Lauschangriff zeigt Angst russischer Soldaten im Ukraine-Krieg: „Zur Hölle, ich muss hier raus“
In einem abgefangenen Telefonat gibt ein russischer Soldat, der sich in der besetzten Ukraine versteckt, seiner Frau Einblicke in die Situation an der Front.
Kiew – Ein abgefangenen Telefonat gibt seltene Einblicke über die Situation russischer Soldaten im Ukraine-Krieg: „Wir müssen endlich etwas tun. Zur Hölle, ich muss hier raus. Ich weiß nicht wie, aber wir müssen“, sagt der russische Soldat, der sich irgendwo in der besetzten Ukraine versteckt, zu seiner Frau am Telefon, wie die ukrainische Zeitung Kyiv Post berichtet.

Russischer Soldat in der Ukraine meldet sich bei seiner Frau: Kämpfer will zurück ins eigene Land fliehen
Weiter erzählt der desertierte Soldat, dass er unbedingt nach Russland fliehen wolle, um einer Hinrichtung oder weiteren tödlichen Angriffen zu entgehen. Der Anruf wurde vom ukrainischen Staatsprojekt „Ich will leben“ veröffentlicht, das die freiwillige Kapitulation russischer Soldaten erleichtern soll, berichtet die Kyiv Post.
„Wir bringen Sie an einen sicheren Ort, wo sie jemand auf Null setzt und wo die Gesetze tatsächlich funktionieren“, heißt es in der Erklärung des Projekts. Das Projekt wurde von der Hauptdirektion für Geheimdienstarbeit der Ukraine ( HUR ) ins Leben gerufen und zielt darauf ab, russischen Soldaten dabei zu helfen, sich sicher den ukrainischen Streitkräften (AFU) zu ergeben und ihr Leben zu retten.
Russland geht hart gegen Deserteure vor: Hinrichtungen oder Strafgruben warten auf Wehrdienstverweigerer
Denn mit Kriegsverweigerern geht Russland nicht zimperlich um. Deserteure und Wehrdienstverweigerer werden, wenn sie gefasst werden, in vielen Fällen gewaltsam zu ihren Einheiten zurückgebracht. Dort angekommen werden sie oft in eine Strafgrube geworfen, auf tödliche Missionen geschickt oder einfach an Ort und Stelle hingerichtet.
Deswegen sehe der Soldat seine Chance in der Flucht zurück über die Grenze. Denn angekommen im Heimatland Russland suche niemand mehr nach den fehlenden Soldaten. „Niemand sucht nach denen, die in Urlaub gehen. Von zehn Leuten, die weggehen, kommen nur ein oder zwei zurück.“ Aber der Soldat hat immer noch Angst, das Risiko einzugehen.
Unzufriedenheit wächst: Immer mehr russische Soldaten wollen Ukraine-Front verlassen
Die Unzufriedenheit unter den russischen Truppen wächst, da ihnen von ihren Kommandeuren immer unrealistischere Ziele vorgegeben und sie auf unnötig gefährliche Missionen geschickt werden. In mehreren Telefonaten, die kürzlich vom ukrainischen Militärgeheimdienst abgehört wurden, diskutieren einzelne Personen über Möglichkeiten, weitere Einsätze zu vermeiden, während die russische Zivilbevölkerung in Panik gerät, weil sie Angst hat, eingezogen zu werden.
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Seit September 2022 hat das unabhängige russische Medienprojekt Mediazona mehr als 7.300 Fälle vor Gericht dokumentiert, bei denen es um unerlaubtes Entfernen von der Truppe geht. Beim härtesten Vorwurf, der Desertation, hat sich die Zahl der Fälle im vergangenen Jahr versechsfacht. (bg/dpa)