News zum Ukraine-Krieg - Ukraine-Soldaten schießen an der Front aufeinander - wegen persönlicher Differenzen
Vorfall an der Front: Kiews Soldaten schießen aufeinander - drei Tote
22.55 Uhr: Bei einer Schießerei zwischen ukrainischen Soldaten im Frontgebiet Charkiw sind drei Männer ums Leben gekommen, vier weitere wurden verletzt. Die Verletzten seien ins Krankenhaus gebracht worden, ihr Zustand sei ernst, teilte das Bataillon Chortyza auf Telegram mit. Als Grund für die Schießerei werden persönliche Differenzen zwischen den Beteiligten angegeben.
Sowohl der militärische Ordnungsdienst als auch zivile Rechtssicherheitsorgane seien vor Ort und im Einsatz, heißt es in der Mitteilung. Die Bataillonsführung versprach, alles dafür zu tun, damit sich solche Fälle nicht wiederholen.
Im dem Krieg kommt es auf beiden Seiten immer wieder dazu, dass sich Soldaten einer Kriegspartei gegenseitig angreifen. Solche Fälle zeugen nach Ansicht von Militärexperten von einer niedrigen Kampfmoral und Disziplin der entsprechenden Einheiten.
Russland will im Konflikt mit dem Westen die Kriegsflotte stärken
19.48 Uhr: Russland will vor dem Hintergrund der Spannungen mit dem Westen seine Kriegsflotte massiv verstärken. „Die USA und andere Nato-Staaten bauen ihre militärische Flottenpräsenz in den Weltmeeren, darunter auch in den unmittelbar an Russland angrenzenden Gewässern aus“, sagte Präsidentenberater Nikolai Patruschew. Unter dem Vorwand des Kampfes gegen die Piraterie würden Handelswege blockiert und Güter- und Passagierschiffe unabhängiger Nationen aufgehalten, durchsucht und teilweise beschlagnahmt, behauptete der einstige russische Geheimdienstchef, der wegen seiner engen Beziehungen zu Präsident Wladimir Putin immer noch als einflussreich gilt. Darum müsse Russland seine Flotte modernisieren.
„Die Gewährleistung der ständigen Bereitschaft unserer Flotte zur Abschreckung und zur Verhinderung militärischer Konflikte sowie zum Schutz unseres Landes in Übereinstimmung mit den internationalen Normen ist notwendig“, sagte Patruschew. Putin befiehlt demnach, die strategischen Dokumente zur Entwicklung der Kriegsflotte zu überarbeiten. Entsprechende Anweisungen seien an die Ministerien und die Schiffbauunternehmen gegangen. Details zu dem Marinerüstungsprogramm wurden nicht bekannt.
Russland setzt in seinem seit mehr als zwei Jahren dauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine auch die eigene Flotte ein. So werden regelmäßig von Schiffen der Schwarzmeerflotte und der Flottille im Kaspischen Meer Raketen auf Städte und andere Objekte in der Ukraine abgefeuert. Nach empfindlichen Verlusten - etwa der Versenkung des Flaggschiffs „Moskwa“ - hat sich der Hauptteil der Schwarzmeerflotte von der Basis auf der seit 2014 annektierten Halbinsel Krim nach Noworossijsk im Gebiet Krasnodar zurückgezogen.
Ukraine zerstört Putins „dritte und letzte Eisenbahnfähre“ auf der Krim
Mittwoch, 24. Juli, 09.56 Uhr: Das ukrainische Militär teilte mit, es habe eine große Fähre in der Nähe der Krim „schwer beschädigt“. Darüber berichtet der britische „Telegraph“. Diese wurden offenbar für den Transport von Militärausrüstung zu den russischen Streitkräften auf der besetzten Halbinsel eingesetzt. Das Schiff soll „die dritte und letzte Eisenbahnfähre, die Russland in diesem Gebiet hatte“ sein. Dazu postete das ukrainische Militär Aufnahmen von schwarzem Rauch, der über einem brennenden Schiff aufstieg.
Bei dem Angriff, der gestern in den frühen Morgenstunden stattfand, wurden ein Mensch getötet und vier verletzt, wie der örtliche Gouverneur Veniamin Kondratyev auf Telegram mitteilte.
Die Fähre hatte im südrussischen Hafen Kavkaz in der Region Krasnodar festgemacht, nur sieben Meilen von der 12 Meilen langen Kertsch-Brücke entfernt, der einzigen direkten Landverbindung zwischen Russland und der Krim.
Laut ukrainischem Generalstab habe die ukrainische Marine in Zusammenarbeit mit anderen Streitkräften „dem gegnerischen Frachtschiff Slawjanin erheblichen Schaden zugefügt“. Dieses sei zum „Transport von Eisenbahnwaggons, Fahrzeugen und Containern für militärische Zwecke“ benutzt worden.
Schwesig hält Militärhilfe für Ukraine für richtig
20.20 Uhr: Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat sich für eine differenzierte Debatte zur Ukraine-Hilfe und Bestrebungen zur Beendigung des Krieges ausgesprochen. „Wir wünschen uns alle Frieden für die Ukraine. Aber die Frage ist, wie ist der Weg dorthin„, sagte Schwesig bei einem Bürgerforum der „Ostsee-Zeitung“ in Rostock.
Wer die militärische Unterstützung für die Ukraine billige, dürfe nicht als Kriegstreiber verunglimpft, wer dies kritisch sehe, nicht als Putin-Versteher beschimpft werden. „Ich glaube, diese zugespitzte Debatte in so einer wichtigen Frage von Krieg und Frieden ist nicht richtig“, sagte Schwesig. Sie selbst halte angesichts der fortwährenden Angriffe Russlands die Militärhilfen für die Ukraine für richtig. Doch respektiere sie andere Auffassungen. Zudem seien Behauptungen falsch, dass es keinerlei diplomatische Bemühungen gebe, den Krieg zu beenden.
