Russland rückt im Ukraine-Krieg weiter vor – Ostfront droht zu kollabieren
Im Ukraine-Krieg rücken russische Soldaten in letzter Zeit immer weiter vor. Mehrere Frontabschnitte im Osten und Süden sind akut bedroht.
Kiew – Vor zwei Jahren hatten ukrainische Truppen nach der Invasion Russlands in die Ukraine Kupjansk mühsam befreien können, jetzt droht die Stadt im Osten des Landes erneut von russischen Soldaten eingenommen zu werden. Noch hält die Verteidigungslinie, doch wie lange? Die Lage an der langen Front im Ukraine-Krieg ist bedrohlich, gleich an mehreren Stellen.
Seit Wochen verstärkt die Armee von Kremlchef Wladimir Putin ihre Angriffe. Täglich gibt es Meldungen von Toten und Verletzten, von Zerstörung, auch der Energieinfrastruktur. In der Nacht zu Dienstag (26. November) hatte Russland die Ukraine laut dem ukrainischen Nachrichtenportal Ukrajinska Prawda mit der bislang größten Anzahl an Drohnen attackiert.
Russische Vorstöße im Ukraine-Krieg: Ukraine verteidigt verzweifelt die Ostfront
In Kupjansk im Gebiet Charkiw gelang es der Ukraine, vorgedrungene russische Soldaten zurückzudrängen. „Dort ist alles unter der Kontrolle unserer Streitkräfte“, versicherte der Sprecher der für den Abschnitt zuständigen Armeegruppe, Nasar Woloschyn, am Dienstag im Fernsehen. Auch russische Vorstöße auf das ukrainisch kontrollierte Westufer des Flusses Oskil seien gescheitert.

Kupjansk ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Die Frontlinie verläuft nur noch knapp zwei Kilometer nördlich. „Die Russen versuchen, in kleinen Einheiten in den (östlichen) Teil der Stadt einzudringen, aber bisher konnten wir sie abwehren“, sagte ein ukrainischer Soldat Kyiv Independent. „Wenn sie Kupjansk einnehmen, sind wir in einer sehr, sehr schlechten Position.“
Ukraine-Krieg: Schlacht um Welyka Nowosilka soll bevorstehen
Die Lage ist nicht nur dort prekär. Auch an anderen Stellen bröckelt die Donbass-Front. Zuletzt gelangen Putins Truppen ungeachtet der schweren Verluste umfangreiche Geländegewinne, die Frontlinie verlagerte sich nach einem überraschenden Durchbruch zu Beginn der Woche kilometerweit nach Westen. In Welyka Nowosilka sollen Russen übereinstimmenden Berichten zufolge so weit vorgerückt sein, dass die Schlacht um die Ortschaft bevorsteht.
Laut russischen Militärbloggern sei der Durchbruch bei Welyka Nowosilka aufgrund der geringen Anzahl von ukrainischen Soldaten in ihren Verteidigungspositionen gelungen. Russische Soldaten hätten bei der Einnahme der Stellungen rund um die strategisch wichtige Siedlung kaum Gegenwehr gehabt.
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Pokrowsk und Kurachowe im Ukraine-Krieg heftig umkämpft
Womöglich fehlten dort starke Einheiten, die in der russischen Region Kursk kämpfen, oder Kräfte, die in den Abwehrkämpfen vor Pokrowsk gebunden sind. Die Stadt ist für die Ukraine von enormer Bedeutung. „Hinter Pokrowsk gibt es tatsächlich kaum noch Verteidigungsstellungen“, sagte der österreichische Militärexperte Markus Reisner ntv.de. „Sollten es die Russen schaffen, dort wirklich durchzubrechen, kann es danach sehr schnell gehen. Dann können sie rasch die letzten knapp 150 Kilometer Richtung Westen vorrücken bis zum Ufer des Dnipro.“
Zudem gerät Kurachowe immer mehr unter Druck, wo ukrainische Einheiten von einer Einkesselung bedroht sind. „Der Feind stürmt in letzter Zeit bis in die Außenbezirke der Stadt vor. Er versucht, die Stadt unter Feuerkontrolle zu nehmen, und die Logistikwege, die zur Stadt führen. Er versucht, die Verteidigung zu durchbrechen“, sagte Militärsprecher Nasar Woloschyn im ukrainischen TV. Woloschyn sprach auch von einem zunehmenden Einsatz gelenkter Fliegerbomben und Artillerie. (mt)