TV-Duell vor der US-Wahl 2024: Harris gegen Trump – Das Live-Protokoll

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Donald Trump und Kamala Harris treten vor der US-Wahl 2024 zu ihrem ersten TV-Duell gegeneinander an. Das Protokoll zum Nachlesen.

Philadelphia – Knapp zwei Monate vor der US-Wahl 2024 liefern sich Kamala Harris und Donald Trump in einem TV-Duell einen hitzigen Schlagabtausch. Hier die Ereignisse zum Nachlesen:

Schon der Beginn ist symbolisch. Kamala Harris macht drei Schritte auf Donald Trump zu, schüttelt ihm die Hand.

Die erste Runde beim TV-Duell zwischen Trump und Harris. Zwei Minuten pro Frage. Das Mikrofon ist nur an, wenn jemand spricht.

Donald Trump und Kamala Harris beim TV-Duell.
Donald Trump und Kamala Harris beim TV-Duell. © Saul Loeb/AFP

Harris und Trump treffen vor der US-Wahl 2024 im TV-Duell aufeinander

Harris setzt mit dem ersten Satz den Ton des Abends: „Ich bin als Kind der Mittelklasse aufgezogen worden.“ Damit wiederholt sie, was der Kern ihrer Kampagne in den millionenfach verbreiteten Videos auf Social Media ist: Sie setze sich für Familien und kleine Unternehmen ein, damit sie Steuererleichterungen erhalten.

Donald Trump umreißt sein Programm in den ersten zwei Minuten. Unter Biden sei die Inflation gestiegen. Er werde Strafzölle etwa gegen China einführen. Und sofort wendet er sich gegen Migration. Das sei die Bevölkerungsgruppe mit der höchsten Kriminalität, die schnellstmöglich aus dem Land entfernt werden müsse. 

Name Kamala Devi Harris
Geboren 20. Oktober 1964
Geburtsort Oakland
Partei Demokraten
Amt Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten seit 2021
Ehepartner Douglas Emhoff (verh. 2014)

Harris attackiert Trump zum Auftakt des TV-Duells zur US-Wahl 2024

Harris attackiert sofort und wirft Trump das „same old playbook“ vor. Mit dieser Redewendung hat sie schon in ihrem ersten Interview geantwortet, wie sie die immer gleichen Vorwürfe des republikanischen Herausforderers sehe.  Trump habe keine Vision für die Wirtschaft. Er würde sich eher für Milliardäre einsetzen.

Trump antwortete, er sei auf eine Schule für Wirtschaft gegangen und setzt zum ersten frontalen Angriff an. Harris habe keinen Plan, keine Ahnung von Wirtschaft. Er sei der einzige Präsident, der es geschafft habe, dass China dem Land hunderte von Millionen bezahlt haben. Unter Biden hätten die Menschen dagegen „mehr für Eier und Speck“ zu zahlen aufgrund der hohen Inflation.

Name Donald John Trump
Geboren 14. Juni 1946 in Queens, New York, USA
Größe 1,90 Meter
Vermögen rund drei Milliarden US-Dollar
Ehepartnerin Melania Trump (verh. 2005), Marla Maples (verh. 1993–1999), Ivana Trump (verh. 1977–1992)
Kinder Ivanka Trump, Donald Trump Jr., Tiffany Trump, Barron Trump, Eric Trump

Erste Themenrunde beim TV-Duell zwischen Harris und Trump: Abtreibung

Die erste Themenrunde. Wie stehen die Kandidatin und der Kandidat zum Thema Abtreibung?

Trump beginnt. Er behauptet, das Harris-Team sei für eine Abtreibung im neunten Monat, sogar für eine Tötung nach der Geburt. Jeder Jurastudent, jeder Demokrat und jeder Republikaner sei dafür, dass die Bundesstaaten wieder selbst entscheiden dürften.

Die Moderatorin Linsey Davis kann die unfassbare Behauptung Trumps nicht so stehen lassen. „Es gibt keinen Bundesstaat, in dem es erlaubt sei, ein Baby abzutreiben.”

Harris wird in ihrem Statement emotional, bleibt aber kontrolliert. Es solle die Sache jeder Frau sein, dass sie entscheiden dürfe, wenn wer Opfer von Gewalt wurde oder eine Fehlgeburt erwarte. Ihre Forderung klingt wie eine Überschrift von Alice Schwarzer aus den Gründungsjahren von Emma, nur im Jahr 2024 ausgesprochen: Jede Frau solle über ihren Körper selbst entscheiden dürfen. Trumps Vorschlag sei eine Beleidigung für das Land.  

