Neue Umfrage zur US-Wahl: Bei einer Wählergruppe liegt Harris deutlich vor Trump

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Junge Frauen wollen für Harris stimmen. Die Umfragen vor der US-Wahl sind so knapp, dass das Ergebnis unvorhersehbar ist. Trump droht, die Demokratie zu zerschlagen.

Washington D.C. – Ein Drittel der Wählerinnen und Wähler unter 30 Jahren möchte bei der US-Wahl im November für den Ex-US-Präsidenten Donald Trump stimmen. Die Hälfte hingegen sei sich sicher, für Vizepräsidentin Kamala Harris stimmen zu wollen. Das ergab eine Umfrage des US-Senders ABC in der Altersgruppe. Abseits dessen sind die Umfrage-Ergebnisse vor der US-Wahl in allen wichtigen Swing States viel zu knapp, um mehr als ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die US-Präsidentschaft vorhersagen zu können. In der letzten Umfrage des Siena College für die New York Times vor der Wahl lagen Trump und Harris mit jeweils 48 Prozent gleichauf.

Donald Trump zeigt Videos der US-Vizepräsidentin und demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris während einer Wahlkampfveranstaltung in der Gas South Arena in Duluth, Georgia, am 23. Oktober 2024.
Donald Trump zeigt Videos der US-Vizepräsidentin und demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris während einer Wahlkampfveranstaltung in der Gas South Arena in Duluth, Georgia, am 23. Oktober 2024. © Christian Monterrosa/AFP

Umfragen vor US-Wahl knapp – Das Ergebnis ist nicht absehbar

Entscheidend für das Ergebnis der US-Wahl, die nächste Präsidentin oder den nächsten Präsidenten, ist allerdings nicht, eine Mehrheit der Stimmen in der Bevölkerung auf sich zu vereinen, sondern eine Mehrheit im Wahlleute-Gremium, dem Electoral College zu erreichen. Für die Präsidentschaft braucht es 270 Stimmen, die in den 50 Bundesstaaten zu gewinnen sind. Relevant sind hierbei allerdings nur eine Handvoll von zwischen den Parteien umkämpften Swing States. In den Bundesstaaten Michigan, Wisconsin, Nevada, Pennsylvania, North Carolina und Georgia liegen Harris und Trump im gewichteten Umfrageschnitt der NYT innerhalb der statistischen Schwankungsbreite, also der Grenze der sozialwissenschaftlichen Messbarkeit des Wählerwillens.

Junge Männer eher offen für Trump – Harris vor US-Wahl im Vorteil bei jungen Frauen

Unter den Jugendlichen, das zeigte die ABC-Umfrage, zeigte sich klar, dass befragten jungen Männer eher Trump zuneigten, während junge Frauen eher für Harris stimmen wollten. 46 Prozent der jungen Männer und 30 Prozent der Frauen glaubten, Trump sei für das Amt geeignet. Für Trump stimmen wollen der Umfrage zufolge, 40 Prozent der Männer und 26 Prozent der Frauen. Die Ergebnisse passen in einen globalen Trend, den Anfang 2024 eine Studie der Financial Times zeigte: Junge Männer würden immer mehr konservativ-autoritäre Einstellungen vertreten, während junge Frauen immer liberaler werden würden.

Taylor Swifts Wahlempfehlung für Harris bei jungen US-Wählern kaum relevant

Die größten Sorgen der jungen Menschen in den USA seien, so die Umfrage, die grassierende Inflation und die steigenden Lebenshaltungskosten, die jeweils circa ein Drittel der Befragten beider Geschlechter als wichtigstes wahlentscheidendes Thema angab. 13 Prozent der befragten Frauen und lediglich vier Prozent der Männer war das Recht auf Abtreibung das wichtigste wahlentscheidende Anliegen. Beinahe die Hälfte der befragten Frauen wolle ihre Wahlentscheidung völlig davon abhängig machen. 13 Prozent der Männer und neun Prozent der Frauen gaben die Bedrohung der Demokratie als wichtigstes Thema an. Entgegen medialer Spekulationen gaben lediglich elf Prozent der Befragten an, dass Taylor Swifts Wahlempfehlung für Harris sie in deren Sinne beeinflusst habe. Zentral für die Entscheidung sei stattdessen, bei Republikanern wie Demokraten, das persönliche Umfeld.

Experten waren vor „Tyrannei der Minderheit“ nach Trumps Sieg bei US-Wahl

Die Bedrohung für die US-Demokratie diagnostizierten unter anderen Steven Levitsky und Daniel Ziblatt, Politologen an der Elite-Universität Harvard, in ihrem bereits im April erschienen Buch „Tyrannei der Minderheit“. Ihnen nach ist Trumps politisches Projekt darauf ausgerichtet, mit und für eine Minderheit der US-Bevölkerung zu regieren. Es bestehe sogar die Gefahr, dass Trump und andere autoritäre und rassistische Akteure in und um die Republikaner versuchen würden, diskriminierte Gruppen, etwa Schwarze von den Wahlen auszuschließen. In diversen republikanisch regierten Bundesstaaten gibt es seit Jahren Bestrebungen, nicht-weiße und liberale Wählerinnen und Wähler am Abstimmen zu hindern, oder ihre Stimmen durch Manipulation der Wahlkreisgrenzen irrelevant werden zu lassen.

„Projekt 2025“ – Trumps Umfeld plant den Umsturz der US-Demokratie

Konkretisiert wurde die Möglichkeit, dass eine rechtsradikale Minderheit die USA regiert durch das sogenannte „Projekt 2025“ der ultrarechten Heritage-Stiftung, einer Denkfabrik, für die viele Ex-Trump-Mitarbeiter arbeiten. Die Stiftung plant in einer zweiten Trump-Präsidentschaft beinahe alle Staatsmacht in der Hand des Präsidenten zu zentrieren, weite Teile des liberalen Staatsapparats, etwa bundesweite Strafverfolgungsbehörden zu zerschlagen, sowie eine frauenfeindliche Anti-Abtreibungs-Politik und eine klar völkerrechtswidrige Migrationspolitik. (kb)

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