Harris und Trump im TV-Duell: „Als würde man bei einem Autounfall zuschauen“
Nach dem TV-Duell zur US-Wahl nennt ein amerikanischer Medienexperte die Szenen, in denen Donald Trump immer wieder auf Kamala Harris „hereingefallen ist“.
Das TV-Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump ist vorbei. Taylor Swift hat sich nach dem Duell für Kamala Harris ausgesprochen, in Wetten auf die US-Wahl ist die Vizepräsidentin ein ganzes Stück hochgerutscht, sagt der US-amerikanische Kommunikationsexperte Andrew Selepak. Er war im Vorhinein der Meinung, Harris werde es beim TV-Duell schwer haben.
Am Donnerstagmorgen mach dem TV-Duell revidiert er das: „Harris geht neutral aus dem Duell, Trump hinterlässt einen eher negativen Eindruck“, sagt er BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Für Trump-Unterstützer und Harris-Unterstützer habe das Duell nicht viel geändert. „Aber die Wähler, die noch unschlüssig sind, bei denen steht Harris – obwohl viele immer noch nicht wissen, was sie politisch will – besser da.“ Der Grund: „Harris hat Trump mehrfach angestachelt und er ist immer wieder darauf hereingefallen.“

Was Harris im TV-Duell bei Minute 47 sagt, wird für Trump zum Problem
Selepak ist Professor am College of Journalism and Communications der Universität Florida und hat uns auch schon erklärt, warum Trump im US-Wahlkampf oft zu Beleidigungen greift. „Trumps Ego und seine narzisstischen Tendenzen wurden ihm im TV-Duell zum Verhängnis“, sagt er. Zum Beispiel, als Kamala Harris etwa bei Minute 47 (YouTube-Livestream siehe unten) davon spricht, dass sie selbst nicht in Reichtum, sondern bei einer Single-Mutter aufgewachsen sei und im Gegensatz zu Trump keine 400.000 Dollar von ihrem Vater bekommen habe – einer der Schlüssel-Momente.
Der reagiert darauf, anstatt direkt auf das einzugehen, was Harris zuvor inhaltlich gesagt hatte. Trump rechtfertigt sich: „Mir wurden keine 400.000 Dollar gegeben, nicht mal ein Bruchteil, das bisschen, was ich bekommen habe, habe ich zu Millionen von Dollar gemacht, Leute nennen mich eben ein Wirtschaftsgenie“, sagt er. Experte Selepak analysiert: „Harris hat ihre politischen Ausführungen oft mit einem saftigen Köder beendet, den sie Trump vor die Nase gehalten hat. Sein Problem: Er hat immer wieder angebissen.“
Trump vs. Harris beim TV-Duell zur US-Wahl: „Das kann sie nicht sagen!“
Ein weiteres Beispiel dafür ist der Moment im TV-Duell zur US-Wahl, in dem Harris über Donald Trumps Kundgebungen spricht. Sie zählt die Themen auf, über die Trump dort spricht: „Es ist wirklich interessant. Wer da hingeht, sieht Menschen, die aus Erschöpfung und Langeweile seine Kundgebung verlassen.“
Als Trump vom Moderator gefragt wird, ob er auf die vorherigen Punkte eingehen will, sagt er: „Nein, ich will erst etwas zu den Kundgebungen sagen. Die Leute gehen nicht zu ihren Kundgebungen“, sagt er. „Das kann sie nicht sagen, die Leute verlassen meine Kundgebungen nicht! Wir haben die größten Kundgebungen in der Geschichte der Politik“, so Trump – und reagiert damit auf Harris Köder. (siehe Tweet unten)
„In den Momenten, in denen Harris am Ende ihrer Redezeit einen Köder ausgeworfen hat, und man schon wusste, er würde anbeißen, war es als würde man bei einem Autounfall zuschauen“, sagt Selepak BuzzFeed News Deutschland über das TV-Duell. Das alles habe Harris sehr geholfen. Im TV-Duell mit dem vorherigen demokratischen Kandidaten Joe Biden sei Trump so etwas nicht passiert. Hat Kamala Harris als Frau sein großes Ego so verunsichert? „Vielleicht hat sich Trump nicht so sehr auf das Duell vorbereitet wie bei Biden, er hat immer wieder davon gesprochen, dass er Harris nicht für intelligent hält. Das ist aber nur eine Vermutung“, sagt der Medienexperte.