Wende im Ukraine-Krieg: Putin-Vertrauter rechnet mit schnellem Zusammenbruch der Front
Während Russland militärisch voranschreitet, sucht die Ukraine Verhandlungen mit Trumps Team. Der Konflikt erreicht eine entscheidende Phase.
Kiew – Russland hat unerwartet erklärt, dass es seinem „gesetzten Ziel“ im Ukraine-Krieg angeblich nähergekommen ist. Die Verteidiger ächzen unter einer großen russischen Übermacht und haben einiges an Boden verloren. Der Wahlsieg Donald Trumps bringt zusätzliche Ungewissheit.
„Russland ist kurz davor, sein Ziel zu erreichen, die strategische Initiative in allen Bereichen gehört dem russischen Militär“, so der Direktor des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR, Sergej Naryschkin, gegenüber russischen Staatsmedien. Ihm zufolge hat die Besatzungsarmee angeblich die strategische Initiative in allen Richtungen der Front ergriffen. „Russland ist kurz davor, sein Ziel zu erreichen, die strategische Initiative in allen Bereichen gehört dem russischen Militär“, ist Naryschkin überzeugt. Er versicherte weiterhin, dass „die AFU [Ukrainische Armee] am Rande des Zusammenbruchs steht und das Regime von Selenskyj seine Legitimität und Verhandlungsfähigkeit vollständig verloren“ habe.
Putins Geheimdienstchef meldet Fortschritte an Fronten: Ukraine verliert mehr Boden als im Vorjahr
Tatsächlich sieht es für die Ukraine derzeit nicht rosig aus. Daten des Institute for the Study of War (ISW) zeigen, dass Russland im Jahr 2024 fast sechsmal so viel Territorium erobert hat wie im Jahr 2023 und auf wichtige ukrainische Logistikzentren in der östlichen Donbass-Region vorrückt. Unterdessen geriet der überraschende Einfall der Ukraine in die russische Region Kursk ins Stocken. Russische Truppen haben die Offensive Kiews zurückgedrängt.

Möglich war das auch deshalb, weil Russland weiterhin die berüchtigte Fleischwolf-Taktik anwendet. Diese hat dazu geführt, dass die Vorstöße in der östlichen Region Donezk einen hohen menschlichen Preis gefordert haben. Laut dem ISW sind dort pro erobertem Quadratkilometer 53 russische Soldaten gefallen.
„Wir verlieren Boden an Kanonenfutter“: Ukraine kämpft gegen zahlenmäßige Übermacht Russlands
„Wir verlieren Boden an Kanonenfutter“, so die drastischen Worte eines ukrainischen Offiziers gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Ihm zufolge entsenden die russischen Streitkräfte nacheinander Wellen kleiner Gruppen von Männern, um schließlich die zahlenmäßig unterlegenen und erschöpften ukrainischen Truppen überwältigen. „Wir haben es mit einer Armee zu tun, die viermal so groß ist wie unsere“, gab ein anderer Soldat zu bedenken. Die Hälfte sei „Kanonenfutter, ehemalige Gefangene, Menschen aus unteren Schichten“. Russland sehe diese „als entbehrlich“ an.
Zugleich herrscht angesichts einer zweiten Amtszeit von Donald Trump eine große Unsicherheit. Der wiedergewählte US-Präsident hat mehrfach versprochen, den Ukraine-Krieg zu beenden, wenn er im Januar sein Amt antritt. Einige befürchten, dass er dafür die künftige Militärhilfe für die Ukraine kürzen könnte. Es gibt allerdings auch gegenteilige Aussagen.
Trump zwischen Unterstützung und Einsparungen: Ukraine-Militärhilfe in der Schwebe
Kürzlich berichtete das Wall Street Journal, dass die Ukraine Verhandlungen zur Beendigung des Krieges mit Trumps Team aufgenommen hat. Der Publikation zufolge versucht Kiew, die Differenzen über die Beilegung des Krieges noch vor Trumps Amtsantritt zu lösen. Ein enger Mitarbeiter des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj traf sich am Mittwoch (4. Dezember) mit Keith Kellogg, Trumps Wahl als Sondergesandter für Russland und die Ukraine, und Mike Waltz, dem neuen nationalen Sicherheitsberater. Das berichtete ein Trump-Mitarbeiter für den Übergang und mehrere Personen, die mit den Gesprächen vertraut sind, dem Blatt. Trumps designierte Vizepräsident JD Vance habe ebenfalls an den Gesprächen teilgenommen.
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Kellogg hat demnach seine Unterstützung für die Bemühungen der Biden-Regierung signalisiert, Waffen in die Ukraine zu bringen, und erklärt, dies werde Trump bei den Verhandlungen über eine Einigung einen Vorteil gegenüber Moskau verschaffen. Das Trump-Team hat jedoch wenig Interesse daran gezeigt, der Ukraine eine Mitgliedschaft in der Nordatlantikvertrags-Organisation anzubieten – was Selenskyj als wichtige Sicherheitsgarantie gegen künftige russische Aggressionen ansieht. (tpn)