Russlands GPS-Angriffe gefährden zivile Luftfahrt – Baltische Minister schlagen Alarm
Russlands Militär soll an einer Anti-Satelliten-Waffe arbeiten. Doch schon jetzt stören Putins Angriffe auf das GPS-System Flugzeuge und Schiffe.
Kaliningrad – Indizien deuten darauf hin, dass Wladimir Putin gezielt GPS-Signale stören lässt. Die russische Armee gilt als hoch entwickelt im Feld der elektronischen Kriegsführung und dem sogenannten GPS-Jamming, bei dem durch Störsender das satellitengestützte US-Positionsbestimmungssystem gebrochen wird. Gefahr droht dadurch nicht nur Russlands Gegnern im Ukraine-Krieg, auch die zivile Luft- und Schifffahrt sind gefährdet.
Bereits im März war eine britische Regierungsmaschine mit Verteidigungsminister Grant Shapps nahe der russischen Exklave Kaliningrad für rund 30 Minuten vom GPS-Radar verschwunden. Die Piloten mussten an Bord ohne Internet klarkommen und sich auf die übrigen Navigationssysteme verlassen. Auch zwei Flüge von Finnair konnten kürzlich wegen GPS-Problemen nicht im estnischen Tartu landen – und die GPS-Probleme werden zunehmend zum Politikum.
GPS-Angriffe haben sich seit Russlands Ukraine-Einmarsch massiv verstärkt
Die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA hat offiziell vor dem rasanten Anstieg der GPS-Störungen gewarnt. Seit 2019 hat die EASA rund 25.000 Störungen über Europa registriert. Zunächst waren das laut der Behörde Einzelfälle, doch seit Russlands Einmarsch in der Ukraine Anfang 2022 habe sich das Problem massiv verstärkt. Experten vermuten hinter Vorfällen wie diesem, gezielte GPS-Jamming-Angriffe des russischen Militärs.
Betroffen sind laut Handelsblatt vor allem der Ostsee-Raum, der Norden Norwegens und der gesamte Bereich entlang der ukrainischen Grenze bis zum Schwarzen Meer. Unter anderem in der Region rund um die russische Enklave Kaliningrad sei das GPS-Jamming besonders intensiv zu beobachten. Spätestens seit Anfang 2024 gäbe es immer wieder längere Störperioden. Teilweise erreichen sie auch den Norden Deutschlands.

Militärexperte teilt Bilder des russischen Anti-GPS-Waffensystems „Tobol“,
Von Kaliningrad aus könnte Russland mit den elektronischen Attacken auf die verstärkte Nato-Präsenz in Estland, Litauen, Lettland und Polen seit Beginn des Ukraine-Kriegs reagieren. Das Verteidigungsbündnis stellt dort seitdem deutlich mehr Soldaten auf. Die Ursache der GPS-Störungen könnte im russischen Waffensystem „Tobol“ liegen. Russland verfüge über mehrere dieser Anlagen, eine davon steht in Kaliningrad. Über „Tobol“ ist nicht viel bekannt. Ursprünglich diente es dem Schutz russischer Satelliten, kann aber auch GPS-Signale stören.
Der estnische Militärexperte Erik Kannike postete vergangene Woche ein Foto der „Tobol“-Anlage in Kaliningrad auf X (vormals Twitter) und ließ keinen Zweifel an seinen Vermutungen über die russische Ursache der GPS-Störungen.
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Baltische Staaten schlagen Alarm – USA soll Hilfe genehmigen
Nicht nur Betreiber von Luft- und Schifffahrt in der Region sind besorgt über die Stabilität des GPS in der Zukunft. Störungen könnten weitreichende Folgen haben. Vor allem die baltischen Staatschefs mit geografischer Nähe ihrer Länder zu Russland und Kaliningrad machen sich Sorgen um die Sicherheit der Infrastruktur. Sie appellierten etwa an die USA, schnelle Hilfe an die Ukraine zu genehmigen, bevor Europas Verteidigungsfähigkeit zum Tragen kommt.
Die Parlamentspräsidenten von Estland, Lettland und Litauen haben laut dpa gemeinsam an den US-Kongress appelliert, ein zusätzliches Hilfspaket für die Ukraine zu verabschieden. „Europa unternimmt historische Schritte, um seine Verteidigungsfähigkeiten zu stärken, aber das braucht zwangsläufig Zeit - Zeit, die die Ukraine nicht hat.