Russland plant offenbar einen erneuten Angriff auf die Stadt Cherson. Laut ukrainischen Partisanen wehren sich Moskaus Soldaten aber mit drastischen Mitteln dagegen.
Cherson – In seinem Ukraine-Krieg empfing Wladimir Putin jüngst für sich wieder positive Signale. Denn seine Invasoren setzen den Truppen Kiews zu, mühen sich an der Front unter großen Verlusten voran. Auch diese Entwicklung dürfte ihn darin bestärken, zumindest nach außen hin weiter die Überzeugung zu vertreten, dass sein Feldzug noch den gewünschten Erfolg bringen wird.
Doch der Optimismus vom Kreml-Chef, der gerade erst den Sturz seines Verbündeten Baschar al-Assad in Syrien schlucken musste, überträgt sich offenbar bei weitem nicht auf alle Einheiten, die von ihm in die Ukraine entsendet wurden. So berichtet die ein halbes Jahr nach der Invasion gegründete ukrainische Partisanengruppe Atesh auf ihrem Telegram-Kanal, dass russische Soldaten vor Verzweiflung ihre eigenen Boote zerstören würden.
Russland vor Angriff auf Cherson: Atesh-Bewegung nimmt Sabotage unter Moskaus Truppen wahr
Als Quelle wird ein Vertreter der Atesh-Bewegung innerhalb der russischen Streitkräfte im Dnipro-Gebiet angegeben. Demnach wollen die Soldaten des Aggressors mit diesem Akt der Sabotage verhindern, dass sie zur Erstürmung der Inseln im Dnipro-Delta geschickt werden. Der rund 2200 Kilometer lange Strom durchquert, Russland, Belarus und die Ukraine, ehe er bei Cherson und damit nahe der Krim ins Schwarze Meer mündet.
Die Seehafenstadt hatten russischen Einheiten nur eine Woche nach Beginn der Invasion erobert. Im Zuge der ersten ukrainischen Gegenoffensive im Spätsommer und Herbst 2022 gelang es den Truppen aus Kiew, Cherson zu befreien und wieder unter Kontrolle zu bringen.
Um einem dortigen Einsatz zuvorzukommen, sollen die russischen Soldaten Motoren unschädlich machen und Gummiboote durchlöchern. Außerdem würden sie sogar so weit gehen, den ukrainischen Streitkräften Koordinaten über die Lage von Bootsstützpunkten und Treibstoffvorräten zu übermitteln. So könnte Kiew diese leicht ins Visier nehmen.
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Sabotage im Ukraine-Krieg? „Beschädigung eines Bootes kann vor drohendem Tod bewahren“
Erwähnt werden in dem Post drei offizielle Untersuchungen der 126. Separaten Küstenschutzbrigade der russischen Streitkräfte im Zusammenhang mit Sabotage. Es handele sich mittlerweile um ein echtes Problem innerhalb des russischen Kommandos.
Atesh lässt wissen: „Wir ermutigen andere russische Streitkräfte, diesem Beispiel zu folgen. Etwas so Einfaches wie die Beschädigung eines Bootes kann Sie vor dem drohenden Tod bewahren. Sie brauchen diese Inseln nicht, und Befehle Ihres Kommandos zu befolgen, ist eine Einbahnstraße.“
Weiter heißt es in der Botschaft: „Schließen Sie sich der Atesh-Bewegung an und kämpfen Sie gegen das Regime, das Sie in den Tod schickt! Gemeinsam werden wir das kriminelle System zerstören.“ Womöglich fruchtet dieser Appell, denn die Russen scheinen nicht zu wissen, was sie bei einem Angriff auf Cherson wirklich erwartet.
Russland und der Ukraine-Krieg: Für Attacke auf Cherson „300 Boote zusammengestellt“
Atesh operiert sowohl in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine, als auch in Russland. Der Bewegung gehören neben Ukrainern auch Krimtataren an. Auch auf der Halbinsel haben sie den Besatzern bereits die Stirn geboten.
Zuletzt hatte Oleksandr Prokudin, Gouverneur der Oblast Cherson, in der Financial Times erklärt, Russland wolle „eine weitere Offensive“ in Richtung Cherson starten. Dafür habe der Aggressor „300 Boote zusammengestellt, um den Fluss zu überqueren“. Einigen ging nun offenbar schon vor dem Feindkontakt der Saft oder die Luft aus.
Im Frühjahr war ein russischer Angriff auf Cherson von den Ukrainern zurückgeschlagen worden. Damals mussten die Invasoren einen hohen Blutzoll zahlen. Auch Scharfschützen waren im Einsatz und machten Putins Truppen das Leben schwer. (mg)