Putin-Kritiker mit überraschenden Worten: „Dann hätte Trump tatsächlich den Friedensnobelpreis verdient“

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Der Ukraine-Krieg könnte für Russland und Putin positiv enden. Doch in einem Szenario hat Trump noch die Möglichkeit, seinen Kurs zu korrigieren.

London – Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin „könnte es nicht besser laufen“. Das sagte Michail Chodorkowski über den Eklat im Weißen Haus in einem Spiegel-Interview. Chodorkowski wurde vom reichsten Oligarchen Russlands zum Kreml-Kritiker. Heute lebt er mit seiner Familie in London und leitet die Organisation „Open Russia“. Ohne die Unterstützung der USA sieht er kaum Chancen für die Ukraine.

Putin-Kritiker Chodorkowski über Ukraine-Krieg: „Trump und Putin verstehen sich sehr gut“

Der Umgang des US-Präsidenten Donald Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj stärkt Putin. An eine baldige Niederlage Russlands im Ukraine-Krieg ist derzeit nicht zu denken. Auf die Frage, ob Trump sich von Putin beeinflussen lasse, stellte Chodorkowski klar: „Die Wahrheit ist viel einfacher: Trump und Putin verstehen sich sehr gut.“ Der Kreml-Chef sei „im Kern ein Verbrecher“. Trump wiederum denke und spreche wie einer.

Der frühere russische Oligarch und Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski sieht eine düstere Zukunft für die Ukraine, sollte US-Präsident Donald Trump die Unterstützung weiter verwehren. © Fotomontage Bernd von Jutrczenka/Alex Brandon/dpa

Daran, dass Europa die Ukraine alleine retten kann, glaubt er nicht. „Kurz nach Kriegsausbruch gab es die Chance, Putin eine Niederlage aufzuzwingen. Aber der Westen hat nicht entschlossen genug gehandelt und diese Chance verspielt. Jetzt sieht es düster aus“, erklärte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Ölkonzerns Yukos. Chodorkowski wurde 2003 verhaftet. Er war bis zu seiner überraschenden Begnadigung im Jahr 2013 wegen Steuerhinterziehung und Betrugs inhaftiert. Vor der Verhaftung äußerte er sich kritisch über die Korruption in Russland.

Ende des Ukraine-Kriegs: „Im besten Fall“ einfrieren – „Friedensnobelpreis“ für Trump?

Auf die Frage, wie Verhandlungen über einen Waffenstillstand zwischen der Ukraine und Russland aussehen könnten, antwortete Chodorkowski mit mehreren Szenarien. „Im besten Fall wird der Konflikt entlang der aktuellen Kontaktlinie eingefroren. Dann muss die Ukraine aufgerüstet werden und eine Barriere errichten, die Russland nicht durchbrechen kann“, erklärte der Ex-Oligarch.

Er sehe aber das Risiko, dass Trump in den Verhandlungen kaum Zugeständnisse für die Ukraine erzielen kann. Er betonte jedoch: „Gelänge es ihm aber, in den Verhandlungen die Staatlichkeit der Ukraine zu sichern, ihre Rüstungsindustrie und ihre Armee zu erhalten, und würde er die Ukraine anschließend ausreichend unterstützen, hätte Trump den Friedensnobelpreis verdient.“

Putins Angriff auf die Ukraine: „Innenpolitische Probleme durch Krieg lösen“

Im schlimmsten Fall würde Putin laut Chodorkowski weiter angreifen. „Ohne die Unterstützung der USA bricht die ukrainische Front zusammen. Russland würde das Land besetzen, bis auf einen Teil der Westukraine“, sagte er. Danach würde Putin wahrscheinlich den nächsten Krieg mit etwa Moldau, dem Baltikum oder Rumänien beginnen. Anders als viele Beobachtende macht Chodorkowski „innenpolitische Motive“ für Putins Kriege verantwortlich.

Er erkennt in Putins Handelns ein Muster. Immer wenn der innenpolitische Druck zu groß wurde, lenkte Putin die Aufmerksamkeit auf einen Krieg, den er begonnen hatte. So wie etwa auf den Tschetschenien-Krieg oder den Georgien-Krieg. Als die Proteste gegen ihn größer wurden, „nahm er sich die Krim. Die vollständige Invasion der Ukraine 2022 war bereits der vierte Versuch, innenpolitische Probleme durch Krieg zu lösen.“

Ukraine-Verhandlungen in Saudi-Arabien: USA und Selenskyj-Vertreter beraten

Drei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskrieges liegt die Hoffnung auf ein Ende in Gesprächen in Saudi-Arabien. Derzeit kommen Vertreter der USA und Ukraine zusammen, um über die Zukunft der Ukraine zu beraten. Für die USA ist Außenminister Marco Rubio mit einer Delegation angereist. Auch Selenskyj ist vor Ort, will aber nicht persönlich an dem Treffen mit den US-Vertretern teilnehmen. Kiew will eine Waffenruhe in der Luft und zur See vorschlagen. Allerdings zeigte Putin zuletzt kein Interesse daran. (vk)

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