News zum Ukraine-Krieg - Ukraine-Soldaten schießen an der Front aufeinander - wegen persönlicher Differenzen
Kiew signalisiert Gesprächsbereitschaft mit Moskau – und stärkt weiter Front
Donnerstag, 25. Juli 2024, 06.47 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich im Zuge einer Reise seines Außenministers Dmytro Kuleba zum Russland-Verbündeten China optimistisch zu möglichen diplomatischen Fortschritten geäußert. „Es gibt ein klares Signal, dass China die territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine unterstützt“, sagte Selenskyj.
Der ukrainische Außenminister ist derzeit in Peking, um ukrainische und chinesische Positionen für eine diplomatische Lösung in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine anzunähern. Kuleba bestätigte dabei auch ein Interesse Kiews an Gesprächen mit Moskau. Bislang hat der Kreml darauf abwartend reagiert.
China ist der wichtigste Verbündete Russlands. Peking wird daher ein großer Einfluss auf Entscheidungen in Moskau zugeschrieben. Selenskyj lobte, dass China das Versprechen von Staats- und Parteichef Xi Jinping einhalte, keine Waffen an Russland zu liefern. Er warte auf die Rückkehr Kulebas für weitere Erkenntnisse.
Antwort auf Gesprächsangebot: Kreml beharrt auf Kriegszielen
Kremlsprecher Dmitri Peskow nahm die von Kiew signalisierte Gesprächsbereitschaft über einen Frieden skeptisch auf. Russland werde seine Kriegsziele voll durchsetzen, sagte er. „Ob durch die militärische Spezialoperation oder durch Verhandlungen - wir haben keine Alternative zum Erreichen unserer Ziele. Und wir werden sie auf jeden Fall erreichen“, sagte Peskow.
Natürlich sei der Verhandlungsweg vorzuziehen, doch Gespräche würden dadurch erschwert, dass Selenskyj als Präsident der Ukraine keine Legitimation besitze, behauptete er einmal mehr. Kiews Versuche, über Peking eine diplomatische Lösung voranzutreiben, wertete er als Notlage der Ukraine.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte als Kriegsziele einen Verzicht der Ukraine auf den Beitritt zur Nato und auf mehrere Gebiete im Osten und Südosten des Landes genannt. So fordert Moskau den Rückzug ukrainischer Truppen aus den Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja. Zudem bleibt Moskau bei der Forderung nach einer „Entnazifizierung der Ukraine“, worunter im Kreml wohl die Einsetzung einer von Russland abhängigen Regierung in Kiew gemeint ist.
Kiew wiederum hatte einen Rückzug russischer Truppen von ukrainischem Gebiet gefordert. Die jüngsten Initiativen von Außenminister Kuleba deuten aber auf mögliche Kompromissbereitschaft der Ukrainer hin. Bei seiner Reise nach China hatte Kuleba versucht, einen eigenen Friedensplan mit der von Peking offerierten diplomatischen Lösung des Konflikts zu koordinieren. Dabei hatte er direkte Gespräche mit Moskau als Ziel genannt.
Kreml sieht Ernüchterung in Kiew, Selenskyj verspricht Stärkung der Front
Bisher seien ihm die Details des Angebots unklar, sagte Peskow dazu. Es sei aber offensichtlich, dass die ukrainische Führung in Schwierigkeiten sei. „Früher oder später wird - vielleicht nicht so schnell wie von uns erhofft - die Zahl der Leute steigen, die versuchen, nüchtern auf das Geschehen zu blicken.“
Selenskyj erklärte in seiner Abendbotschaft dazu nur, dass die Ukraine neben diplomatischen Bemühungen auch die Front weiter stärke. Er habe mit Verteidigungsminister Rustem Umerow über die weitere Versorgung der Kampfeinheiten gesprochen. Details nannte er nicht.
Vorfall an der Front: Kiews Soldaten schießen aufeinander - drei Tote
22.55 Uhr: Bei einer Schießerei zwischen ukrainischen Soldaten im Frontgebiet Charkiw sind drei Männer ums Leben gekommen, vier weitere wurden verletzt. Die Verletzten seien ins Krankenhaus gebracht worden, ihr Zustand sei ernst, teilte das Bataillon Chortyza auf Telegram mit. Als Grund für die Schießerei werden persönliche Differenzen zwischen den Beteiligten angegeben.
