Vor US-Wahl 2024: Donald Trump dreht im Wahlkampf gegen Harris auf
Donald Trump hält sich im Rennen um die US-Wahl 2024 nicht zurück. Dabei greift er nicht nur einmal zu Falschbehauptungen – zeigt sich das in den Umfragen?
Washington, D. C. – Die US-Wahl 2024 steht in wenigen Wochen bevor – und bei den Präsidentschaftskandidaten macht sich endgültig Wahlkampfstimmung bemerkbar. Für Donald Trump liegt die Betonung vor allem auf „Kampf“, denn der Republikaner teilt während seiner Wahlkampfveranstaltungen massiv gegen die politische Konkurrenz aus. Er selbst inszeniert sich dabei als „Beschützer“ der Frauen.
In Pennsylvania, einem wichtigen Swing State, warnte Trump vor einer Präsidentschaft der demokratischen Kandidatin Kamala Harris. „Wir haben das vier Jahre lang durchgemacht, wir werden keine weiteren vier Jahre haben“, so Trump zu seinen Anhängern am Dienstag in Indiana (Pennsylvania). „Sie ist schlimmer als Joe Biden“, so Trump weiter. „Der Typ ist inkompetent und sie ist ebenfalls inkompetent.“
„Sie will euch eure Waffen wegnehmen“ – Trump schießt vor US-Wahl 2024 gegen Harris
Trump ist sich seines Wählerklientels wohl ziemlich bewusst. Während seiner Rede forderte er explizit Waffenbesitzer und Christen dazu auf, am Wahlabend für ihn zu stimmen. Dabei warnt er davor, dass die Demokraten den Besitz von Waffen einschränken könnten. „Sie will euch eure Waffen wegnehmen“, so Trump. Die Menge reagiert mit lauten Buh-Rufen. Wer seine Pistolen und Gewehre behalten wolle, der solle seine Stimme den Republikanern geben, so die Botschaft.

Das Harris-Lager hat diese Behauptung bereits mehrfach verneint. „Wir nehmen niemandem die Waffen weg. Ich unterstütze den zweiten Verfassungszusatz“, sagte Harris gegenüber dem Regionalsender WPVI-TV in Pennsylvania. Sie selbst, sowie ihr designierter Vize Tim Walz seien selbst Waffenbesitzer. Die Demokratin plane lediglich den Besitz von Sturmgewehren zu verbieten. „Sie sind buchstäblich Werkzeuge des Kriegs. Sie wurden buchstäblich entwickelt, um eine Menge Menschen schnell zu töten“, so ihre Begründung.
„Beschützer“ der Frauen – Trump kämpft vor US-Wahl um wichtige Wählergruppe
Bei einer Wählerschicht hat Trump in den USA jedoch Schwierigkeiten. Zwar scheint Trump mit einer Zustimmungsrate von 52 zu 40 Prozent bei Männern in den USA einen Vorsprung gegenüber Harris zu haben, wie NBC News berichtete. Bei Frauen liegt der Republikaner aber wohl hinter der Vize-Präsidentin. Demnach würden sich 58 Prozent der befragten Wählerinnen für Harris entscheiden – Trump kommt in der NBC-Umfrage gerade mal auf 37 Prozent.
Dieser massive Vorsprung von Harris könnte Trump gefährlich erden. So wirkt der Versuch, sich bei seinem Wahlkampfauftritt in Indiana selbst zum „Beschützer“ der Frauen zu ernennen, zwar folgerichtig, mit seinem Hintergrund aber wenig glaubhaft. Sollte er gewählt werden, würden Frauen „nicht länger im Stich gelassen, einsam oder verängstigt sein“, so Trump. Dabei ist seine Partei maßgeblich für die teilweise extrem harten und für Frauen gefährlichen Abtreibungsregeln in den USA verantwortlich.
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Zudem hängen ihm vergangene Äußerungen, wie der berühmte „grab her by the pussy“-Satz aus dem Wahlkampf 2016, nach. Trump wurde außerdem im Prozess um Schweigegeldzahlungen an die Erotikdarstellerin Stormy Daniels, mit der er eine Affäre gehabt haben soll, verurteilt.
Trump macht Migration zu zentralem Thema bei US-Wahl – „Pennsylvania wird nicht mehr Pennsylvania sein“
Eines der prominentesten Themen im Wahlkampf ist die Migrationspolitik der Demokraten. Trump schießt schon lange gegen Harris, die als Vize-Präsidentin unter Biden für die Grenzsicherung zuständig ist. „Wenn Kamala Harris diese Wahl gewinnt, wird sie die Städte und Gemeinden in Pennsylvania mit illegalen Migranten aus aller Welt überschwemmen“, schrieb Trump dazu auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social. „Und Pennsylvania wird nicht mehr Pennsylvania sein.“
Der Republikaner schreckt auch hier nicht vor Falschaussagen zurück. So verbreitete er bei einem TV-Duell gegen Harris die Verschwörungserzählung, Migranten aus Haiti würden die Haustiere von US-Bürgern in Springfield (Ohio) töten und essen. Diese Erzählung hat für viele Menschen echte Konsequenzen in der Kleinstadt. Gegenüber der Haitian Times erzählten Familien davon, dass sie ihre Kinder zur Sicherheit nicht mehr in die Schule schicken würden.
„Ich kann nicht einmal mehr mein Haus verlassen, um zu Wallmart (Supermarkt Anm. d. R.) zu gehen“, beschrieb eine Frau mit haitianischem Migrationshintergrund. „Ich werde umziehen müssen, weil diese Gegend nicht mehr gut für mich ist.“
Umfragen zur US-Wahl 2024 sagen knappes Rennen zwischen Trump und Harris voraus
Bei den anhaltenden Lügen von Trump, die ebenfalls von dessen Vize J. D. Vance mit aufgegriffen werden, handelt es sich wohl um nüchternen Wahlkampf. „Wenn ich Geschichten erfinden muss, damit die amerikanischen Medien tatsächlich auf das Leid des amerikanischen Volkes aufmerksam werden, dann werde ich das tun“, sagte Vance am 15. September gegenüber dem US-Sender CNN. Doch lohnt es sich, sich im Rennen um die US-Wahl in Falscherzählungen zu verstricken?
Die Umfragen zur US-Wahl fallen so knapp aus, dass wohl das in diesem Jahrhundert engste Rennen um die US-Präsidentschaft bevorsteht. Einer Erhebung der New York Times/Siena polls zufolge liegt Harris mit 50 Prozent drei Prozentpunkte vor Trump (47 Prozent). Die britische BBC sieht Harris in den nationalen Umfragen mit 48 zu 46 Prozent vor Trump. Bei FiveThirtyEight, die einen Mittelwert aus unterschiedlichen Umfragen errechnen, muss Trump ebenfalls einen knappen Rückstand zu Harris hinnehmen (48,3 zu 45,6 Prozent).
All diese Umfragen können den Ausgang der Wahl nicht klar bestimmen. Die Abstände zwischen den Kandidaten befinden sich überwiegend in der von den Instituten angegebenen Fehlerquote und könnten in Wahrheit gänzlich anders ausfallen. Für Trump scheint das Rennen jedoch trotz seiner verbalen Attacken gegen Harris knapper auszufallen, als ihm eigentlich lieb ist. In Pennsylvania schießt er zum Ende seiner Rede noch einmal gegen die Demokratin: „Wir müssen ihre Länder-zerstörende, liberale Agenda ein für alle Mal stoppen. Ihr müsst rausgehen und wählen.“ (nhi)