Ukraine-Krieg - Stimmen und Entwicklungen - Tage ohne Strom: Russischer Marinesoldat in eigenem Haus erfroren
Ukraine ringt weiter um ein verschärftes Mobilmachungsgesetz
Freitag, 12. Januar, 05.01 Uhr: Die Ukraine ringt zudem weiter um ein verschärftes Gesetz, das die Rekrutierung dringend benötigter Soldaten für die Front ermöglichen soll. Einen ersten Entwurf gab das Parlament erst einmal wieder an die Regierung zurück. „Einige Positionen verletzen direkt die Menschenrechte und andere sind nicht optimal formuliert„, schrieb der Fraktionschef der Präsidentenpartei “Diener des Volkes“, David Arachamija, auf Telegram. Verteidigungsminister Rustem Umjerow erklärte wenig später, eine neue Version sei bereits ausgearbeitet und werde demnächst vorgelegt.
Ex-Präsident Medwedew droht nach russischen Raketenschlägen wieder mit Atomwaffen
20.21 Uhr: Nach den jüngsten schweren Raketenschlägen gegen die Ukraine hat Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew erneut mit Atomwaffendrohungen für Aufsehen gesorgt. „Wie bekannt wurden dabei (bei den Angriffen) verschiedene Träger mit unterschiedlichen Ladungen benutzt, mit Ausnahme von atomaren. Noch!“, sagte Medwedew auf einer Sitzung der russischen Militär- und Rüstungskommission. Die jüngsten Attacken, bei denen beispielsweise in Kiew mehr als 30 Zivilisten ums Leben kamen, bezeichnete Medwedew dabei als „resultative Schläge gegen Militärobjekte“.
Auf Telegram legte der Vizechef im nationalen russischen Sicherheitsrat nach: Er warnte Kiew vor Versuchen, mit westlichen Raketen größerer Reichweite Raketenstartrampen auf russischem Gebiet zu beschießen. Dies sei „keine Selbstverteidigung, sondern eine direkte und offensichtliche Begründung für den Einsatz von Atomwaffen gegen ein solches Land“, schrieb Medwedew.
Zuvor hatte der ukrainische Luftwaffensprecher Jurij Ihnat erklärt, die Ukraine habe nicht die Ressourcen, um die Tausenden Raketen vom Typ S-300 in Russlands Waffenarsenal abzufangen. Es sei effektiver, die Abschussanlagen dieser Raketen mit Präzisionswaffen auszuschalten. Russland beschießt die Ukraine regelmäßig mit S-300.
Medwedew gilt seit Ausbruch des russischen Angriffskriegs als Hardliner und Scharfmacher. Er hat schon mehrfach mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Es gibt allerdings keine konkreten Hinweise darauf, dass Russland das derzeit tatsächlich vorhaben könnte.
Präsident Wladimir Putin hat vor mehr als 22 Monaten die Invasion des Nachbarlands befohlen. Trotz mehrerer Rückschläge hält Russland einschließlich der bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim nach wie vor rund ein Fünftel der Ukraine besetzt und sieht sich derzeit auf dem Siegerpfad.
Auch nach Ansicht von Experten hat Russland auf dem Schlachtfeld zuletzt die Initiative zurückgewonnen. Das liegt demnach auch daran, dass die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine stocken. Schätzungen zufolge verschießt Russland derzeit allein an Artilleriemunition etwa fünfmal soviel wie die Ukraine. Auch bei der Anzahl an Raketen und Drohnen besitzt Moskau ein großes Übergewicht.
Ukrainer trauern um an der Front getöteten Dichter
18.08 Uhr: Hunderte Trauernde haben am Donnerstag in Kiew Abschied von dem an der Front gefallenen ukrainischen Dichter und Soldaten Maxym Krywzow genommen. Viele trugen Blumen und die ukrainische Nationaflagge, als der Sarg des Toten - ebenfalls mit einer gelb-blauen Fahne geschmückt - in die St. Michaels-Kathedrale im Zentrum von Kiew getragen wurde.
Wegen seines dünnen Schnurrbarts war Krywzow in der Armee auch als „Dali“ bekannt - in Anlehnung an den berühmten spanischen Maler. An der Front, wo er sein erstes Buch verfasste, diente der Dichter als Maschinengewehrschütze.
Die Nachricht vom Tod des 33-Jährigen am Sonntag löste landesweit eine Welle der Trauer aus. Seine Gedichtsammlung war bereits im vergangenen Jahr veröffentlicht und vom ukrainischen Zweig der internationalen Schriftstellervereinigung PEN zu einem der besten literarischen Werke des Landes gekürt worden.
„Neunzig Prozent der Gedichte hier handeln vom Tod“, hatte Krywzow einen Tag vor seiner Tötung in Onlinediensten geschrieben. Dazu veröffentlichte er ein Bild, das ihn in Uniform mit einem Exemplar des Buchs neben einem Baum zeigt.
