Russischer Vormarsch „gestoppt“: Selenskyj sieht kleinen Erfolg – und wendet sich an Macron
Wolodymyr Selenskyj sieht Grund zur Zuversicht an der Front. Er warnt aber vor neuen Schwierigkeiten und äußert sich zu Macrons Vorstoß über französische Truppen in der Ukraine.
Kiew – Wolodymyr Selenskyj sieht nach jüngsten ukrainischen Niederlagen an der Front gegen Russland wieder Grund zu Zuversicht im andauernden blutigen Ukraine-Krieg: „Die Lage ist viel besser als in den vergangenen drei Monaten“, sagte er am Montag dem französischen Sender BFMTV. Er komme gerade aus einem Militärtreffen und könne sagen: „Die Situation ist viel besser als in den letzten drei Monaten.“
In seiner abendlichen Videoansprache sagte Selenskyj: „Der russische Vormarsch wurde gestoppt.“ Die gegnerische Armee verliere derzeit eine große Anzahl an Soldaten. Nach Angaben der Ukraine starben bisher 31.000 ukrainische Soldatinnen und Soldaten, die UN schätzen, dass auch 10.000 Zivilistinnen und Zivilisten zu Tode kamen. Am 12. März schätzte der ukrainische Generalstab, dass insgesamt 425.890 Soldaten und Soldatinnen aus Russland seit Beginn des Ukraine-Kriegs ihr Leben verloren haben.
Wegen Russlands Langstreckenwaffen: Selenskyj warnt vor Verschlechterung der Frontsituation im Ukraine-Krieg
„Wegen des Mangels an Artilleriemunition, der Luftblockade, der russischen Langstreckenwaffen und der hohen Dichte an russischen Drohnen“, habe sein Land aber Schwierigkeiten gehabt. „In einem Monat oder in einer Woche“ könnten die Schwierigkeiten wiederkommen, wenn die Ukraine nicht ausreichend unterstützt werden würde, so Selenskyj gegenüber BMFTV. Mitte Februar hatte die ukrainische Armee sich aus der völlig zerstörten Stadt Awdijiwka im östlichen Gebiet Donezk zurückziehen müssen. Seitdem halten in der Region schwere Kämpfe an.
Die russische Armee habe Awdijiwka nicht erobert, so Selenskyj, sondern sich damit begnügt, die Stadt „vollständig zu zerstören und dann zurückzukehren“. Der Fall von Awdijiwka hänge mit dem Mangel an Langstreckenwaffen zusammen, wo der Gegner der Ukraine überlegen sei. „Sie sind 20 Kilometer vor uns“, schätzte er.
Selenskyj: „Solange die Ukraine hält, kann die französische Armee auf französischem Territorium bleiben“
Im französischen TV-Sender BMFTV war auch der jüngste Vorstoß des französischen Präsidenten Emmanuel Macron Thema, der französische Truppen in der Ukraine nicht ausschließen will. Anfang März hatte Macron sogar ein konkretes Szenario gezeichnet, bei dem Soldatinnen und Soldaten Frankreichs in der Ukraine zum Einsatz kommen könnten: Etwa wenn Russland auf Kiew oder Odessa vorrücken würde. Sowohl der französische Militärminister als auch die Opposition haben Macron in der Angelegenheit bereits widersprochen.
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Dazu sagte Selenskyj, dass er Macrons Aussage verstehen könne. Er wolle zwar Macrons Idee gerne „ausführlicher besprechen“, wenn Macron die Ukraine besucht. Er sagte aber auch an Frankreich gerichtet: „Ihre Kinder werden in der Ukraine nicht sterben“, weil man keine kämpfenden Soldaten, sondern Ausbilder und technisches Personal aus Nato-Staaten brauche. Die Tatsache, dass auch Macron nichts ausschließen wolle, hänge damit zusammen, was der russische Präsident Wladimir Putin noch weiter vorhabe. „Solange die Ukraine hält, kann die französische Armee auf französischem Territorium bleiben. Aber wenn Putin ein NATO-Land angreift, wird die Situation anders sein“, sagte Selenskyj. (kat)