Zweite Themenrunde beim TV-Duell zwischen Harris und Trump: Abtreibung

Der Moderator David Muir wechselt das Thema und fragt Harris, ob sie bei der Einwanderungspolitik etwas anders machen würde als Joe Biden. 

Spannend. Harris weicht komplett aus und setzt zum ersten großen Angriff auf Trump an. Das Land brauche eine politische Führungsfigur, die auch führe – ist es wirklich so einfach wie diese Formulierung? Man solle sich nur seine schlecht besuchten Wahlkampfveranstaltungen anschauen, wie wirr die Reden sein.

Harris’ Strategie funktioniert. Sie musste nichts zur Migration sagen und Trump springt auf die Provokation an und hat einen ersten Ausraster. Seine Veranstaltungen seien besser besucht. Und überhaupt seien Einwanderer Menschen, die „Hunde und Katzen essen“.

Harris lächelt und kontert: „Das ist extrem. Wollen Sie wirklich von solchen Menschen regiert werden, etwa von einem seiner führenden Militärs, der die Verfassung in Frage stellt.“

Und wieder reagiert Trump sofort auf den Trigger. Er habe die Person damals sofort gefeuert, anders als Biden oder Harris, die nie jemanden entlassen hätten, wenn sie schlechte Arbeit geleistet haben. Harris schafft es wirklich, die Aktionen der Debatte zu bestimmen.

Der Moderator fordert Trump auf, auch etwas zum Thema zu sagen. Der Republikaner behauptet, dass die Kriminalitätsrate in allen Ländern gesunken sei, weill alle Länder die Terroristen und Kriminellen in die USA geschickt hätten.

Harris attackiert erneut. Ein verurteilter Verbrecher beklage gestiegene Kriminalität, das sei ironisch. Trump antwortet direkt und stellt die Unabhängigkeit der Justiz in Frage. Die Richter seien zur Waffe im Wahlkampf gegen ihn gemacht und politisch instrumentalisiert.

Harris warnt: Jeder könne nun sehen, wie Trump die Verfassung verachte und die Unabhängigkeit der Gerichte in Frage stelle.

Dritte Themenrunde beim TV-Duell zwischen Harris und Trump: Fracking

Die Moderatorin von ABC hakt nun hart nach. Sie zählt einige Positionen auf, bei denen Harris ihre Meinung fundamental geändert habe. Am gravierendsten in der Energiepolitik, wo sie nun für die Gasgewinnung mit Fracking sei.

Harris bestreitet das, sie habe langfristige Werte. Und wieder weicht sie komplett aus: Sie sei von einer hart arbeiteten Mutter aufgezogen worden und wolle, dass alle einfache Amerikaner die Chance hätten, es nach oben zu schaffen.

Trump hakt nach. Harris sei eine „radical left liberal“, eine extrem linke Liberale. Sie wolle Waffen konfiszieren, und habe ihre Meinung zu Fracking nun geändert. Sie sei gegen fossile Energien und für Solarenergie und Windkraft. Etwas wirr formuliert, aber eine richtige Beschreibung der Forderungen von Harris.

Vierte Themenrunde beim TV-Duell zwischen Harris und Trump: Innere Sicherheit, Angriff auf das Capitol

Trump wiederholt nun einen Vorwurf, der mehrfach widerlegt wurde. Harris stehe für „Defund the Police“, sie wolle die Kraft der Polizei schmälern. Sie stehe für eine Gefahr für die innere Sicherheit.

Der Moderator von ABC spitzt eine Frage zu: Sei nicht Trump selbst verantwortlich für innere Unruhen, als es am 6. Januar zum Angriff auf das Capitol kam.

Der Ex-Präsident setzt eine wahre Tirade ab. Er habe niemand aufgehetzt. Er sei nicht verantwortlich. Und er sei nicht schuld daran, dass es zu Sicherheitsmängeln gekommen sei. Andere seien verantwortlich gewesen, wiederholt er immer wieder.

Harris hat einen ersten Glanzmoment. Der ehemalige Präsident sei gefragt worden, ob er etwas bedauere und seine einzige Antwort sei, dass er nicht Schuld sei. Wäre es nicht an der Zeit, aufeinander zuzugehen und das Land zu einen, fragt die Vizepräsidentin.

Trumps Antwort: Dieser Vorschlag komme von einer Frau, die die Grenzen aufgemacht habe, um Verbrecher ins Land zu lassen. Er redet sich in Rage. „Unsere Wahlen sind schlecht“, sagt Trump wörtlich. Diese Leute, also die Demokraten, ließen die Migranten nur deswegen ins Land, damit sie von diesen gewählt werden. Und er wiederholt das MAGA-Motto: „Wir haben eine Nation, die stirbt.”

