„Fataler Fehler“: Putin-Sprecher warnt vor Selenskyjs Siegesplan im Ukraine-Krieg
Wie kann der Krieg in der Ukraine beendet werden? Wolodymyr Selenskyj will dazu einen Siegesplan vorlegen. Der Kreml reagiert bereits ungehalten.
Moskau – Wolodymyr Selenskyj hat bei der UN-Vollversammlung in New York einige wenige Details seines Siegesplans zum Ukraine-Krieg preisgegeben. Dabei beruft er sich auf seine Ausführungen beim ersten Friedensgipfel in der Schweiz. Bis er seinen Plan dem amtierenden US-Präsidenten Joe Biden vorstellt, wird der Plan für ein Ende des brutalen Angriffskriegs des russischen Autokraten Wladimir Putin unter Verschluss gehalten. Die Gemüter in Moskau erhitzt er aber jetzt schon.
Selenskyj erklärt Bedingungen für Ende im Ukraine-Krieg – Kein „gerechter Frieden“ ohne Kiew
„Ukrainische Kinder lernen wegen Putins Krieg, die Geräusche verschiedener Typen von Artillerie und Drohnen zu unterscheiden“, sagte Selenskyj auf der UN-Vollversammlung. Er betonte das Leid der Bevölkerung, das unter dem russischen Angriffskrieg entstand. „Deshalb kann es keinen gerechten Frieden ohne die Ukraine geben.“ Für einen „echten“ Frieden nennt der ukrainische Präsident mehrere Bedingungen.
„Wir müssen nukleare Sicherheit wieder herstellen; Energieversorgung darf nicht weiter als Waffe genutzt werden; wir müssen die Nahrungssicherheit sicherstellen“, so Selenskyj. Zudem sei es notwendig, alle gefangengenommenen ukrainischen Soldaten und Zivilisten aus Russland zu befreien und die UN-Charta aufrechterhalten. „Wir müssen die territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine garantieren – wie wir es bei jeder anderen Nation auch tun“, erklärt der Präsident.
Um diese Ziele zu erreichen, müsse Russland alle Truppen aus der Ukraine abziehen. Nur so könne man die „Feindseligkeiten“ gegenüber der Bevölkerung beenden. „Wir müssen Russland klarmachen: Dieser Krieg ist vorbei“, so Selenskyj weiter. „Ich will Frieden für meine Leute, echten Frieden und gerechten Frieden.“ Und dieser müsse gegenüber Russland erzwungen werden, wie er bereits beim Friedensgipfel im Juni in der Schweiz erklärte.
Putin-Sprecher wettert gegen Siegesplan der Ukraine und kündigt „Konsequenzen“ an
„Das ist der größte Irrtum, der natürlich unweigerlich Konsequenzen für das Kiewer Regime haben wird“, zitiert Newsweek Dmitri Peskow, den Sprecher des russischen Präsidenten. Dabei bezog sich Peskow auf die Äußerung Selenskyjs, dass Russland „nur zum Frieden gezwungen“ werden könne. „Aus meiner Sicht ist diese Position ein fataler Fehler, ein systemischer Fehler“, so der Putin-Sprecher.
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Um welche Konsequenzen es sich dabei handeln könnte, lässt Peskow jedoch unklar. Er habe lediglich betont, dass es „unmöglich“ sei, Russland zu einem Frieden zu zwingen. „Russland ist tatsächlich für den Frieden, aber unter der Bedingung, dass die Grundlagen seiner Sicherheit gewährleistet sind und die Aufgaben der speziellen Militäroperation erfüllt werden“, fügte der Sprecher des russischen Präsidenten hinzu. „Ohne das Erreichen dieser Ziele ist es unmöglich, Russland zu zwingen.“
„Rauch erreicht andere Länder“ – Selenskyj warnt vor Ausweitung des Ukraine-Kriegs
„Viele denken darüber nach, dass das auch ihnen passieren kann“, sagte Selenskyj über das Leid, das der Ukraine-Krieg über sein Land gebracht hat. „Und ja, der Rauch von Feuern in kriegsgebeutelten Städten kann andere Länder erreichen“, fuhr er fort. Sollte Russland bei einem seiner Angriffe eine nukleare Katastrophe in einem der Atomkraftwerke der Ukraine auslösen, werde die Strahlung „keine Ländergrenzen respektieren“, warnt Selenskyj.
Die Warnung erinnert an die Situation in der Nähe des Atomkraftwerks Saporischschja im Südosten der Ukraine. Im August schlug die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) Alarm, weil es in der Nähe des Kraftwerks zu einem Angriff gekommen sein soll. Die Explosion in der Nähe der Sicherheitszone sei von einer mit Sprengstoff beladenen Drohne verursacht worden, berichtete ZDF heute.
„Einmal mehr erleben wir eine Eskalation der Gefahren für die nukleare Sicherheit und den Schutz des Kernkraftwerks Saporischschja“, schrieb der Generaldirektor der IAEA, Rafael Mariano Grossi. „Ich bin nach wie vor äußerst besorgt und fordere erneut alle Seiten auf, sich so zurückhaltend wie möglich zu verhalten.“ (nhi)