Ukraine-Krieg - Stimmen und Entwicklungen - Warum die Ukraine ausgerechnet russische Raffinerien angreift
Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Nordatlantik-Militärbündnisses Nato am Donnerstag schrieben die drei Außenminister des sogenannten Weimarer Dreiecks weiter: „Die USA haben lange mehr Last auf sich genommen als der Rest unseres Bündnisses. Aber kollektive Verteidigung ist unsere gemeinsame Anstrengung.“ Insofern müsse die europäische Verteidigung gestärkt werden und so zur transatlantischen Sicherheit beitragen. Im US-Wahljahr haben viele Nato-Mitgliedsstaaten Sorge davor, dass sich die militärische Supermacht unter einem möglichen Wahlsieger Donald Trump von seinen Bündnispflichten abwenden könnte.
Mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen Angriffskrieg in der Ukraine bekräftigten die Außenminister, dass die Nato weiter klare Kante zeigen müsse: „Damit Europa in Frieden leben kann, muss der russische Imperialismus gestoppt werden.“ Grauzonen und Zugeständnisse an Putin seien „naiv“ und würden vom Kremlchef nur als Einladung für aggressives Verhalten und die Anwendung von militärischer Gewalt gesehen.
Die Außenminister der Nato-Staaten wollen an diesem Mittwoch bei einem Treffen in Brüssel die Vorbereitungen für den nächsten Bündnisgipfel vorantreiben. Konkret soll es insbesondere um die Frage gehen, wie die Unterstützung der von Russland angegriffenen Ukraine noch schlagkräftiger gestaltet werden kann. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat dazu nach Angaben von Diplomaten mehrere Vorschläge gemacht. Sie sehen unter anderem vor, dass künftig eine Nato-Mission die Koordinierung von Waffenlieferungen und Ausbildungsaktivitäten für die ukrainischen Streitkräfte übernimmt.
Warum die Ukraine ausgerechnet russische Raffinerien angreift
20.40 Uhr: Ukrainische Drohnenangriffe setzen immer wieder russische Ölanlagen in Brand. Diese Anschläge zeigen offenbar Wirkung, denn wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ schätzt, haben sich die russische Raffineriekapazitäten um etwa 14 Prozent reduziert. Dabei seien fast die Hälfte der 30 großen Raffinierien Russlands angegriffen worden.
Durch diese Drohnenangriffe seien die Benzinpreise in Russland stark angestiegen und befinden sich auf einem Sechsmonatshoch, wie „NTV“ berichtet. Deshalb herrsche ein weitgehendes Exportverbot, so darf nur noch nach Armenien, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan und Mongolei Benzin exportiert werden. Außerdem kaufe Russland aufgrund des hohen Kraftstoffbedarfs Benzin aus dem Nachbarland Belarus ein. Laut „NTV“ seien dies allein März 3000 Tonnen gewesen und damit fünfmal so viel wie im Februar.
Die Ukraine will mit den Attacken auf die Ölraffinerien die russische Wirtschaft schwächen. „Ein Benzinmangel wäre für Putin ein politischer Albtraum, denn er würde von allen gefühlt und diskutiert werden. Der Durchschnittsrusse ist nicht bereit, einen Preis für den Krieg zu zahlen“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Janis Kluge gegenüber „NTV“.
Auswirkung auf den weltweiten Ölmarkt prognostizieren Experten hingegen nicht. Die USA dagegen sehen den Sachverhalt anders und drängen seit Wochen darauf, dass die Ukraine die Angriffe beendet.
Russlands bestätigt neuen Marinechef
19.10 Uhr: Russlands Verteidigungsministerium hat Berichte über die Ernennung von Admiral Alexander Moissejew zum neuen Oberbefehlshaber der Marine bestätigt. Der 61-Jährige, der zuvor die russische Nordflotte leitete, löst damit Nikolai Jewmenow ab, der den Posten seit 2019 bekleidete, wie Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Dienstag bekannt gab.
Moissejews bisherigen Posten als Chef der Nordflotte übernimmt demnach Vizeadmiral Konstantin Kabanzow. Auf ein weiteres Dekret von Präsident Wladimir Putin hin wurde außerdem Vizeadmiral Sergej Pintschuk zum neuen Kommandeur der russischen Schwarzmeerflotte ernannt.
Ukraine senkt Alter für Einberufung von Reservisten
18.50 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach langem Zögern zugestimmt, dass Reservisten bereits ab einem Alter von 25 Jahren eingezogen werden können. Bislang waren es 27 Jahre. Damit ist eine Einberufung von zwei weiteren Jahrgängen für den laufenden Krieg mit Russland möglich. Am Dienstag wurde der entsprechende Eintrag auf der Parlamentsseite veröffentlicht. Selenskyj hatte sich vor der Entscheidung neun Monate Bedenkzeit genommen.
Die Regierung hat nach der noch ausstehenden Publikation der Novelle im Amtsblatt ein halbes Jahr Zeit, diese umzusetzen. Ausgehend von den Geburtenziffern Ende der 1990er-Jahre können dann theoretisch gut 400.000 weitere Männer für den Kriegsdienst eingezogen werden. Parallel dazu wird weiterhin für kommende Woche der Beschluss von verschärften Mobilmachungsregeln erwartet.
Angesichts der schweren Lage an der Front hatte Selenskyj vor dem Jahreswechsel den Zusatzbedarf an Soldaten mit bis zu 500.000 angegeben. Armeechef Olexander Syrskyj erklärte wiederum zuletzt, dass die Zahl doch niedriger sei.
Munitionsinitiative: Deutschland gibt 576 Millionen Euro
17.25 Uhr: Die von Deutschland zugesagte Beteiligung an der tschechischen Munitionsinitiative für die Ukraine wird 576 Millionen Euro kosten. Dies sei der Betrag, der für die Beschaffung von 180.000 Artilleriegranaten gegeben werde, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin am Dienstag.
Tschechien will insgesamt 800.000 Granaten in Ländern außerhalb der Europäischen Union einkaufen, um die unter Munitionsmangel leidenden ukrainischen Streitkräfte bei der Verteidigung gegen Russland zu unterstützen. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte die deutsche Beteiligung im März nach einem Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein (Pfalz) verkündet.
Belarus-Diktator Lukaschenko: „Wir bereiten uns auf Krieg vor“
Dienstag, 2. April, 16.30 Uhr: Der autoritäre belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat bei einem Besuch in der Grenzstadt Grodno im Dreiländereck mit Polen und Litauen die Friedfertigkeit seines Landes betont. „Wir müssen niemandem drohen. Wir wollen kein fremdes Gebiet“, sagte er nach Angaben seines Präsidialamtes am Dienstag. „Glauben sie niemandem, dass wir kämpfen wollen!“, forderte Lukaschenko die Anwesenden bei der Grundsteinlegung für ein Krankenhaus auf.