Schwesig räumte ein, Russland falsch eingeschätzt zu haben. „Ich gehöre zu den Vielen in Deutschland, (...) die davon überzeugt waren, dass es wichtig ist, mit Russland im kritischen Dialog zu sein“, sagte sie. Auch wirtschaftliche Kooperationen seien als richtig angesehen worden. „Putin hat das anders beantwortet. Er hat die Ukraine überfallen“, sagte Schwesig. Die dramatischen Auswirkungen für die Menschen dort habe sie jüngst bei einem Besuch in der Ukraine erlebt. Russland schicke täglich Bomben und scheue auch nicht davor zurück, ein Kinderkrankenhaus anzugreifen. “Dafür gibt es keine Erklärung und auch keine Rechtfertigung.“
Breuer warnt: „Russische Armee wird Richtung Westen ausgerichtet“
Dienstag, 23. Juli, 10.53 Uhr: Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, sieht in der militärischen Aufrüstung Russlands eine wachsende Gefahr. „Wir beobachten, dass die russische Armee Richtung Westen ausgerichtet wird“, sagte Breuer der „Sächsischen Zeitung“.
In fünf bis acht Jahren seien Moskaus Streitkräfte materiell und personell so ausgerüstet, dass ein Angriff auf Nato-Gebiet möglich wäre. Er nannte eigene Analysen, Hinweise von Geheimdiensten und verbündeten Streitkräften sowie Äußerungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin als Grundlage für die Einschätzungen.
Bis zu 1.500 russische Panzer pro Jahr
„Die russische Armee stockt Jahr für Jahr um 1.000 bis 1.500 zusätzliche Panzer auf. Die fünf größten europäischen Nato-Mitgliedsstaaten haben gerade mal die Hälfte davon im Bestand“, sagte Breuer. Die Bundeswehr verfüge über etwa 300 Kampfpanzer. Breuer sagte: „Kommt zu dieser Fähigkeit die Intention hinzu, die man aus Putins Reden durchaus herauslesen kann, sollte uns das alarmieren. Meine Aufgabe ist es, auch ein solches Worst-Case-Szenario zu denken. Für die Bundeswehr heißt das: Wir müssen in fünf Jahren auf diese Möglichkeit vorbereitet sein. Nur so schrecken wir ab.“ Die neue Bedrohungssituation sei aber noch nicht überall angekommen.
Breuer: Trump wird Wert der Nato erkennen
Deutschlands ranghöchster Soldat machte in dem Gespräch klar, dass er keine Anzeichen für eine militärische Abwendung der USA von Europa sieht und er davon ausgeht, dass Donald Trump bei einer Wiederwahl zum US-Präsidenten den Wert der Nato kenne. „Trump hat uns Europäern brachial den Spiegel vorgehalten und klargemacht, dass wir den europäischen Pfeiler des Bündnisses stärken und eine von den USA unabhängigere Rolle einnehmen müssen. Das haben spätestens mit dem russischen Angriffskrieg alle verstanden“, sagte Breuer. Verglichen mit 2020 werde deutlich, dass jetzt nicht mehr nur zwei oder drei Nato-Staaten das vereinbarte Zwei-Prozent-Ziel einhalten, sondern über 20. „Das müsste auch für Trump ein guter „Deal“ sein. Ich bin optimistischer als andere, dass mit etwas Abstand vom Wahlkampf auch für ihn der große Mehrwert der Allianz deutlicher wird.“
In der Ukraine erwartet der Generalinspekteur vorerst keine wesentlichen Veränderungen der Frontverläufe, das Land bleibe aber auf Unterstützung angewiesen. „Wir werden auf dem ukrainischen Gefechtsfeld absehbar keine weiträumigen Bewegungen erleben. Der Verlauf und die Befestigung der Front machen dies weitgehend unmöglich“, sagte Breuer. Und: „Kleine langsame Operationen sind denkbar, großangelegte Offensiven nur schwer. Ein Zusammenziehen von Truppen würde sofort erkannt und zu Gegenmaßnahmen führen.“
Selenskyj kündigt weitere Sicherheitsabkommen an
19.35 Uhr: In ihrem Bemühen nach internationaler Unterstützung und Stärkung ihrer Sicherheit bereitet die Ukraine weitere Sicherheitsabkommen mit ihren Unterstützern vor. Ohne konkrete Namen von Staaten zu nennen, sprach Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner allabendlichen Videobotschaft von vier neuen Abkommen.
„Wir werden in naher Zukunft mit den Verhandlungen beginnen und müssen die Dokumente relativ schnell zur Unterzeichnung vorbereiten„, sagte er. Dabei gehe es um Verteidigungsunterstützung, Finanzen und humanitäre Zusammenarbeit. Dann hätte man fast 30 solcher Abkommen mit Partnern geschlossen.
Die ukrainische Regierung habe es sich zur Aufgabe gemacht, verschiedene Länder - nicht nur Nato-Länder - einzubeziehen. “Aber sie alle sind gleichermaßen bereit, uns bei der Verteidigung unserer gemeinsamen Werte zu helfen.“
Zu den bisher bedeutendsten Sicherheitsvereinbarungen der Ukraine zählen die Abkommen mit der EU, Deutschland, Frankreich, den USA und Polen. Das allererste Abkommen unterzeichnete die Ukraine mit Großbritannien zu Jahresbeginn.
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