Angriff auf Nato-Staat? Deutscher General warnt vor Putins Kriegsvorbereitungen
Die Bundeswehr zeigt sich besorgt: Putin könnte in fünf Jahren über ausreichend militärische Fähigkeiten verfügen, um Nato-Gebiete anzugreifen.
Berlin/ Moskau – Die Gefahr, die von Russland ausgeht, könnte in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Der Generalmajor der Bundeswehr Christian Freuding warnte in einem Interview mit der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform vor dem Aufrüsten Putins-Armee: „Wir wissen, dass die russischen Streitkräfte bis 2029, also in fünf Jahren, militärische Fähigkeiten anstreben, die sie in die Lage versetzen, neue Bedrohungen für Nato-Gebiete darzustellen.“
Studie zeigt: Angst der Deutschen vor einem Krieg mit Russland steigt
Der Militärexperte machte deutlich, dass Russland derzeit und auch künftig die größte Bedrohung für Westeuropa und für Europa als Ganzes bleiben werde. Der Generalmajor stellt klar: „Wir sind uns darüber absolut im Klaren, dass das, was mit der Ukraine passiert, perspektivisch auch Europa und unseren östlichen Nachbarn passieren könnte.“

Freuding leitet das Lagezentrum Ukraine und den Planungs- und Führungsstab des Bundesministers der Verteidigung. In dem Interview verwies er auch auf eine aktuelle Studie, die zeigt, dass auch die Deutschen Russland immer mehr als Bedrohung für die Bundesrepublik sehen. In der soziologischen Umfrage des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr gaben 41 Prozent der Befragten an, dass ihnen in Europa ein Krieg droht. Das sind sieben Prozent mehr als noch im Vorjahr.
Neue russische Rakete: Nato-Staaten sichern Ukraine Hilfe zu
Aufgrund der Zuspitzung des Ukraine-Kriegs gab es am Dienstag (26. November) auch eine außerplanmäßige Sitzung des Nato-Ukraine-Rats. Grund sind Erkenntnisse zu einer neuen russischen Mittelstreckenrakete. Bei den Beratungen auf Botschafterebene ging es nach Angaben aus Bündniskreisen unter anderem darum, welche Abwehrmöglichkeiten es gegen die Waffe gibt. Im Gespräch sind demnach insbesondere US-Raketenabwehrsysteme vom Typ Patriot und THAAD. Über Letzteres verfügt die Ukraine bislang nicht.
Die russischen Streitkräfte hatten die experimentelle Mittelstreckenrakete mit dem Namen Oreschnik am Donnerstag (21. November) erstmals bei einem Angriff auf die ukrainische Großstadt Dnipro verwendet. Russland behauptet, dass sie mit Hyperschallgeschwindigkeit fliegen und nicht abgefangen werden kann. Experten bezweifeln zumindest den zweiten Punkt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Rakete theoretisch auch mit nuklearen Sprengsätzen bestückt werden könnte.
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Pistorius erkannt Gefahr: Bundeswehr soll schnellstmöglich kriegstüchtig gemacht werden
Freudig ergänzte in der Stellungnahme, dass auch Europa sein militärisches Potenzial zu erhöhen weiß. Auch Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat die Notwendigkeit der schnellstmöglichen Ausstattung der Bundeswehr erkannt. Er äußerte bereits im September die Beobachtungen von Freudig. Pistorius sagte gegenüber Medienvertretern, bis 2029 müsse man damit rechnen, dass Russland seine militärische Rekonstitution abgeschlossen haben werde und in der Lage sein könnte, einen militärischen Schlag gegen Nato-Gebiet zu führen.
Das Ziel in der Bundeswehr ist also klar: Den deutschen Verteidigungsapparat so schnell wie möglich fit für künftige Bedrohungen zu machen. Er betont die Verantwortung Deutschlands als größten europäischen Nato-Partner.
Wie viel Geld es dafür braucht, beantwortete Pistorius nicht konkret. „Selbst wenn ich morgen statt einhundert eintausend Milliarden hätte, würden bestimmte Prozesse dadurch nicht schneller werden können, weil sowohl Industrie als auch Bauwirtschaft ja die Aufträge auch noch abarbeiten müssen.“ Trotzdem brauche es Geld „irgendwo dazwischen“.
Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel hatte kürzlich kritisiert, Deutschland rüste zwar auf - aber nur langsam. Das Institut prognostizierte in seinem aktuellen „Kiel Report“, dass es beim gegenwärtigen Beschaffungstempo viele Jahre brauche, den Bestand wieder auf das Niveau des Jahres 2004 zu bekommen - und zwar bei Kampfjets rund 15 Jahre sowie bei Kampfpanzern rund 40 Jahre. Bis der 2004er-Bestand bei Haubitzen erreicht wäre, würde es sogar bis ins Jahr 2121 dauern (bg/dpa).