Ukraine-Waffenruhe? Putin ruft Rekord-Zahl an Rekruten zur Armee – düstere Ahnung der Russland-Nachbarn

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Während die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg andauern, rüstet Russland weiter auf. Präsident Putin berief eine Rekordzahl an Rekruten ein.

Moskau – Donald Trump arbeitet weiterhin an einem Waffenstillstand im seit über drei Jahre andauernden Ukraine-Krieg. Dafür hatte der US-Präsident erst am Sonntag ein weiteres Telefonat mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Aussicht gestellt. Doch während die Washington und Kiew auf Frieden drängen, kommen aus dem Kreml andere Signale. Russlands Streitkräfte melden eine neue Rekordzahl an Rekruten.

Russland meldet neuen Rekruten-Rekord – Putin beruft 160.000 Wehrpflichtige ein

Putin hat am Montag auch vor dem Hintergrund des andauernden Kriegs gegen die Ukraine 160.000 junge Männer zum Wehrdienst einberufen. Die Männer zwischen 18 und 30 Jahren sollen im Juli dieses Jahres eingezogen werden, heißt es in dem Dekret des russischen Präsidenten weiter. Das ist die höchste Zahl an Wehrpflichtigen, seitdem der Kreml im Zuge der Armeereform seit 2012 verstärkt auf professionelle Vertrags- und Zeitsoldaten setzt. Moskau ruft zweimal im Jahr – einmal im Frühjahr und einmal im Herbst – neue Rekruten für den Wehrdienst ein.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat 160.000 Wehrpflichtige für die russischen Streitkräfte einberufen. © Montage: Kristina Kormilitsyna/dpa/imago-images

Trotz Einsatzverbot im Ukraine-Krieg: Wehrpflichtige immer wieder an Gefechten an der Grenze beteiligt

Wehrpflichtige in den russischen Streitkräften nehmen nach offiziellen Angaben nicht an der militärischen Spezialoperation in der Ukraine – wie Moskau den Ukraine-Krieg nach wie vor bezeichnet – teil. In der Vergangenheit waren Wehrdienstleistende aber mehrfach in Gefechte im russisch-ukrainischen Grenzgebiet verwickelt – unter anderem bei der ukrainischen Offensive in der russischen Region Kursk.

Die Tatsache, dass Putin einen neuen Rekord an einberufenen Wehrpflichtigen vermeldet, während der US-Präsident auf eine Waffenruhe in der Ostukraine drängt, dürfte Zweifel innerhalb der Nato und bei der Ukraine aufkommen lassen, wie sehr man einer Waffenruhe mit Moskau trauen kann.

Baltikum in Sorge vor Russland: Putin will „Zeit gewinnen“ – Kajas appelliert an Trump

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas forderte am Montag bereits, eine stärkere Einflussnahme der USA auf Putin. „Ich denke, dass die Vereinigten Staaten auch die Aufgabe haben, mehr Druck auf Russland auszuüben“, sagte die frühere Regierungschefin Estlands bei einem Treffen mit europäischen Außenministern im Madrid. Russland müsse im Krieg in der Ukraine einer Waffenruhe zustimmen und einen Schritt nach vorn machen. Dieser könnte zum Beispiel daraus bestehen, deportierte ukrainische Kinder zurückzugeben oder Kriegsgefangene freizulassen.

Litauens Präsident Gitanas Nausėda warf Putins Regierung bereits in der vergangenen Woche vor, sich durch die zähen Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe Zeit erkaufen zu wollen. „Wir sehen die Inkonsequenz Russlands und die Bedingungen, die es stellt. Sie zeigen deutlich, dass Russland versucht, Zeit zu gewinnen“, sagte Nausėda im Interview mit dem litauischen Sender LRT. Die Rekordzahlen bei der Einberufung könnten vor allem die Staaten im Baltikum als erneute Bedrohung ihrer Sicherheit ansehen.

Putin beruft 160.000 Wehrpflichtige ein – droht ihnen ein Einsatz im Ukraine-Krieg?

Seit dem Beginn der russischen Vollinvasion in der Ukraine im Jahr 2022 hat Putin die Truppenstärke mehrfach erhöht. Zuletzt ordnete Putin im vergangenen Herbst die Erhöhung der Sollstärke auf 2,4 Millionen Militärangehörige an – davon 1,5 Millionen Soldaten. Ebenfalls per präsidialem Dekret hatte Putin im Juli 2023 das maximale Alter von Wehrpflichtigen von 27 auf 30 erhöht.

Den einberufenen Männern ist es bis zu Sommer nicht erlaubt, das Land zu verlassen, um sich so dem Militärdienst zu entziehen. Nach der Ableistung ihres Wehrdienstes werden die Soldaten dem Gesetz zufolge wieder aus dem Militärdienst entlassen. Doch wie die Kyiv Post berichtet, ist dies in der Praxis nicht immer der Fall.

Wehrpflichtige könnten auch unter Druck gesetzt oder gezwungen werden, Verträge mit der russischen Armee zu unterzeichnen und an die Front geschickt zu werden. Das vermutete Andrii Kharuk, Professor an der Nationalen Akademie der Bodentruppen Hetman Petro Sahaidachnyi, bereits im vergangenen Jahr im Gespräch mit dem ukrainischen Medium.

Wegen hoher Verluste im Ukraine-Krieg: Russland meldet Rekordzahlen bei neuen Rekruten

Russlands Streitkräfte sind wohl auch wegen der enorm hohen Verluste im Ukraine-Krieg auf die Unterstützung durch Wehrpflichtige angewiesen. Zahlen des ukrainischen Verteidigungsministeriums zufolge hat Russland bislang im über 915.000 Soldaten im Krieg in der Ostukraine verloren. Einheiten, die dadurch auch für Aufgaben innerhalb Russlands fehlen. (fd)

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