Trotz Vorsprung bei Umfragen zur US-Wahl: Für Harris und Trump kommt es auf ganz wenige Stimmen an
Swing States spielen eine zentrale Rolle bei der US-Wahl 2024. Wenige Stimmen entscheiden über Sieg und Niederlage – Umfragendeuten auf ein knappes Rennen hin.
Washington, D.C. – In den USA wählen im November etwa 250 Millionen Wahlberechtigte ihren nächsten Präsidenten. Das Ergebnis der US-Wahl 2024 könnte jedoch von deutlich weniger Stimmen abhängen. Einige Bundesstaaten in den USA gelten nämlich als sogenannte Swing States, also Staaten, die nicht eindeutig einer Partei zugeneigt sind. Wer die Wahl im November am Ende für sich entscheiden will, ist vor allem auf den Erfolg in diesen umkämpften Landesteilen angewiesen.
In den Umfragen zeigt sich aktuell ein knappes Rennen zwischen dem Republikaner Donald Trump und seiner demokratischen Kontrahentin Kamala Harris. Aktuelle Zahlen des Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag des US-Sender ABC News zeigen jedoch einen Vorsprung für Harris. Demnach führt die Vize des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden mit 50 Prozent. Auf Trump entfallen dabei 46 Prozent der Stimmen. Im Durchschnitt aller Umfragen liegt Harris etwa 3,2 Punkte vor Trump.
0,3 Prozent Vorsprung – Biden gewann bei der US-Wahl nur knapp gegen Trump
Wie knapp es bei den US-Wahlen werden kann, zeigen die Wahlergebnisse der vorangegangenen Wahl aus 2020. So gewann Biden die Wahl im Bundesstaat Arizona laut offiziellem Ergebnis mit einem Vorsprung von lediglich 10.457 Stimmen. In Relation betrachtet sind das lediglich 0,3 Prozentpunkte der insgesamt abgegebenen Stimmen. Ähnliche Ergebnisse wurden in den Bundesstaaten Georgia und Wisconsin erzielt.
Das Wahlsystem in den USA verfügt mit dem Electoral College über ein spezielles Wahlverfahren, in dem sogenannte Wahlleute über die Ernennung des nächsten US-Präsidenten verfügen. Für wen die 538 Wahlleute des Electoral Colleges stimmen, orientiert sich grundsätzlich an den Wahlergebnissen in den einzelnen Bundesstaaten. Erreicht ein Kandidat oder eine Kandidatin mindestens 50 Prozent der Stimmen, hat er oder sie die Wahl in diesem Staat für sich entschieden. Wie viele Wahlleute ein Kandidat oder eine Kandidatin in einem Bundesstaat gewinnen kann, orientiert sich an der Zahl der dem Bundesstaat zugeteilten Kongressmitgliedern. Nur in den Staaten Maine und Nebraska werden die Wahlleute proportional verteilt.
Meine news
Eine Ausnahme sind sogenannte Faithless electors (zu Deutsch: Treulose Stimmberechtigte), die entgegen dem Ergebnis im Bundesstaat für einen anderen Kandidaten stimmen. Das ist aufgrund der geringen Strafen und geheimen Wahl durch die Wahlleute grundsätzlich möglich, kommt in der Realität allerdings nur sehr selten vor. Staaten, in denen sich ein knappes Rennen zwischen den Kandidaten für die US-Wahl abzeichnet, nennt man auch Swing States – da sie weder zur demokratischen, noch zur republikanischen Partei neigen.
US-Wahl 2024 – Umfragen sehen knappes Rennen zwischen Trump und Harris in den Swing States
Die Swing States werden auch in der kommenden US-Wahl eine große Rolle spielen. Wie CNN berichtete, versuche Trump, die von Biden gewonnenen Staaten wieder zurückzugewinnen. Vor der Bekanntgabe von Bidens Rückzug aus dem Rennen um die US-Wahl 2024, ergaben Umfragen, dass Trump dieses Vorhaben in die Tat umsetzen könnte. Laut einer Erhebung des Siena Colleges im Auftrag der New York Times, führt Trump gegen Biden in den Swing States Wisconsin, Pennsylvania, Arizona, Michigan, Georgia und Nevada.
