Krieg als souverän und unabhängig. Damit habe Russland den eigentlichen Sinn seiner Invasion verfehlt.

Putins Plan gegen die Ukraine ging nicht auf

„Der vorgeschobene Zweck dieser Invasion war es, zu verhindern, dass die Ukraine sich in Richtung Nato und Europäische Union bewegt. Putin will ein Europa, in dem Russland seine Nachbarn dominieren kann“, bewertet Stoltenberg die Pläne des russischen Machthabers. Mit dem erfolgreichen Widerstand der Ukraine seien die Pläne nun geplatzt.

Im Kriegsverlauf sei die Ukraine weiter als jemals zuvor an den Westen und die Nato herangerückt. Der russische Machthaber habe die Ukraine für immer verloren. Außerdem sei Russland „politisch isoliert“ und soll während dem Krieg massive Verluste zu beklagen haben. „Die Inflation steigt, der Lebensstandard sinkt.“

Nato-Länder müssen Unterstützung für die Ukraine „hochfahren“

Es sei die richtige Entscheidung gewesen, die Ukraine mit allen Mitteln zu unterstützen. Diese Hilfen sind im Moment jedoch rückläufig. Der Nato-Generalsekretär sagt im dpa-Interview, die Verbündeten sollten „Vereinbarungen über den Export an Drittländer ändern können, um mehr Unterstützung für die Ukraine zu ermöglichen.“ Die Produktion für die Ukraine müsse generell hochgefahren werden.

Doch nicht nur die Unterstützung durch Verbündete soll für den Erfolg der Ukraine verantwortlich sein. Das liege vor allem an der Entschlossenheit der ukrainischen Streitkräfte. Gemeinsam mit westlicher Unterstützung könne man der Ukraine zum Sieg verhelfen.

Stoltenberg: Ukraine so nah an der Nato wie niemals zuvor

Dass der russische Präsident seine Ziele grundlegend ändern wird, sieht Stoltenberg als unwahrscheinlich. „Er wird weiter versuchen, mehr Gebiete zu besetzen. Das ist der Grund, warum er zusätzliche Kräfte mobilisiert, warum er seine Wirtschaft in den Kriegsmodus versetzt hat.“ Die Ukraine habe gezeigt, sich gegen dieses Vorhaben wehren zu können, egal ob Putin am 17. März 2024 die Wahl in Russland erneut für sich entscheiden wird.

Über einen möglichen Nato-Beitritt der Ukraine hält sich Stoltenberg noch bedeckt. „Es ist noch zu früh zu sagen, wann eine Einladung erfolgen wird“, sagt er im Interview. Die Ukraine sei so nah an der Nato wie niemals zuvor. Er fügt hinzu: „Ich bin mir absolut sicher, dass sie das Ziel irgendwann erreichen wird.“ (nhi)

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