Trump stellt die Ukraine-Hilfen ein: Wie lange kann die Ukraine gegen Russland durchhalten?
Noch könnte die Ukraine ohne die USA im Krieg gegen Russland durchhalten. Probleme drohen aber bei der Luftverteidigung und bei Angriffen hinter der Front.
Washington D.C./Kiew – An der Front in der Ostukraine könnten die Truppen der Ukraine ohne Unterstützung aus den USA vermutlich bis Mitte des Jahres im aktuellen Ausmaß gegen Russlands Militär kämpfen. Das berichtete die US-Zeitung Wall Street Journal unter Berufung auf Einschätzungen aus ukrainischen und westlichen Sicherheitskreisen noch Ende Februar. Nach der Aussetzung der US-Militärhilfen durch Präsident Donald Trump am Dienstag (4. März) könnte allerdings der Schutz der Zivilbevölkerung im Ukraine-Krieg erschwert werden. Finanziell wäre es für Europa kein Problem, die USA zu ersetzen. Einiges kann allerdings bisher nur aus den USA geliefert werden.
Luftverteidigung der Ukraine würde unter Stopp von US-Waffenlieferungen leiden
Die Aussetzung der US-Militärhilfe wurde einem Bericht der Tageszeitung New York Times zufolge sofort wirksam. Betroffen sind demnach Waffenlieferungen im Wert von mehreren hundert Millionen US-Dollar. Die Vorbereitung dieser Lieferungen hatte demnach bereits begonnen. Um welche Waffen es sich genau handelt, war am Dienstagmittag noch unklar. Was würde geschehen, wenn sich die USA gänzlich von der Ukraine abwenden?
Zur Abwehr ballistischer Raketen, schrieb das Nachrichtenmagazin Spiegel, seien US-amerikanische Patriot-Raketenabwehrsysteme in der Ukraine aktuell kaum zu ersetzen. Russland greift seit Beginn seiner Vollinvasion der Ukraine immer wieder die zivile Infrastruktur des Landes mit Drohnen und Raketen an. Allein im Februar wurden dabei nach ukrainischen Angaben dutzende Zivilisten getötet. Auch ukrainische Militärbasen hinter der Front wären ohne US-Unterstützung wohl schlechter gesichert. Der ukrainische Militärgeheimdienst warnte am Montag (3. März) vor einer Verdopplung der Drohnenschläge.
Ukraine-Krieg: Für Angriffe hinter der Front braucht es US-Unterstützung
Auch offensiv, so erklärte es Militärexperte Franz-Stefan Gady gegenüber dem Magazin, könnte ein Entzug der US-Unterstützung zum Problem für das ukrainische Militär werden. Für Aufklärungsdaten hinter der Front sei die Ukraine auf US-Drohnen und Satelliten angewiesen. Mit US-Kurzstreckenraketen vom Typ ATACMS griff die Armee der Ukraine zuletzt immer wieder strategische Ziele hinter der Front an. Verschossen werden die Raketen mit mobilen Raketenwerfern aus US-Produktion.
Bereits Ende 2024 berichtete die New York Times über einen Mangel an Kurzstreckenraketen in der Ukraine. Anfang März war unklar, wie viele Raketen in den Depots der Ukraine lagerten.
US-Geheimdienstinformationen und Satelliten-Technik „kurzfristig schwer zu ersetzen“
Rein volkswirtschaftlich betrachtet könnten sich die EU-Staaten es durchaus leisten, die wegbrechende US-Unterstützung der Ukraine zu kompensieren. 0,12 Prozent des Bruttoinlandsproduktes oder rund 20 Milliarden Euro, würde dies kosten, rechneten Forscher vom Kieler Institut für Weltwirtschaft und dem Brüsseler Bruegel-Institut im Februar vor.
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Allerdings monierten auch sie die fehlende rüstungsindustrielle Basis EU und verwiesen auf „strategische Hilfsmittel“, wie Geheimdienstinformationen und Satellitenkommunikation, die „kurzfristig nur schwer zu ersetzen“ seien. Unklar war am Dienstag, was mit dem Satelliten-Dienst Starlink des Trump-nahen Milliardärs Elon Musk geschieht, sollten die USA sich von der Ukraine abwenden. Von diesem hänge die Drohnenkriegsführung des ukrainischen Militärs weitgehend ab, schrieb der Spiegel. Doch auch dies sei ersetzlich.
Notfalls sei Europa jedoch fähig, die US-Rüstungsproduktion zu ersetzen. Als Beispiel hierfür nannten die Autoren frei werdende Produktionskapazitäten, etwa in der Automobilindustrie.
Trump stoppt Ukraine-Unterstützung – Selenskyj fordert Sicherheitsgarantien und „intensive Diplomatie
Trump hatte am Dienstag angeordnet, die Militärhilfen an die Ukraine auszusetzen. „Wir unterbrechen und überprüfen unsere Hilfe, um sicherzustellen, dass sie zur Lösungsfindung beiträgt“, sagte ein anonymer US-Beamter der Nachrichtenagentur AFP. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte seinerseits die Forderung nach wirksamen Sicherheitsgarantien für sein Land als Voraussetzung für ein Ende der Kampfhandlungen.
Nachdem er von Trump und seinem Stellvertreter J. D. Vance vor laufenden Kameras im Weißen Haus beschimpft wurde, hatte Selenskyj die Notwendigkeit „intensiver Diplomatie“ für ein Ende des Krieges betont. Trumps Regierung verhandelte zuletzt ohne Beteiligung der Ukraine mit Russland über einen Waffenstillstand – und ging teils auf einige Forderungen Russlands ein. (kb mit afp)