Harris setzt nach. Trump sei aus dem Amt gewählt worden und habe mit Betrugsvorwürfen reagiert. Harris wörtlich: „Wir können uns keinen Präsidenten leisten, der das Votum von Millionen Menschen nicht respektiert.”

Trump zitiert stattdessen Viktor Orbán: Er unterstütze ihn. Nur mit ihm haben Staaten wie China oder Nordkorea wieder Angst vor den USA.

Fünfte Themenrunde beim TV-Duell zwischen Harris und Trump: Israel

Ein harter Themenwechsel der Moderation. Wie stehen die Kontrahenten zum Krieg in Gaza.

Harris stellt sich an die Seite Israels. Die Hamas habe das Land überfallen und Israel habe reagiert. Nun weinten dort Mütter um ihre Kinder, alle seien sich einig, dass der Krieg enden müsse und schnell Verhandlungen geführt werden müssten. Das Ziel sei eine Zweistaatenlösung.

Trump sieht die Lösung in sich selbst, er schreit fast ins Mikrofon. Wenn er Präsident gewesen wäre, hätte es etwa den Krieg in der Ukraine nie gegeben. Harris hasse Israel, aber ebenso die Araber. Wenn Harris Präsidentin werde, gebe es Israel nach zwei Jahren nicht mehr.

Harris, die mit einem jüdischen Mann verheiratet ist, antwortet noch nicht einmal auf die Frage, ob sie Israel hasse. Stattdessen formuliert sie, dass Trump ein extrem schwacher Präsident sei, ein Mann, der selbst formuliert habe, er sei gern Diktator. Die USA brauchten dagegen einen Präsidenten, der das Militär stärke.

Zwischenbilanz zum TV-Duell zwischen Harris und Trump

Zur Werbepause ist Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Trump wirkt wesentlich energischer. Er ist am Rande des Ausrastens, hat sich aber gerade unter Kontrolle. In bester Trump-Manier wiederholt er Menschen am Rande der Wahrheit, etwa wenn er behauptet, ihm sei die Wahl gestohlen worden.


Harris ist wie bei allen ihren Auftritten perfekt vorbereitet und gibt sachliche Antworten. Gleichzeitig wirkt sie sehr kontrolliert, wenn nicht kühl. Einzig beim Thema Abtreibung wurde sie etwas emotionaler. Dann ist erst mal Pause.

Erste Themenrunde nach der Pause beim TV-Duell zwischen Harris und Trump: Ukraine

Nach der Werbepause wechselt die Moderation zur Außenpolitik. Was will Trump für die Ukraine tun?

Trump wiederholt eine Forderung, die direkte Auswirkungen für die Nato-Partner haben wird. Er sei der einzige, der den Mut habe zu sagen: „Bezahle oder wir werden euch nicht mehr verteidigen.“

In der Ukraine würde er mit beiden sprechen. Er kenne Selenskyj ebenso wie Putin. Mit ihm hätte es den Krieg nicht geführt. Trump spitzt es zu: „Wo ist unser Präsident?” Biden führe die Welt an den Rand des Dritten Weltkriegs.

Harris antwortet erstaunlich emotional. Ihre Regierung habe knapp 30 Staaten zusammengebracht, um die Ukraine zu verteidigen. Sie hätten Waffen und Abrams-Panzer geliefert. Deswegen sei die Ukraine immer noch unabhängig.

Trump verweist darauf, dass Harris drei Tage vor Kriegsbeginn mit Putin verhandelt habe und offensichtlich die „falschen Worte” gesagt. Sie sei eine schreckliche Verhandlerin, die niemand ernst nimmt. Er hätte den Krieg verhindert und heute säße Putin ohne Krieg „wesentlich glücklicher” in Moskau.

Der Moderator hakt bei Harris nach. Sei sie mit der Linie von Joe Biden in der Ukraine einverstanden? Sie stellt sich an die Seite der bisherigen Verteidigungslinie der Regierung. Harris greift Trump direkt an. Er habe die Taliban ausgerechnet in den geschichtsträchtigen Ort Camp David eingeladen und 5000 Terroristen freigelassen. Nach dieser etwas abstrakten Argumentation stellt sie die Frage, ob ausgerechnet dieser Mann oberster Befehlshaber sein solle.

Trump wird wesentlich direkter. Als er Präsident gewesen sei, mussten viele Soldaten in Afghanistan sterben. Er habe dem Verhandlungsführer ein Foto von seinem Privathaus geschickt und so sei das Töten beendet worden.