Es wird spannend im US-Wahlkampf
Seien Sie bestens informiert mit unserem kostenlosen US-Wahl-Newsletter. Beiträge unserer renommierten Partner, wie der Washington Post, liefern Ihnen die US-Perspektive. Übersetzt in deutscher Sprache. Hier geht’s zum Abo des US-Wahl-Kompakt-Newsletters.
Doch wie es scheint, kann Trump den Vorsprung gegen die Demokraten nicht halten. Nachdem Harris ihre Kandidatur für das Amt der US-Präsidentin verkündet hatte, konnte sie den Republikaner in den Umfragen regelmäßig übertrumpfen – und das auch in den Swing States. Die Staaten, in den Trump gegen Biden noch vorne lag, gehen laut neuster Umfragen allesamt an Harris. Damit liegt die Vize-Präsidentin in allen sieben umkämpften Swing States vor ihrem Kontrahenten Trump.
Umfragen sehen Harris vor Trump – Swing States vor US-Wahl 2024 hart umkämpft
Harris kann sich in diesen Staaten einem Sieg aber nicht allzu sicher sein. Denn wie ein gewichteter Durchschnitt von Umfragen laut der Nachrichtenwebsite FiveThirtyEight ergab, führt Harris in vielen der umkämpften Bundesstaaten mit weniger als einem Prozent.
Swing State | Vorsprung Harris in Prozent |
---|---|
Arizona | 0,2 |
Georgia | 0,4 |
Michigan | 2,4 |
Nevada | 0,8 |
North Carolina | 0,4 |
Pennsylvania | 1,2 |
Wisconsin | 3,2 |
Quelle: FiveThirtyEight (Stand: 1. September)
Die US-Wahl 2024 wird vor allem dadurch entschieden, wer die Swing States für sich gewinnen kann. Während andere Staaten relativ sicher einer Partei zugeneigt sind, können Kandidatinnen und Kandidaten in den umkämpften Gebieten dringend notwendige Stimmen für sich gewinnen. Weil eine reine Mehrheit darüber entscheidet, ob alle Wahlleute eines Bundesstaates an Harris oder Trump gehen, könnte theoretische eine einzige Stimme über den Ausgang der US-Wahl 2024 entscheiden.
Wahlkampf in Swing States vor US-Wahl 2024 – Millionen-Kampagne gegen Trump
Wie umkämpft die Swing States in den USA sind, zeigt auch eine neue Kampagne von Trump-Gegnern, die in insgesamt fünf der hart umkämpften Staaten Stimmung gegen den Ex-Präsidenten machen. Wie CBC News berichtete, habe eine Gruppe von Republikanern einen Aufruf gestartet, um Menschen von der Wahl von Trump abzuhalten. Unter dem Motto „Republican Voters Against Trump“ sprechen sich Anhänger der republikanischen Partei dafür aus, bei der US-Wahl 2024 für Harris zu stimmen.
Es wird spannend im US-Wahlkampf
Seien Sie bestens informiert mit unserem kostenlosen US-Wahl-Newsletter. Beiträge unserer renommierten Partner, wie der Washington Post, liefern Ihnen die US-Perspektive. Übersetzt in deutscher Sprache. Hier geht’s zum Abo des US-Wahl-Kompakt-Newsletters.
Die Kampagne ziele vor allem auf unentschlossene und konservative Wähler ab, berichtete USA Today. Mit etwa 11,5 Millionen US-Dollar wurden wohl mehrere Anzeigen geschaltet und Plakatwände gemietet, die diese Wählergruppe erreichen sollen. Laut einem Bericht der New York Times habe die Gruppe bereits Anfang des Jahres 50 Millionen Dollar für eine Anti-Trump-Kampagne aus. (nhi)