US-Wahl und Börse - Trump vs. Harris: Welche Rolle spielt die US-Präsidentschaftswahl für die Börse?
Historisch betrachtet reagieren die Aktienmärkte nicht einheitlich auf Wahlergebnisse, da sie von vielen Faktoren abhängen. Dennoch gibt es unterschiedliche Erwartungen: Trump wird oft als „pro-business“ wahrgenommen, vor allem wegen seiner Steuersenkungs- und Deregulierungspolitik. Unter seiner Präsidentschaft verzeichneten die Börsen 2017 einen deutlichen Aufwärtstrend, begünstigt durch seine Steuerreform, die den Unternehmensgewinnen zugutekam. Gleichzeitig sorgte seine „America First“-Politik für Unsicherheit, etwa durch den Handelskrieg mit China.
Trump setzt auf Deregulierung, Harris auf Nachhaltigkeit und Stabilität
Als Demokratin würde Kamala Harris wahrscheinlich eine Politik fortsetzen, die sich stärker auf Regulierung, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit konzentriert. Während eine stärkere Regulierung kurzfristig Investitionen bremsen kann, könnten nachhaltige Sektoren wie erneuerbare Energien langfristig davon profitieren. Auch eine stabilere geopolitische Lage könnte das Vertrauen der Märkte stärken.
Derzeit wird davon ausgegangen, dass Trumps Politik kurzfristige Impulse durch Steuererleichterungen und Deregulierung geben könnte, während Harris auf Stabilität und Nachhaltigkeit abzielt, was sich langfristig positiv auswirken könnte.
Börse wird stärker von Geldpolitik und technologischem Fortschritt beeinflusst
Auch wenn Präsidentschaftswahlen kurzfristig zu starken Schwankungen führen können, haben langfristig andere Faktoren wie die Geldpolitik der Zentralbanken, makroökonomische Entwicklungen und technologische Innovationen einen größeren Einfluss. Historische Daten zeigen, dass die Aktienmärkte unter Präsidenten beider Parteien gestiegen sind, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. So sind die Börsen unter Obama deutlich gestiegen, obwohl die Demokraten traditionell als weniger wirtschaftsfreundlich gelten.
Letztlich könnte es für die Märkte weniger entscheidend sein, wer Präsident wird. Wichtiger sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Weltkonjunktur. Ebenso entscheidend ist, wie der Präsident mit Krisen (wie in der Vergangenheit etwa die COVID-19-Pandemie oder die Finanzkrise 2008) umgeht und inwieweit die Zentralbank die Märkte weiterhin unterstützt.
Umwelttechnologie vs. traditionelle Energiewirtschaft
Erneuerbare Energien und Umwelttechnik: Dieser Sektor dürfte unter Harris boomen, denn die Demokraten setzen sich stark für den Klimaschutz ein. Sie könnten hohe Investitionen in grüne Technologien fördern und strengere Umweltauflagen erlassen, was Solar- und Windenergie sowie der Elektromobilität zugute käme.
Traditionelle Energie- und Ölindustrie: Ein Sieg von Harris könnte hingegen die fossile Energieindustrie unter Druck setzen, da strengere Umweltauflagen und CO2-Reduktionen die Branche belasten könnten. Trumps Äußerungen wie „drill, baby, drill“ und seine Ablehnung erneuerbarer Energien als „scam business“ (The Guardian, 02.2024) deuten hingegen darauf hin, dass der fossile Sektor unter ihm besser dastehen könnte.
Technologie und Big Tech: Beide Kandidaten könnten gemischte Auswirkungen auf Big Tech haben. Trumps lockere Regulierung und niedrige Steuern haben diesen Sektor in den letzten Jahren begünstigt. Viele der großen Tech-Konzerne stehen nun jedoch unter kartellrechtlicher Beobachtung, was sich unter beiden Präsidenten fortsetzen dürfte.
Pharmaindustrie: Unter einer demokratischen Führung könnte der Druck auf Pharmakonzerne zunehmen, die Preise zu senken, was die Margen insbesondere bei Medikamenten in den USA schmälern könnte. Auch Trump hatte Maßnahmen in diese Richtung angekündigt, Harris könnte jedoch entschlossener vorgehen.
Finanzsektor: Banken könnten unter einer Harris-Präsidentschaft mit einer stärkeren Regulierung konfrontiert werden. Trump steht für eine Deregulierung, die den Finanzsektor in den letzten Jahren stark unterstützt hat. Wenn Harris jedoch für stabilere Rahmenbedingungen sorgt, könnten die Finanzmärkte langfristig auch davon profitieren, wenn sie sich auf solide und berechenbare Grundlagen stützen können.
Fazit
Aus heutiger Sicht erscheint ein klarer Sieg für keinen der Kandidaten wahrscheinlich. Die Auswirkungen auf die einzelnen Sektoren dürften daher begrenzt sein, da keine Partei vollständig durchregieren kann und Kompromisse notwendig sein werden. Entsprechend geringer dürften die Einflüsse auf die jeweiligen Rahmenbedingungen sein.