Ukraine-Krieg - Stimmen und Entwicklungen - London: Ukraine zerstörte bisher über 2600 Russen-Panzer
London: Ukraine zerstörte bisher über 2600 Russen-Panzer
11.35 Uhr: Russland hat seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine nach britischer Schätzung etwa 2600 Kampfpanzer verloren. In den 23 Monaten bis zum 25. Januar 2024 seien zudem 4900 weitere russische gepanzerte Kampffahrzeuge zerstört worden, teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit.
Im vergangenen Jahr habe Russland etwa 40 Prozent weniger Fahrzeuge verloren als noch 2022. Das liege wahrscheinlich daran, dass der Krieg 2023 viel statischer gewesen sei und die russischen Einheiten den Großteil des Jahres eher defensiv agiert hätten, hieß es in London weiter. Seit Oktober 2023 gehe Russland in der Ostukraine wieder in die Offensive. Seitdem hätten die russischen Verluste zugenommen auf vermutlich bis zu 365 Kampfpanzer und 700 Kampffahrzeuge. Allerdings habe Russland nur geringe Geländegewinne erzielt.
Das britische Ministerium betonte zugleich, Russland könne wahrscheinlich mindestens 100 Panzer im Monat produzieren und verfüge deshalb über die Fähigkeit, Verluste auf dem Schlachtfeld auszugleichen und die Offensive auf absehbare Zeit fortzusetzen.
Norwegens Armeechef zu Bedrohung durch Russland: „Wir haben nicht mehr viel Zeit“
Montag, 29. Januar, 00.01 Uhr: Norwegens Armee bereitet sich auf eine Bedrohung durch Russland an der norwegischen Grenze vor. „Russland hat zwar die Zahl seiner Panzer nicht erhöht, weil es die meisten in die Ukraine geschickt hat. Aber wir gehen davon aus, dass es mit der Modernisierung und dem Wiederaufbau seiner Armee beginnen wird, sobald die Kämpfe aufhören“, sagte Oberbefehlshaber Eirik Kristoffersen im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Heute würde ich sagen, dass es wohl drei Jahre dauern wird, um die verlorenen Kräfte zu ersetzen und die Armee wieder aufzubauen. Wir müssen uns auf diese Situation vorbereiten und für den Ernstfall gewappnet sein.“
„Wenn die Gefahr eines Angriffs auf Norwegen jetzt unmittelbar wäre, könnten wir nicht so viele Waffen in die Ukraine liefern. Doch im Moment ist die Gefahr eines Angriffs auf Norwegen nicht akut. Aber wir haben nicht mehr viel Zeit, das möchte ich betonen“, sagte Kristoffersen.
„Auch wenn Russland in der Ukraine viel militärisches Gerät verloren hat, verfügt es hier im Norden immer noch über eine ganze Menge. Wir dürfen Russland nicht unterschätzen“, warnte der Armeechef. Mit Blick auf russische Bewegungen nahe der norwegischen Grenze sagte er: „Die Russen bilden zurzeit viele neue Wehrpflichtige aus und sichern ihre Stützpunkte nur noch mit einem Minimum an Kräften. Die Landstreitkräfte auf der Halbinsel Kola konzentrieren sich auf die Ausbildung neuer Truppen für die Ukraine, die dort andere Russen ersetzen sollen.“ Im Gegensatz dazu seien die russischen Luft- und Seestreitkräfte in einem sehr guten Zustand. „Die Russen haben in der Ukraine kaum Flugzeuge und U-Boote verloren, sodass sie immer noch eine beträchtliche Anzahl in unserer Umgebung stationiert haben.“
London: Unzufriedenheit der Russen mit Krieg in Ukraine wächst
Sonntag, 28. Januar, 13.17 Uhr: Die russische Bevölkerung steht dem Krieg in der Ukraine nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten mit wachsender Unzufriedenheit gegenüber. Das geht aus dem täglichen Geheimdienstbericht zum Krieg in der Ukraine des Verteidigungsministeriums in London am Sonntag hervor.
Der auf X (vormals Twitter) verbreiteten Mitteilung zufolge ist eine steigende Zahl von Brandanschlägen gegen Rekrutierungsbüros in Russland auf Unzufriedenheit mit dem Krieg und mangelndes Vertrauen in Präsident Wladimir Putin zurückzuführen. Besonders unter Russen, die von einer weiteren Mobilisierungswelle betroffen wären, dürfte demnach der Unmut wachsen.
„Eine weitere Mobilisierung wäre ein Widerspruch zu Putins Versprechen an seiner Jahrespressekonferenz vom 14. Dezember 2023, dass es keine weitere Mobilisierung geben wird - die Angriffe legen höchstwahrscheinlich einen Mangel an Vertrauen in dieses Versprechen nahe“, so die Mitteilung.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.