Zweite Themenrunde nach der Pause beim TV-Duell zwischen Harris und Trump: Rassismus, soziale Sicherung

Der Moderator konfrontiert Trump mit dem Vorwurf, er habe gesagt, dass Harris erst spät entdeckt habe, dass sie „Schwarz“ sei. Trump antwortet einsilbig, er bleibe dabei.

Harris holt als Antwort zu einem großen Bogen aus. Auf der einen Seite ein Kandidat, der das Land spalte, der Inserate schalte, in der Schwarze und Latinos abgebildet seien und deren Todesstrafe gefordert werde. Auf der anderen Seite ein Land, das sich danach sehne, wieder Gespräche über die wichtigen Themen zu führen ohne Polarisierung. Ein Land, das sich danach sehne, dass alle den sozialen Aufstieg schafften.

„Let’s turn the page”, sagt Harris. Es sei an der Zeit, das Blatt zu wenden. Es ist vielleicht der beste Moment von Harris bisher. Jedenfalls eignet sich diese Stelle als Videoschnipsel und wir werden sie noch oft in den sozialen Medien sehen.

Was er zur sozialen Sicherung beitragen würde, beantwortet Trump komplett blank. Auf die Nachfrage des Moderators, ob er einen Plan dafür habe, weicht er aus. Er habe Trump-Berater dafür. Er habe damals „Obamacare“, die nationale Gesundheitsversorgung, besser gemacht. „Also keinen Plan“, bilanziert Harris.

Sie legt nach und füllt die Lücke, die Trump gelassen hat, mit Details. Durch Obamacare sei es auch möglich, dass Menschen mit Vorerkrankungen – ein Kind mit Asthma, ein Diabetiker, eine Frau mit Brustkrebs-Operation – sich die Gesundheitsversicherung leisten könne.

Nächste Themenrunde beim TV-Duell zwischen Harris und Trump: Klimakrise

Nun eine Minute für beide, um ihr Konzept für die Klimakrise zu beschreiben.

Harris positioniert sich klar und konkret. „Wir glauben an die Klimakrise.” Naturkatastrophen werden die Häuser von vielen Menschen bedrohen.

Trump dreht das Thema auf die Arbeitsplätze, die durch Klimaschutz verloren gehen. 100.000 Arbeitsplätze seinen in der Automobilindustrie verloren gegangen.

Und wieder eine Werbepause. Wieder Zeit für eine kleine Bilanz. Die zweite Phase der Debatte ist wesentlich emotionaler und auch persönlich offensiver. Weder Trump noch Harris entgleisen, beide machen starke Punkte. 

Inhaltlich war es der wichtigste Teil für die Auswirkungen für Deutschland. Donald Trump wiederholt, dass er mehr finanzielle Unterstützung fordert. Die Lastenteilung in der Nato wird unter ihm neu zu verhandeln sein. Harris fordert einen klaren Führungsanspruch der USA ein.

Schlussstatements beim TV-Duell zwischen Harris und Trump

Nun die letzten beiden Kurzreden der beiden.

Harris macht die Wahl zu einer Frage über die Zukunft Amerikas. Die Menschen müssten wieder zusammengebracht werden. Ihre Sehnsüchte nach einer besseren Zukunft gefördert. Und es gehe um Respekt. Für die Streitkräfte, für Frauen, für jeden. Als Senatorin und als Vizepräsidentin habe sie nie gefragt, ob jemand Republikaner oder Demokratin sei, sondern nur, um es der Person gut gehe.

Trump greift in seinen letzten Sätzen Harris frontal an. Sie habe viel angekündigt und nichts eingelöst. Er setzt Harris mit Deutschland gleich: Sie hätten den Klimaschutz versucht und nichts habe funktioniert. Er sagt nichts zu sich selbst, sondern endet damit, dass Harris die schlechteste Vizepräsidentin der Geschichte sei.

TV-Duell zwischen Harris und Trump: Fazit

Die Vizepräsidentin blieb sachlich, fast kühl. Sie hatte inhaltlich auf jede Frage eine Antwort, gab diese aber bei den zentralen Themen wie Migration nicht und wich aus. Deutliche Punkte machte sie immer, wenn es um Abtreibung und soziale Sicherung ging.

Nun werden Teile dieser Debatte aus dem Zusammenhang gelöst und einzeln in den sozialen Medien verbreitet werden. Das wird mindestens so zur Wirkung dieses TV-Duells beitragen, wie die Millionen an US-Wählerinnen und Wähler, die das Gespräch live verfolgt haben.  (Thomas Kaspar)

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