Sowohl der militärische Ordnungsdienst als auch zivile Rechtssicherheitsorgane seien vor Ort und im Einsatz, heißt es in der Mitteilung. Die Bataillonsführung versprach, alles dafür zu tun, damit sich solche Fälle nicht wiederholen.
Im dem Krieg kommt es auf beiden Seiten immer wieder dazu, dass sich Soldaten einer Kriegspartei gegenseitig angreifen. Solche Fälle zeugen nach Ansicht von Militärexperten von einer niedrigen Kampfmoral und Disziplin der entsprechenden Einheiten.
Russland will im Konflikt mit dem Westen die Kriegsflotte stärken
19.48 Uhr: Russland will vor dem Hintergrund der Spannungen mit dem Westen seine Kriegsflotte massiv verstärken. „Die USA und andere Nato-Staaten bauen ihre militärische Flottenpräsenz in den Weltmeeren, darunter auch in den unmittelbar an Russland angrenzenden Gewässern aus“, sagte Präsidentenberater Nikolai Patruschew. Unter dem Vorwand des Kampfes gegen die Piraterie würden Handelswege blockiert und Güter- und Passagierschiffe unabhängiger Nationen aufgehalten, durchsucht und teilweise beschlagnahmt, behauptete der einstige russische Geheimdienstchef, der wegen seiner engen Beziehungen zu Präsident Wladimir Putin immer noch als einflussreich gilt. Darum müsse Russland seine Flotte modernisieren.
„Die Gewährleistung der ständigen Bereitschaft unserer Flotte zur Abschreckung und zur Verhinderung militärischer Konflikte sowie zum Schutz unseres Landes in Übereinstimmung mit den internationalen Normen ist notwendig“, sagte Patruschew. Putin befiehlt demnach, die strategischen Dokumente zur Entwicklung der Kriegsflotte zu überarbeiten. Entsprechende Anweisungen seien an die Ministerien und die Schiffbauunternehmen gegangen. Details zu dem Marinerüstungsprogramm wurden nicht bekannt.
Russland setzt in seinem seit mehr als zwei Jahren dauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine auch die eigene Flotte ein. So werden regelmäßig von Schiffen der Schwarzmeerflotte und der Flottille im Kaspischen Meer Raketen auf Städte und andere Objekte in der Ukraine abgefeuert. Nach empfindlichen Verlusten - etwa der Versenkung des Flaggschiffs „Moskwa“ - hat sich der Hauptteil der Schwarzmeerflotte von der Basis auf der seit 2014 annektierten Halbinsel Krim nach Noworossijsk im Gebiet Krasnodar zurückgezogen.
Ukraine zerstört Putins „dritte und letzte Eisenbahnfähre“ auf der Krim
Mittwoch, 24. Juli, 09.56 Uhr: Das ukrainische Militär teilte mit, es habe eine große Fähre in der Nähe der Krim „schwer beschädigt“. Darüber berichtet der britische „Telegraph“. Diese wurden offenbar für den Transport von Militärausrüstung zu den russischen Streitkräften auf der besetzten Halbinsel eingesetzt. Das Schiff soll „die dritte und letzte Eisenbahnfähre, die Russland in diesem Gebiet hatte“ sein. Dazu postete das ukrainische Militär Aufnahmen von schwarzem Rauch, der über einem brennenden Schiff aufstieg.
Bei dem Angriff, der gestern in den frühen Morgenstunden stattfand, wurden ein Mensch getötet und vier verletzt, wie der örtliche Gouverneur Veniamin Kondratyev auf Telegram mitteilte.
Die Fähre hatte im südrussischen Hafen Kavkaz in der Region Krasnodar festgemacht, nur sieben Meilen von der 12 Meilen langen Kertsch-Brücke entfernt, der einzigen direkten Landverbindung zwischen Russland und der Krim.
Laut ukrainischem Generalstab habe die ukrainische Marine in Zusammenarbeit mit anderen Streitkräften „dem gegnerischen Frachtschiff Slawjanin erheblichen Schaden zugefügt“. Dieses sei zum „Transport von Eisenbahnwaggons, Fahrzeugen und Containern für militärische Zwecke“ benutzt worden.
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