Der Leichnam des Schriftstellers wurde in der Kirche aufgebahrt, in der sich mehr als hundert Menschen versammelt hatten. „Wir beten für den Seelenfrieden des Kriegers Maxym“, sagte der Priester, der die Messe leitete. Den Schriftsteller bezeichnete er als „neuen Helden“. „Wir werden uns an ihn erinnern und unseren Kampf fortsetzen“, fügte er hinzu.
Krywzow soll in der westukrainischen Stadt Riwne beerdigt werden, aus der er stammt. Er hatte bereits 2014 im Osten der Ukraine gegen pro-russische Separatisten gekämpft.
Tage ohne Strom: Russischer Marinesoldat in eigenem Haus erfroren
14.40 Uhr: Ein russischer Marinekapitän ist in seinem Haus erfroren, nachdem ihm der Strom abgestellt worden war, so seine Familie gegenüber russischen Medien. Darüber berichtet die „Kyviv Post“.
Wie die Zeitung berichtet, wurder der 60-Jährige am 3. Januar tot in seinem Haus im Bezirk Wyborg von St. Petersburg an der Grenze zu Finnland gefunden. Sein Schwager erklärte, dass die Stromausfälle bereits am 29. Dezember des vergangenen Jahres begannen.
Russland hat derzeit mit größeren Problemen bei der Energieversorgung im Inland zu kämpfen, insbesondere in der Nähe von Moskau. In den letzten Wochen veröffentlichten lokale russische Telegram-Kanäle Fotos und Videos von Russen, die in ihren Höfen Lagerfeuer machten, und in ihren Häusern waren Heizkörper vor Kälte geplatzt.
Russische Rakete verletzt in Ukraine auch türkische Journalisten
Donnerstag, 11. Januar, 08.36 Uhr: Durch einen großangelegten Raketenangriff auf die ostukrainische Stadt Charkiw sind nach offiziellen Angaben zwölf Menschen verletzt worden, darunter auch türkische Journalisten. Eine umfunktionierte Flugabwehrrakete vom Typ S-300 sei am Mittwochabend gegen 22.30 Uhr ins Dach eines Hotels eingeschlagen, schrieb der Militärgouverneur von Charkiw, Oleh Synjehubow, am Donnerstagmorgen auf seinem Telegram-Kanal. Zuvor hatte er die Verletztenzahl mit neun angegeben. In dem Gebäude hielten sich seinen Angaben zufolge ausschließlich Zivilisten auf.
„Unter den Verletzten sind auch türkische Journalisten“, schrieb seinerseits der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow. Details nannte er dazu nicht. Neun der Verletzten mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Insgesamt waren zum Zeitpunkt des Angriffs etwa 30 Menschen im Hotel. Bildern zufolge ist das Gebäude völlig zerstört. Auch die Fahrzeuge in der Umgebung sind ausgebrannt.
Nato-Länder stellen Ukraine weitere Militärhilfe in Aussicht
22.09 Uhr: Die Nato-Länder haben der Ukraine weitere Militärhilfe gegen Russland in Aussicht gestellt. „Während Moskau seine Angriffe auf ukrainische Städte und Zivilisten intensiviert, verstärken die Nato-Verbündeten die Luftabwehr der Ukraine“, erklärte Bündnis-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch nach dem ersten Nato-Ukraine-Rat in diesem Jahr in Brüssel.
Die Bündnispartner hätten deutlich gemacht, dass sie der Ukraine weiterhin umfangreiche militärische, wirtschaftliche und humanitäre Hilfe leisten werden, hieß es in der Nato-Erklärung weiter. „Viele Bündnispartner haben Pläne für die Bereitstellung weiterer Fähigkeiten in Milliardenhöhe im Jahr 2024 vorgestellt.“ Details nannte das Bündnis nicht.
Die Allianz verwies unter anderem auf die jüngsten deutschen Lieferungen an die Ukraine. Sie umfassen laut einer Aufstellung der Bundesregierung aus der vergangenen Woche unter anderem das Luftverteidigungssystem Skynex mit Munition sowie neue Flugkörper für das Luftabwehrsystem Iris-T SLM. Zuvor hatte Deutschland zudem Patriot-Systeme an Kiew geliefert.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Partner bei einem Besuch im Baltikum vor nachlassender Unterstützung gewarnt. „Manchmal führt das Zögern unserer Partner in Bezug auf die finanzielle und militärische Unterstützung der Ukraine nur dazu, dass Russland mutiger und stärker wird“, sagte er in der litauischen Hauptstadt Vilnius.
Der Nato-Ukraine-Rat soll eine engere Abstimmung zwischen beiden Seiten ermöglichen. Das Gremium hatte beim Nato-Gipfel in Litauen im vergangenen Juli erstmals mit Selenskyj getagt.
- Mehr zum Ukraine-Konflikt lesen Sie auf den nächsten Seiten.