Ukraine-Krieg - Stimmen und Entwicklungen - Awdijiwka, Bachmut, Robotyne - Ukraine wehrt Dutzende Russen-Angriffe ab

Putin nennt Warnung vor Moskauer Angriff auf Nato-Staaten „Blödsinn“

Sonntag, 17. Dezember, 11.39 Uhr: Kremlchef Wladimir Putin hat Befürchtungen des Westens vor einem möglichen Angriff Russlands auf einen Mitgliedsstaat der Nato als „völligen Blödsinn“ zurückgewiesen. US-Präsident Joe Biden benutze solche Warnungen, um von Fehlern in seiner Russland-Politik abzulenken, sagte Putin dem russischen Staatsfernsehen in einem am Sonntag veröffentlichten Interview zu der Frage, ob Russland ein Nato-Land überfallen werde. Biden selbst verstehe, dass „Russland keine Gründe, kein Interesse - weder geopolitisch noch wirtschaftlich noch militärisch – hat, mit Staaten der Nato zu kämpfen“, sagte Putin.

„Wir haben keine territorialen Ansprüche aneinander, keinen Wunsch, unsere Beziehungen mit ihnen zu verderben“, sagte Putin mit Blick auf die Nato-Staaten. Der Kremlchef, der seit fast zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, hatte immer wieder vor einer Ausdehnung der Nato nach Osten bis an Grenzen Russlands gewarnt. Mit seinem Überfall auf die Ukraine will er auch einen Nato-Beitritt des Nachbarlandes verhindern.

Dagegen warnen die Ukraine und westliche Staaten davor, dass Putin im Fall eines Sieges als nächstes die Nato-Mitglieder im Baltikum und andere Länder des Militärbündnisses angreifen werde. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert vom Westen, Kiew dabei militärisch so stark zu unterstützen, dass Russland in dem Krieg eine strategische Niederlage erleide und nie wieder ein Land überfallen könne.

Eine Folge von Putins Invasion in der Ukraine ist die Nato-Mitgliedschaft seines lange neutralen Nachbarlandes Finnland. Der Kremlchef betonte, dass Russland mit dem Land keine Konflikte mehr gehabt habe. „Es gab keine Probleme. Aber jetzt wird es sie geben, weil wir nun den Leningrader Militärbezirk gründen und dort bestimmte militärische Einheiten konzentrieren werden“, sagte Putin, ohne Details zu nennen. Der Westen werde mit Russland an diesen Kontaktlinien rechnen müssen.

Ukraine wehrt Dutzende russische Angriffe ab

19.26 Uhr: Die ukrainische Armee hat nach Angaben ihrer Führung auch am Samstag Dutzende russische Angriffe entlang der Front im Osten und Süden des Landes abgewehrt. Im Abendbericht des Generalstabs in Kiew war die Rede von 71 Gefechten - ein leichter Rückgang nach 82 Gefechten am Freitag. Die Militärangaben waren nicht unabhängig überprüfbar. Allerdings lassen die offiziellen Zahlen gewisse Rückschlüsse auf die Intensität des Kampfgeschehens zu. Begleitet werden die Gefechte am Boden von Artilleriebeschuss und Luftangriffen.

Die meisten russischen Sturmangriffe gab es demnach erneut in der Stadt Awdijiwka und Umgebung im Donbass mit 27 Gefechten. Sie seien abgewehrt worden, hieß es ohne Details. Russische Truppen versuchen seit Wochen, die ukrainischen Verteidiger in der seit 2014 gehaltenen Stadt abzuschneiden. Dabei erleiden sie hohe Verluste, rücken aber allein durch die Überzahl an Soldaten und Technik vor. Auch das Institut für Kriegsstudien (ISW) in den USA sprach in seinem Bericht vom Freitag von russischen Geländegewinnen.

Im Frontabschnitt Kupjansk weiter nördlich im Gebiet Charkiw und Luhansk zählte das ukrainische Militär elf Gefechte bei dem Dorf Synkiwka. Auch dort sind die russischen Truppen nach ISW-Einschätzung seit Tagen in der Offensive und erzielen Geländegewinne.

Weitere Schwerpunkte waren die Abschnitte Bachmut und Marjinka sowie der Ort Robotyne im südukrainischen Gebiet Saporischschja. Von eigenen ukrainischen Offensivaktionen ist in den Berichten schon seit geraumer Zeit keine Rede mehr. Nach dem weitgehenden Fehlschlag der Sommeroffensive richten sich die Kiewer Truppen jetzt auf Verteidigung ein. Die Ukraine wehrt seit fast 22 Monaten eine großangelegte russische Invasion ab. Einschließlich der Halbinsel Krim ist etwa ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebietes von russischen Soldaten besetzt.

Nach Unwetter: Stromausfälle in Südrussland und besetzter Ostukraine

13.44 Uhr: Nach schweren Unwettern sind im Süden Russlands sowie in besetzten Teilen der Ostukraine Hunderttausende Menschen ohne Strom. Zwischenzeitlich seien im Gebiet Rostow sowie in den ukrainischen Regionen Donezk und Luhansk, die Russland völkerrechtswidrig annektiert hat, insgesamt knapp 600 000 Bewohner von der Energieversorgung abgeschnitten gewesen, teilte das Energieministerium in Moskau am Samstag mit.

