Ukraine-Krieg - Stimmen und Entwicklungen - Russisch-Orthodoxe Kirche erklärt „Heiligen Krieg“ gegen die Ukraine

Selenskyj: Drohnen werden entscheidender Faktor für Sieg sein

23.16 Uhr: Mehr als zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs wird die Produktion von Drohnen für die Ukraine laut Präsident Wolodymyr Selenskyj immer wichtiger. Insbesondere Kampfdrohnen zeigten „bemerkenswerte Ergebnisse bei der Zerstörung von Russlands militärischem Potenzial im Hinterland„, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Montag. Er habe deshalb ein weiteres Treffen mit Vertretern aus Regierung und Militär gehabt. „Unsere Verteidigungsindustrie muss genau das produzieren, was der Krieg erfordert“, führte der Staatschef aus. “Drohnen werden offensichtlich einer der entscheidenden Faktoren für den Sieg in diesem Krieg sein.“

Die ukrainische Armee hat in den vergangenen Wochen mit ihren Drohnen verstärkt russische Ölraffinerien auch weit hinter der Front angegriffen. Kiew betont dabei, dass das aus militärischer Sicht legitime Ziele seien, weil so der Nachschub an Treibstoff für die russische Armee ausgebremst werden soll. Auch sollen die Einnahmen aus dem Treibstoffverlauf geschmälert werden, die zur Finanzierung der russischen Kriegsmaschinerie beitragen. 

Moskau fordert von Kiew Auslieferung des ukrainischen Geheimdienstchefs

Montag, 1. April, 02.07 Uhr: Russland hat von der Ukraine am Sonntag die Auslieferung des ukrainischen Geheimdienstchefs und anderer Menschen gefordert, die laut Moskau in „terroristische Angriffe“ auf russischem Territorium verwickelt gewesen sein sollen. Das russische Außenministerium wiederholte in einer Mitteilung die Behauptung, dass es bei dem Anschlag auf eine Konzerthalle am Stadtrand von Moskau eine Verbindung zur Ukraine gebe.

Zudem warf Russland der Ukraine vor, hinter einer Reihe von Anschlägen und Attentaten auf seinem Staatsgebiet zu stecken. Mit Verweis auf zwei internationale Anti-Terror-Konventionen erklärte das Ministerium, es habe die Ukraine aufgefordert, eine Reihe von Leuten „sofort festzunehmen und auszuliefern“, darunter den Chef des Geheimdienstes SBU, Wassil Maljuk.

Russisch-Orthodoxe Kirche erklärt den „Heiligen Krieg“ gegen die Ukraine

10.00 Uhr: Das Moskauer Patriarchat der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROC MP), eine vom Kreml kontrollierte Organisation, hielt am 27. und 28. März in Moskau den „Weltrat des Russischen Volkes“ ab. Dabei wurde ein ideologisches und politisches Dokument unter dem Namen „Die Gegenwart und Zukunft der russischen Welt“ veröffentlicht, mit dem wohl offensichtlichen Bemühen, eine umfassendere nationalistische Ideologie rund um den Krieg in der Ukraine und die expansive Zukunft Russlands zu bilden. Darüber berichtet das „Institute for the study of war“ (ISW).

Unter der Leitung des Patriarchen Kirill, ein überzeugter Unterstützer des russischen Diktators Putin, verschärfte die russisch-orthodoxe Kirche die Rhetorik des Krieges in der Ukraine und bezeichnete ihn als einen existenziellen und zivilisatorischen „heiligen Krieg“. In dem Dokument heißt es weiter, dass der Ukraine-Krieg eine neue Etappe im Kampf des russischen Volkes für „nationale Befreiung ... im Südwesten Russlands“ sei. Dabei bezog man sich auf die Ost- und Südostukraine. Mit dem Einmarsch in die Ukraine verteidige Russland die Welt vor dem Ansturm des Globalismus und dem Sieg des Westens, „der dem Satanismus verfallen sei“. 

