Hilfe für F-16-Kampfjets: Ukraine-Verbündeter schafft Grundlage für neue Jet-Lieferung

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Schweden verhandelt mit der Ukraine über die Abgabe von Gripen-Kampfjets. Nun bestellt es Ersatzteile, um eine solche Waffenlieferung vorzubereiten.

Stockholm – Bis zum 30. Juni 2024 belief sich die bilaterale Unterstützung Schwedens für die von Russland angegriffene Ukraine laut dem Ukraine Support Tracker des Kieler Instituts für Weltwirtschaft auf 0,8 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP). In Relation zu den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, leistete das jüngste NATO-Mitglied doppelt so viel Hilfe im Ukraine-Krieg wie Deutschland, das bisher 0,4 Prozent seines BIPs aufwandte. Die Bundesrepublik liegt im relativen Unterstützerranking damit sieben Plätze hinter den sechstplatzierten Schweden.

Als Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius unlängst ankündigte, bis 2025 zusätzliche zwölf Panzerhaubitzen 2000 im Wert von 150 Millionen Euro an die Ukraine zu liefern, folgte Schweden ihm auf dem Fuß. Dessen Verteidigungsminister Pål Jonson gab gestern die Zusammensetzung des 17. militärischen Untersützungspakets bekannt. Sein Wert beläuft sich auf gut 400 Millionen Euro und ein Posten sticht ganz besonders hervor: Etwa die Hälfte der Summe entfällt auf Ersatzteile für den Jas 39 Gripen-Kampfjet – den die Ukraine aber noch überhaupt nicht besitzt.

Eine SAAB Gripen der Schwedischen Luftwaffe samt der Waffen, die sie tragen kann, am 20. Juli 2024 beim 2024 Royal International Air Tattoo auf der britischen Luftwaffenbasis in Fairford in der Grafschaft Gloucestershire.
Die Jas 39 Gripen, hier ausgestellt während des Royal International Air Tattoo auf der britischen Luftwaffenbasis in Fairford, kann eine ganze Reihe von Waffen ins Gefecht tragen. © IMAGO/Pro Sports Images/Dennis Goodwin

Ukraine-Hilfe mit Kampfjet-Ersatzteilen: Schweden bereitet Gripen-Lieferung vor

Die neueste schwedische Waffenlieferung umfasst ansonsten Munition für die Maschinenkanonen des von den Ukrainern geschätzten Combat Vehicle 90, Tarnausrüstung für den Pansarbandvagn 302, Robot-System-70-Luftabwehrraketen und sechs zusätzliche Combat Boat 90 für den Flusskampf. All diese Objekte werden nach Absprache mit der ukrainischen Seite geliefert, die kommunizierte, was sie benötigt.

Die Gripen-Ersatzteile sind hingegen eine Investition in die Zukunft. „Im Moment ist die Übergabe von JAS Gripen an die Ukraine keine praktikable Option, da sie mit der vorrangigen Einführung von F-16-Kampfflugzeugen kollidieren würde“, heißt es in der Ankündigung des Hilfspakets durch das schwedische Verteidigungsministerium. „Parallel dazu setzt die schwedische Regierung jedoch ihre Bemühungen fort, die Bedingungen für eine mögliche künftige Unterstützung von JAS 39 Gripen-Kampfflugzeugen an die Ukraine zu schaffen“, heißt es dort weiter.

Ukraine und Schweden verhandeln nach wie vor über Kampfjet-Lieferung

Deswegen erwerbe man im Rahmen des jüngsten Unterstützungspakets Bauteile für die ältere Jet-Variante JAS 39C/D, die auch beim Bau neuer JAS 39E-Flugzeuge verwendet werden. So ließen sich JAS 39C/D vor der Ausschlachtung bewahren und könnten im Falle einer entsprechenden Entscheidung der schwedischen Regierung „für eine mögliche künftige Spende an die Ukraine in Betracht gezogen werden“, so das Statement des Verteidigungsministeriums. Der Kyiv Post zufolge hat Schweden derzeit noch knapp 100 ältere JAS 39C/D-Jets im Dienst, wobei einige bereits ausgeschlachtet worden seien.

Die schwedische Zeitung Dagens Nyheter berichtete, dass schon im Mai 2023 ukrainische Piloten nach Schweden gereist seien, um die Gripen-Jets zu inspizieren. Damals habe die Regierung des skandinavischen Landes sich bereits auf eine Lieferung vorbereitet. Als Schweden im Februar 2024 schließlich der NATO beitrat, sah es so aus, als würden nun alle Hürden fallen. Dennoch kam es seitdem nicht zu einer Einigung, um die ukrainische Luftwaffe nicht mit der gleichzeitigen Einführung zweier neuer Kampfflugzeuge zu überfordern – der JAS 39 Gripen und der F-16.

Gripen-Jets kommen „falls und wenn das F-16-Programm abgeschlossen ist“

Entsprechend äußerte sich Schwedens Außenminister Tobias Billström im Juli gegenüber Voice of America: Eine Gripen-Lieferung könne erfolgen, „falls und wenn das F-16-Programm abgeschlossen ist“. Wenig später erklärte Ihor Zhovkva, der stellvertretende Leiter des Präsidialamts der Ukraine, im Interview mit Voice of America, dass man Interesse an dem Kampfjet habe und sich mit der schwedischen Führung nach wie vor im Austausch über eine zukünftige Lieferung befinde.

Im Falle einer möglichen Spende des Gripen müssen unsere Fähigkeit, die schwedische Sicherheit aufrechtzuerhalten, und die Fähigkeit der Ukraine, den Gripen zu erhalten, berücksichtigt werden“, zitierte Dagens Nyheter Verteidigungsminister Jonson im Zusammenhang mit der jüngsten Waffenlieferung. Damit zielte er auf die Aufrüstung der schwedischen Luftwaffe in Reaktion auf Wladimir Putins Angriffskrieg ab. Bis 2030 wolle Schweden der Kyiv Post zufolge neben 60 neuen JAS 39E nur noch über 60 ältere JAS 39C/D verfügen. Die Modernisierung könnte 20 bis 30 Flugzeuge für die Ukraine verfügbar machen, so die Schätzung des ukrainischen Mediums. (MicKis)

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