Etwas später hieß es, zumindest in Rostow seien mehr als die Hälfte der Haushalte mittlerweile wieder versorgt. In der Region hatte es zuvor ungewöhnlich starke Schneefälle, Blitzeis und Stürme gegeben.

Rostow liegt am Asowschen Meer und grenzt an die Ukraine, gegen die Russland seit fast 22 Monaten einen Angriffkrieg führt. Die ostukrainischen Regionen Luhansk und Donezk haben russische Truppen zu großen Teilen besetzt.

Litauen repariert in Ukraine beschädigte deutsche Leopard 2-Panzer

04.48 Uhr: In Litauen sind die ersten an die Ukraine gelieferten und im Kampf gegen Russland beschädigten Leopard 2-Panzer repariert worden. Die wieder instandgesetzten Kampfpanzer sollen schon bald wieder aus in dem baltischen EU- und Nato-Land auf das Schlachtfeld zurückkehren. „Litauen unterstützt konsequent den Kampf der Ukraine um ihre Unabhängigkeit und entsendet nicht nur Militärhilfe, sondern hilft auch bei der Reparatur von Leopard-Panzern„, betonte Verteidigungsminister Arvydas Anusauskas.

Repariert wurden die Leopard 2-Panzer in einem Wartungszentrum, das von beiden deutschen Rüstungsfirmen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall in Litauen errichtet worden ist. Vorgeführt und getestet wurden sie auf dem litauischen Truppenübungsplatz Gaiziunai - sie sollen voraussichtlich Anfang Januar zurück in Ukraine transportiert werden. “Was soll ich sagen? Ein kraftvoller Panzer“, sagte Anusauskas am Freitag nach einer kurzen Testfahrt. 

Moskau: 26 ukrainische Drohnen über der Krim abgefangen

02.16 Uhr: Die russische Armee hat nach Moskauer Angaben am Freitagabend mehr als zwei Dutzend ukrainische Drohnen über der Krim abgefangen. 26 unbemannte Flugkörper seien innerhalb von zwei Stunden über der Halbinsel zerstört worden, erklärte das russische Verteidigungsministerium im Onlinedienst Telegram.

Ungewissheit über Verbleib von verurteiltem Moskauer Kommunalpolitiker

01.25 Uhr: Ein früherer Moskauer Kommunalpolitiker, der im vergangenen Jahr wegen Kritik an der russischen Offensive in der Ukraine zu sieben Jahren Haft verurteilt worden war, wird von seinen Unterstützern seit Tagen vermisst. Alexej Gorinow befinde sich nicht mehr in der Strafkolonie in Pokrow rund 200 Kilometer östlich von Moskau, in der er bislang einsaß, teilte dessen Unterstützergruppe am Freitag im Onlinedienst Telegram mit.

Gorinows Anwälte hätten die ganze Woche lang vergeblich versucht, Informationen über dessen Aufenthaltsort und Gesundheitszustand zu erlangen, erklärte die Gruppe. Sie zeigte sich besorgt über den Gesundheitszustand des 62-Jährigen. „Wir nehmen an und hoffen, dass Alexej Gorinow in ein Krankenhaus verlegt worden ist“, hieß es in der Mitteilung.

Nach Angaben der Unterstützer hatte einer der Anwälte am 8. Dezember bei einem Besuch bei Gorinow festgestellt, dass dieser bei „sehr schlechter Gesundheit“ war und nicht die Kraft hatte, auf einem Stuhl zu sitzen und zu sprechen. Gorinow habe an Bronchitis gelitten und Atemprobleme gehabt. Notwendige Medikamente seien ihm vorenthalten worden. Der Ex-Kommunalpolitiker leidet an chronischen Lungenproblem, seitdem ihm im Jahr 2016 ein Lungenflügel entfernt wurde.

Gorinow war im Juli 2022 nach öffentlicher Kritik an der russischen Offensive in der Ukraine zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Ein Gericht in Moskau befand ihn für schuldig, „wissentlich Falschinformationen“ über die russische Armee verbreitet zu haben. 

Russischer Drohnenangriff auf Kiew

00.38 Uhr: Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist in der Nacht auf Samstag erneut Ziel eines russischen Angriffs mit Kampfdrohnen geworden. Die Luftverteidigung sei im Einsatz, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram. Im zentrumsnahen Stadtteil Podil seien Explosionen zu hören. Später ergänzte er, dass die feindlichen Fluggeräte über dem Zentrum seien. Ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichtete, dass das Feuer der Flugabwehr zu hören sei und näher komme. Zu möglichen Schäden oder Opfern gab es zunächst keine Angaben.

Der ukrainischen Luftwaffe zufolge wurden mehrere Regionen der Ukraine von russischen Drohnen angegriffen. In Kiew gebe es auch die Gefahr von Raketeneinschlägen. Russland hat seine Luftangriffe auf die Ukraine in den vergangenen Tagen verstärkt und dabei Drohnen, ballistische Raketen, Hyperschallraketen und Marschflugkörper eingesetzt. Die verwendeten Drohnen iranischer Bauart werden meist in Schwärmen gestartet und fliegen mit vielen Kursänderungen, bevor sie mit ihrer Sprengladung auf ein Ziel stürzen.