Umfrage-Überraschung: Scholz und Habeck setzen zur Aufholjagd an
Bei einer aktuellen Forsa-Umfrage können SPD und Grüne aufholen. Einen herben Rückschlag erleiden die Spitzenpolitiker, wenn es um Vertrauen geht.
Berlin – Seit den ersten Umfragen mit Blick auf die Bundestagswahl 2025 am 23. Februar liegen CDU und CSU vorne und wären somit stärkste Kraft. Eine neue Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL bestätigt das erneut. Sie lässt jedoch Raum für Spekulationen, ob der Abstand zu den anderen Parteien wirklich so groß sein wird, wie bisher erwartet. Schließlich sind bis zu den vorgezogenen Neuwahlen noch zweieinhalb Monate Zeit.
Wie das „RTL/ntv-Trendbarometer“ zeigt, musste die Union einen Prozentpunkt abgeben. SPD und Grüne hingegen können einen Punkt zulegen. Ebenso wie die FDP, die allerdings unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde bleibt. Die AfD bleibt konstant, die Linke bleibt hinter FDP und BSW. Im direkten Vergleich der Kanzlerkandidaten liegt Friedrich Merz mit einem Viertel der Stimmen vorne, gefolgt von Robert Habeck.
Partei | Umfrageergebnis in Prozent |
---|---|
CDU/CSU | 31 |
AfD | 18 |
SPD | 17 |
Grüne | 13 |
BSW | 4 |
FDP | 4 |
Linke | 3 |
Sonstige | 10 |
Neue Forsa-Umfrage: Robert Habeck mit Friedrich Merz fast gleichauf
Im Vergleich mit den Ergebnissen der Parteien in der Bundestagswahl im September 2021 legen CDU und CSU 6,8 Prozent, AfD 7,6 Prozentpunkte zu. Die Sozialdemokraten hingegen verzeichnen 8,7 Prozent weniger als vor drei Jahren. Die Grünen büßen 1,8 Prozent ein. Die FDP hat mit ihren 4 Prozent ganze 7,4 Punkte weniger als beim letzten Bundestagswahlergebnis, die Linke 1,9 Prozent.
Der direkte Vergleich der drei Kanzlerkandidaten liegt Friedrich Merz mit 26 Prozent vorne und büßt damit im Vergleich zur Vorwoche zwei Prozentpunkte ein. Robert Habeck kann einen Punkt zulegen und überzeugt 25 Prozent der Befragten. Der Abstand zwischen beiden verringert sich. Flankiert werden diese Ergebnisse von der Annäherungsstrategie des CDU-Chefs in Richtung der Grünen, für die er stark von Markus Söder sowie von Ex-Finanzminister Christian Lindner kritisiert wird.
Merz hatte sich offen gegenüber einer Zusammenarbeit mit den Grünen, insbesondere mit Habeck als Wirtschaftsminister gezeigt. Der amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz holt ebenfalls auf und kann mit 18 Prozent einen Zuwachs von zwei Prozentpunkten verzeichnen. Ganze 31 Prozent der Befragten lehnen allerdings alle drei Kandidaten für das Amt des Kanzlers ab.

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Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz kann in Forsa-Umfrage im Osten punkten
Olaf Scholz kann sich allerdings über eine vergleichsweise große Zustimmung im Osten Deutschlands freuen. 27 Prozent der Befragten dort stimmen für ihn. Merz liegt bei 17, Habeck nur bei 15 Prozent. Diese Ergebnisse stehen im Kontrast zu den Umfragewerten im Westen, wo Merz und Habeck bei 27 Prozent liegen, Scholz hingegen nur bei 16 Prozent.
Bei der Berücksichtigung der Geschlechter der Befragten, zeigt sich: Robert Habeck kommt mit 28 Prozent bei Frauen am besten an, Friedrich Merz mit 31 Prozent am besten bei den befragten Männern.
Die am Samstag, dem 7. Dezember, für die AfD als Kanzlerkandidatin nominierte Alice Weidel wird keine realistische Chance auf das Amt eingeräumt. Alle Parteien schließen eine Koalition mit der AfD aus, die vom Verfassungsschutz als „rechtsextremer Verdachtsfall“ eingestuft wird. In der Forsa-Umfrage werden dennoch für einen direkten Vergleich alle vier Kanzlerkandidaten abgefragt. Dabei liegt Merz mit 25 Prozent weit vorne, gefolgt von Habeck mit 20 Prozent. Scholz bekommt 17 und Weidel 16 Prozent. 22 Prozent der Befragten geben ihre Stimme keinem der vier Kandidaten.
Forsa-Umfrage zeigt schwere Vertrauensprobleme mit den Kanzlerkandidaten
„Mit den Problemen in Deutschland wird am besten fertig …?“ Mit dieser Umfrage der Forsa soll die Einschätzung der politischen Kompetenz abgefragt werden. In den Prozentwerten wird erneut die Aufholjagd von SPD und Grünen deutlich. Die Zustimmung der SPD steigt von 8 auf 9 Prozent, die der Grünen von 6 auf 7. Auch jene der AfD steigt von 8 auf 9. Der CDU/CSU wird am ehesten die Regierungskompetenz zugetraut – die Schwesterparteien kommen auf 20 Prozent und liegen damit weit vor den anderen.
Die FDP, die durch den Bruch der Ampel-Partei und dem Projekt „D-Day“ einen innenpolitischen Skandal aufarbeiten muss, bleibt hingegen mit einem Prozentpunkt weit zurück. Dass das Vertrauen in die deutsche Politik in seiner Basis beschädigt sein muss, bestätigt die Zahl der Befragten, die keiner der Parteien zutrauen, die bestehenden Krisen zu bewältigen: Dies ist bei der Hälfte aller Befragten der Fall.
Neben dem Ukraine-Krieg ist Deutschlands Innenpolitik für die meisten das Wichtigste
Die Forsa-Umfrage ergab darüber hinaus, dass für 70 Prozent der befragten Personen die Lage der Bundesregierung das wichtigste Thema derzeit ist. Für 48 Prozent ist der Umgang mit dem Ukraine-Krieg ein ausschlaggebender Faktor. Die wirtschaftliche Lage liegt bei 42 Prozent hoch im Kurs. 18 Prozent räumen der politischen Situation in den USA einen hohe Relevanz ein, 14 Prozent dem Nahost-Konflikt.
Der überraschende Sturz des syrischen Diktators Baschar al-Assad am 8. Dezember konnte bei der Umfrage laut Forsa-Angaben nicht berücksichtigt werden. (smk)
Hinweis: Die Daten wurden zwischen dem 3. und 9. Dezember erhoben, dabei wurden 2501 Menschen befragt. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei plus/minus 2,5 Prozentpunkten.