„Eine Menge Lügen“: Faktencheck zu Trumps Behauptungen im TV-Duell
Knapp zwei Monate vor der Präsidentschaftswahl treffen Kamala Harris und Donald Trump in einem TV-Duell aufeinander. Viele von Trumps Aussagen sind im Mittelpunkt der Diskussionen und wurden genau überprüft.
Washington/ Philadelphia – In der Debatte zwischen Donald Trump und Kamala Harris beim TV-Duell vor der anstehenden US-Wahl im November wurden zahlreiche Aussagen des ehemaligen Präsidenten einer genauen Prüfung unterzogen. CNN hat Trumps Behauptungen aus der Diskussion umfassend überprüft.
In der rund 90-minütigen Auseinandersetzung vor der Fernsehkamera nutzten sowohl Harris als auch Trump die Gelegenheit, ihre Standpunkte darzulegen und die Zuschauer von sich zu überzeugen. Besonders in den Bereichen Inflation sowie Migration verbreitete der 78-jährige Ex-Präsident mehrere Informationen, die nicht korrekt sind. Scharfe Attacken richteten beide beim Thema Abtreibung gegeneinander: Hierbei bezichtigte Harris Trump, „eine Menge Lügen“ zu verbreiten.
TV-Duell: Trumps Aussagen zur Kriminalität in den USA
Trump behauptete, dass die Kriminalität in den USA „durch die Decke geht“. Diese Behauptung widerspricht den aktuellen Daten. Die vorläufigen FBI-Daten zeigen, dass sowohl die Mordrate als auch die Gewaltkriminalität im Jahr 2023 gesenkt wurden – die Mordrate um etwa 13 Prozent und die Gewaltkriminalität um etwa 6 Prozent im Vergleich zu 2022. Die Daten für das erste Quartal 2024 zeigen noch größere Rückgänge, mit einem Rückgang der Mordrate um etwa 26 Prozent und der Gewaltkriminalität um etwa 15 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2023. Auch Experten wie Jeff Asher von AH Datalytics bestätigen, dass die Kriminalitätsraten, insbesondere die Mordrate, in den letzten Jahren gesenkt wurden und dass die derzeitigen Zahlen eine der schnellsten Rückgänge zeigen, die je aufgezeichnet wurden.
Im TV-Duell des US-Präsidentschaftswahlkampfs versuchte Trump, durch die bereits widerlegte Behauptung Aufsehen zu erregen, haitianische Einwanderer in Ohio würden die Katzen der Anwohner essen. „In Springfield essen sie die Hunde – die Einwanderer essen die Katzen, sie essen die Haustiere der Menschen, die dort leben“, erklärte Trump am Dienstagabend während der Debatte auf ABC. „Und das ist es, was in unserem Land passiert“, fügte er hinzu.
Diese Behauptungen widersprechen den Aussagen der Behörden in Springfield, Ohio, die betont haben, dass solche Anschuldigungen unbegründet sind. Zuvor hatten hochrangige US-Republikaner auf Online-Plattformen Falschinformationen über den Diebstahl und das Verspeisen von Haustieren durch haitianische Einwanderer verbreitet, um Ängste vor Einwanderern zu schüren. Der Hintergrund ist ein Medienbericht über einen Vorfall in Ohio, bei dem eine Frau angeblich eine Hauskatze getötet und gegessen hat. Hinweise darauf, dass dieser Vorfall in Zusammenhang mit haitianischen Einwanderern steht, wurden von der Polizei der Stadt jedoch nicht bestätigt.
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Abtreibungsgesetz: Demokraten ermöglichen angeblich Abtreibungen bis zum neunten Monat
Trump behauptete, dass die Politik der Demokraten Abtreibungen bis zum neunten Monat ermögliche und sogar die „Hinrichtung“ von Neugeborenen in einigen Bundesstaaten gestatte. Diese Behauptung machte er auch im Juni während des TV-Duells mit Joe Biden. Diese Aussagen sind jedoch falsch.
In den USA ist die Tötung eines Neugeborenen illegal und wird als Kindstötung betrachtet. Abtreibungen sind bis zur Lebensfähigkeit des Ungeborenen erlaubt, was in der Regel bis zur 24. Schwangerschaftswoche der Fall ist. Nach dieser Frist sind Abtreibungen nur dann zulässig, wenn das Leben oder die Gesundheit der Mutter gefährdet ist. Trumps Behauptung, dass es eine „Hinrichtung“ von Babys nach der Geburt gebe, ist unbegründet und widerspricht den geltenden Gesetzen.

Trump: Es habe während seiner Amtszeit „praktisch keine Inflation“ gegeben
Trump behauptete außerdem, dass es unter seiner Präsidentschaft „praktisch keine Inflation“ gegeben habe und, dass die aktuelle Inflation unter Präsident Biden und Kamala Harris die höchste in der Geschichte der USA sei. Diese Aussage stellte sich als ungenau heraus. Historisch betrachtet wurde die höchste jährliche Inflationsrate seit der Gründung der Vereinigten Staaten 1776 im Jahr 1778 mit 29,78 Prozent verzeichnet. Seit Einführung des Verbraucherpreisindexes lag der Höchstwert der Inflationsrate im Jahr 1917 bei 20,49 Prozent.
Tatsächlich war die Inflation während Trumps Amtszeit niedriger als heute. Die Inflationsrate unter Trump betrug etwa 8 Prozent – unter Präsident Biden liegt sie bisher bei rund 19 Prozent. Im letzten Monat von Trumps Amtszeit lag die Inflationsrate bei 1,4 Prozent, verglichen mit den aktuellen 2,9 Prozent (Stand Juli 2024).
Vor der US-Wahl 2024: Trumps Wahlbetrugsbehauptungen in TV-Debatte
Am 6. Januar 2021 stürmten Trumps Anhänger gewaltsam das US-Kapitol, nachdem Trump diese mit den Falschbehauptungen aufgewiegelt hatte. Seit seiner Niederlage bei der Präsidentschaftswahl 2020 gegen Joe Biden behauptet Donald Trump immer wieder, es habe einen Wahlbetrug bei der damaligen US-Wahl gegeben. Auch in der jüngsten TV-Debatte blieb der republikanische Ex-Präsident bei seiner Version und erklärte, es gebe „so viele Beweise“ für einen Betrug. Zudem betonte Trump, dass er „fast 75 Millionen Stimmen erhalten habe, die meisten Stimmen, die je ein amtierender Präsident erhalten hat.“ Mehrere Gerichte haben bestätigt, dass es bei der Wahl 2020 keinen groß angelegten Betrug gegeben hat.
Trump drohte bereits angeblichen Wahlbetrügern mit harten Konsequenzen, falls er wieder ins Weiße Haus einziehen sollte. „Sollte ich gewinnen, werden die Personen, die betrogen haben, mit der vollen Härte des Gesetzes verfolgt, einschließlich langjähriger Haftstrafen, um sicherzustellen, dass sich solche Justizskandale nicht wiederholen“, schrieb Trump auf den Plattformen Truth Social und X. Er bezeichnete die damaligen Ereignisse als eine Schande für das Land und kündigte an, dass die Wahl 2024 unter „strengster professioneller Beobachtung“ stehen werde. (jal/afp/dpa)