Weiter wird behauptete, dass der Krieg in der Ukraine damit enden werde, dass Russland den alleinigen Einfluss auf das gesamte Territorium der Ukraine habe. Die Verwendung und Beschreibung des „Heiligen Krieges“ in der Ukraine durch den ROC-Abgeordneten steht auch im Einklang mit den Bemühungen des Kremls, den Krieg als einen existenziellen nationalen Kampf gegen die Ukraine und den kollektiven Westen darzustellen.

Russland zieht 150.000 Wehrpflichtige zum Grundwehrdienst ein

09.08 Uhr: Russland zieht von diesem Montag (1. April) an wie immer im Frühjahr rund 150.000 Wehrpflichtige zum Grundwehrdienst ein. Ein entsprechender Erlass von Kremlchef Wladimir Putin wurde am Sonntag in Moskau veröffentlicht. Die Soldaten würden regulär zum zwölfmonatigen Grundwehrdienst einberufen, aber nicht im Kriegsgebiet in der Ukraine eingesetzt, hatte das russische Verteidigungsministerium vorher mitgeteilt. Laut Dekret sollen bis zum 15. Juli 150.000 Soldaten im Alter zwischen 18 und 30 Jahren eingezogen werden. In Russland gibt es zweimal im Jahr – im Frühjahr und im Herbst – solche regulären Einberufungen.

Auch das Verteidigungsministerium in Moskau veröffentlichte das Dokument, das zugleich die Entlassung jener vorsieht, die den Grundwehrdienst absolviert haben. Die ausgebildeten Soldaten können sich aber etwa auch zum Kriegsdienst in der Ukraine verpflichten. Beobachter gehen davon aus, dass der Druck innerhalb der Truppe groß ist, einen solchen Vertrag zu unterzeichnen. Russland führt seit mehr als zwei Jahren seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine und ist angesichts hoher Verluste auf immer neues Personal dort angewiesen

Klitschko: „Kiew war ein Ziel und bleibt ein Ziel“

Sonntag, 31. März, 07.15 Uhr: Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko hat zum zweiten Jahrestag von Butscha vor einem erneuten Großangriff auf Kiew gewarnt. „Kiew war ein Ziel und bleibt ein Ziel für Putin, weil die Hauptstadt das Herz des Landes ist“, sagte Klitschko der „Bild am Sonntag“. „Wir wissen das und wir sind viel besser vorbereitet als vor zwei Jahren für mögliche neue Angriffe.“ Klitschko sagte weiter, dass immer alle Szenarien einkalkuliert werden müssten. „Wenn Putin eine solche Entscheidung trifft, dann wird es eine blutige Entscheidung.“

Der Kiewer Bürgermeister kritisierte unterdessen SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich scharf für seine Aussagen zu einem „Einfrieren“ des Krieges. Klitschko sagte „Bild am Sonntag“ weiter: „Es ist eine falsche Einstellung, stattdessen brauchen wir mehr Unterstützung. Wir werden keine Gebiete an Russland abgeben. Das kann kein Kompromiss sein.“

Klitschko forderte die weitere Lieferung von Luftabwehr-Systemen: „Die Raketen-Angriffe nehmen weiter zu, wir brauchen dringend weitere Patriot-Raketen und weitere Möglichkeiten, die Menschen zu schützen.“

Weiter Stromabschaltungen in mehreren ukrainischen Regionen

21.50 Uhr: Infolge russischer Angriffe ist es in mehreren ukrainischen Gebieten bei der Stromversorgung erneut zu Notabschaltungen gekommen. Der Stromversorger DTEK sowie regionale Behörden berichteten am Samstagabend von Engpässen in Dnipropetrowsk, Sumy und Poltawa. Auch Charkiw im Osten, das derzeit besonders stark von russischem Beschuss betroffen ist, hat weiter Probleme bei der Energieversorgung. 

Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach in seiner abendlichen Videoansprache von „abscheulichen Attacken“ der russischen Armee und bat zum wiederholten Mal eindringlich um mehr internationale Hilfe beim Schutz der Energie-Infrastruktur seines Landes. „Wir haben die notwendigen Signale und konkrete Anfragen an all unsere Partner gesendet, die über die nötigen Luftverteidigungssysteme und Raketen verfügen“, sagte er. „Amerika, Europa und andere Partner wissen genau, was wir brauchen.“

Nach mehr als zwei Jahren Angriffskrieg zielt Russlands Armee derzeit wieder verstärkt auf die ukrainische Energieinfrastruktur, um die Versorgung der Bevölkerung mit Strom und Wärme lahmzulegen. Kiew spricht deshalb auch von „Energieterror“. 

London: Moskau rekrutiert monatlich 30.000 Menschen für Ukraine-Krieg

16.34 Uhr: Das russische Militär rekrutiert nach Einschätzung britischer Experten pro Monat etwa 30.000 Menschen für seinen Angriffskrieg in der Ukraine. Das ging aus dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London am Samstag hervor. Moskau werde so wohl auch weiterhin Verluste bei seinen Soldaten ausgleichen und seine Angriffe in dem Abnutzungskrieg gegen die Ukraine fortsetzen können, hieß es in der auf X (vormals Twitter) verbreiteten Mitteilung. Russland hat demzufolge auch hinsichtlich Munition und Ausrüstung weiterhin einen quantitativen Vorteil gegenüber den Ukrainern.

Westlich der kürzlich von den russischen Angreifern eingenommenen Ortschaft Awdijiwka können die Russen demnach weiterhin schrittweise vorstoßen, so die Mitteilung weiter. Ende März seien mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Dörfer Tonenke und Orliwka in die Hände der Russen gefallen. Weitere sind demnach umkämpft. Trotz zahlreicher anhaltender Angriffe an anderen Stellen der Frontlinie schätzen die Briten die russischen Fortschritte in den vergangenen Wochen als gering ein.

Selenskyj entlässt mehrere Berater

15.47 Uhr: Inmitten der aktuell schwierigen militärischen Lage im Abwehrkampf gegen die russische Invasion hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mehrere Berater entlassen. Betroffen ist unter anderen sein Assistent Serhij Schefir, der den Posten seit 2019 innehatte, wie aus einem am Samstag veröffentlichten Dekret hervorgeht. Ein Pressesprecher begründete die Entlassungen laut ukrainischen Medien mit einer „Optimierung des Personals“ im Präsidialamt.

Selenskyj hat in den vergangenen Monaten mehrfach teils ranghohe Bedienstete ausgetauscht. Für besonderes Aufsehen sorgte, als im Februar der Oberkommandierende der Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, seinen Posten räumen und an Olexander Syrskyj abgeben musste. Mehr als zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs ist die Lage für die Ukraine an der Front derzeit sehr schwierig - auch, weil westliche Hilfen stocken. 

Drohnenangriffe auf Ukraine - 9 von 12 Flugobjekten abgewehrt

Samstag, 30. März, 10.08 Uhr: Russland hat die Ukraine ist in der Nacht zum Samstag erneut mit Kampfdrohnen angegriffen. Von insgesamt zwölf Drohnen seien neun abgewehrt worden, teilte die ukrainische Luftwaffe am Morgen auf Telegram mit. Darüber hinaus habe Russlands Armee vier Raketen der Typen S-300 und S-400 eingesetzt. In der zentralukrainischen Region Poltawa berichtete die Militärverwaltung, dass ein Infrastrukturobjekt von Drohnen getroffen worden sei. Um was für ein Objekt es sich genau handelt, war zunächst nicht bekannt. Opfer gebe es aber keine, fügte die Behörde hinzu.

Mehr zum Ukraine-Konflikt lesen Sie auf den nächsten Seiten.