Behörden: Aus Russland eingedrungene Soldaten töten ukrainische Dorfbewohner
16.45 Uhr: Russische Soldaten sind nach ukrainischen Behördenangaben von Russland aus in ein ukrainisches Grenzdorf eingedrungen und haben zwei Einwohner erschossen. Die Soldaten hätten am Samstagmorgen bei einer „Sabotage- und Aufklärungsmission“ einen Mann und eine Frau im Dorf Andrijiwka „brutal erschossen“, teilte die Verwaltung der ukrainischen Region Sumymit. Gouverneur Wolodymyr Artjuch rief alle Bewohner des Grenzgebiets erneut auf, ihre Dörfer zu verlassen.
Anrijiwka liegt etwa vier Kilometer von der Grenze zur russischen Region Kursk entfernt. Es befindet sich innerhalb einer fünf Kilometer breiten Grenzzone, deren Bewohner von den ukrainischen Behörden bereits in der Vergangenheit aufgefordert wurden, sich vor russischen Angriffen in Sicherheit zu bringen.
Bei weiteren russischen Angriffen im Osten und Süden der Ukraine wurden laut Behördenangaben vom Samstag drei Zivilisten getötet. Ein Bewohner des Dorfes Beryslaw in der südlichen Region Cherson wurde demnach durch eine Angriffsdrohne getötet, die beiden anderen wurden Opfer eines Artillerieangriffs in der Region Donezk.
Moskau äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen. Seit Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine vor bald zwei Jahren behauptet es aber allen Gegenbeweisen zum Trotz, keine Zivilisten anzugreifen. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden seit Kriegsbeginn mindestens 10.000 Zivilisten in der Ukraine getötet.
Russischer Parlamentschef warnt vor drittem Weltkrieg
Samstag, 27. Januar, 11.27 Uhr: Russlands Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin hat zum 80. Jahrestag der Beendigung der Belagerung von Leningrad die Gefahr eines dritten Weltkriegs heraufbeschworen. „Für die Führung der Nato-Länder ist die faschistische Ideologie zur Norm geworden“, schrieb Wolodin am Samstag auf seinem Telegram-Kanal. Er beschuldigte die westlichen Regierungen, darunter explizit die Bundesregierung unter Olaf Scholz, eine Politik des Völkermords in der Ukraine zu unterstützen. „Das ist ein gefährlicher Weg, der zu einem neuen Weltkrieg führen kann.“
Russland begründet seinen fast zwei Jahre währenden Angriffskrieg gegen die Ukraine unter anderem mit der Behauptung, das Nachbarland „entnazifizieren“ zu müssen. Russlands Präsident Wladimir Putin bemüht immer wieder den historischen Vergleich mit dem Zweiten Weltkrieg, um seinen Angriff auf das Nachbarland zu rechtfertigen. Dabei setzt er die von ihm befohlene Invasion der Ukraine mit der Verteidigung der Sowjetunion gegen den verbrecherischen Angriffskrieg Nazi-Deutschlands gleich. Speziell an Jahrestagen nutzt Moskau das Argument der „Verteidigung des Andenkens an die Kriegstoten“ für seine Kriegspropaganda.
Vor genau 80 Jahren, am 27. Januar 1944, durchbrachen sowjetische Truppen den Belagerungsring der deutschen Wehrmacht rund um Leningrad, dem heutigen St. Petersburg. Zuvor hatten deutsche Truppen gezielt den Tod von geschätzt 1,2 Millionen Menschen verursacht. Sie kamen durch Bombardierungen, Hunger und Kälte ums Leben. Deutschlands Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, charakterisierte die Blockade als „ein besonders erschütterndes und brutales Kriegsverbrechen inmitten des verbrecherischen Überfalls auf die Sowjetunion.“
Selenskyj: Aufwärtstrend bei Eigenproduktion von Waffen und Munition
22.33 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht einen Aufwärtstrend bei der Eigenproduktion von Waffen und Munition für den Verteidigungskampf gegen Russlands Invasion. Er sei allen dankbar, die an den eigenen Fähigkeiten der Ukraine arbeiteten, Lücken zu schließen und die Truppen auszurüsten, sagte Selenskyj in seiner in Kiew am Freitag verbreiteten abendlichen Videobotschaft. Die Ukraine beklagt immer wieder, dass westliche Verbündete nicht noch mehr Waffen und Munition liefern für einen Sieg gegen Russland.
Die Ukraine arbeite auch weiter daran, die Verteidigung gegen den russischen „Luftterror“ in den Grenzstädten und Stellungen an der Front mit noch mehr Flugabwehrsystemen zu stärken, sagte Selenskyj. Zum Schutz vor Flugzeug- und Raketenangriffen werde die passende Munition bereitgestellt.
Für eine ökonomische Stärkung der Ukraine kündigte Selenskyj die Gründung einer Wirtschaftsplattform an, damit Unternehmen besser unterstützt werden und effektiver kommunizieren können. „Ich bin all unseren Unternehmern, allen in der Ukraine dankbar, die im Land bleiben, ihre Firmen und Jobs erhalten“, sagte er. Das sei eine Grundlage für die Stärke des Landes. Millionen Menschen haben die Ukraine im Zuge des Kriegs verlassen.
„Wir brauchen mehr Vertrauen für Unternehmen und eine größere legale Wirtschaft für die Ukraine“, sagte Selenskyj. „Wir brauchen mehr ukrainische Produktionsmöglichkeiten und mehr ukrainische Produkte aus verschiedenen Industriebereichen.“ Die Wirtschaft in dem vom Krieg gezeichneten Land ist in vielen Bereichen zusammengebrochen. Die Ukraine, die sich seit fast zwei Jahren gegen die russische Invasion verteidigt, überlebt dank westlicher Finanzhilfen.
Russische Ermittler veröffentlichen Videos zum Il-76-Absturz
22.04 Uhr: Nach dem Absturz der militärischen Transportmaschine Il-76 im Gebiet Belgorod hat das russische Ermittlungskomitee Videos mit Bildern von Leichen und einem Flugzeug veröffentlicht. Die am Freitag in Moskau veröffentlichten Aufnahmen zeigen Ermittler auf einem Trümmerfeld, die dort etwa einen Leichensack schließen und auch Tätowierungen auf Körperteilen zeigen. Zu sehen sind zudem ukrainische Dokumente mutmaßlicher Kriegsgefangener. Ein anderes Video zeigt ein Flugzeug, zu dem Transporter fahren. Laut Behörden soll das belegen, dass die ukrainischen Kriegsgefangenen die Maschine vor dem Abschuss bestiegen haben.
Von unabhängiger Seite waren die Videos zunächst nicht überprüfbar. Russland dürfte damit Zweifel der Ukraine entkräften wollen, dass an Bord der Iljuschin bei ihrem Absturz am vergangenen Mittwoch wirklich Kriegsgefangene waren.
Nach russischen Angaben wurde die Maschine mit 65 Kriegsgefangenen und 9 russischen Besatzungsmitgliedern abgeschossen. Die eingesammelten Leichenteile sollen genetisch untersucht werden, um die bei dem Absturz getöteten Menschen identifizieren zu können, hieß es. Laut den russischen Ermittlern wurde die Maschine von einem Flugabwehrsystem im ukrainisch kontrollierten Ort Lypzi im Gebiet Charkiw abgefeuert.
Kremlchef Wladimir Putin hatte am Freitag in einer ersten öffentlichen Reaktion gesagt, der ukrainische Militärgeheimdienst habe von dem Transport für einen Gefangenenaustausch gewusst. Die Iljuschin sei entweder absichtlich oder durch einen Fehler vom US-System Patriot oder von einem europäischen System - „am ehesten einem französischen“ - abgeschossen worden, sagte Putin. In einigen Tagen werde das nach Untersuchung der Raketenreste klar ein.
In der Ukraine wurde zwar bestätigt, dass der Gefangenenaustausch geplant gewesen sei. Allerdings hieß es, Kiew habe keine Information zum Transport der Gefangenen gehabt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte eine internationale Untersuchung gefordert.
Russland führt seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine seit fast zwei Jahren. Die Ukraine verteidigt sich mit westlicher Militärhilfe, darunter Flugabwehrsysteme etwa vom Typ Patriot, gegen die russischen Angriffe. Von der Region Charkiw aus wird das russische Gebiet Belgorod seit Monaten immer wieder beschossen.
Putin gibt Ukraine Schuld an Flugzeugabsturz: „Sie haben es getan“
18.46 Uhr: Kremlchef Wladimir Putin hat in einer ersten öffentlichen Reaktion nach dem Absturz des russischen Flugzeugs Il-76 im Gebiet Belgorod der Ukraine die Schuld gegeben. Die Flugabwehr auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet habe die Iljuschin mit zwei Raketen abgeschossen, sagte Putin am Freitag in St. Petersburg bei einem Treffen mit Militärvertretern. Die ukrainische Seite habe vorab Bescheid gewusst, dass an Bord 65 ihrer Kriegsgefangenen gewesen seien. „Was geschehen ist, das ist ein Verbrechen“, betonte Putin. Er forderte eine Aufklärung des Vorfalls vom vergangenen Mittwoch.
Dabei wies Putin kategorisch zurück, dass die russischen Streitkräfte ihr eigenes Flugzeug abgeschossen haben könnten. „Unsere Flugabwehrsysteme können schon grundsätzlich nicht einen Schlag gegen ein eigenes Flugzeug ausführen“, betonte er. Vielmehr seien die Flubabwehraketen schon zwei, drei Minuten nach dem Start eingeschlagen. Nach russischen Angaben starben auch neun russische Besatzungsmitglieder.
„Ich weiß nicht, ob sie das absichtlich oder durch einen Fehler, aus Gedankenlosigkeit, gemacht haben - aber sie haben es getan“, beschuldigte Putin die Ukraine.
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