„Atmosphäre der Bedrohung“: Mysteriöse GPS-Störungen an den NATO-Grenzen nehmen zu

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Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs nehmen GPS-Störungen an den Nato-Grenzen und im Ostseeraum zu. Litauen hat einen konkreten Verdacht.

München – Als am Mittwoch (6. März) Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius im äußersten Nordosten Norwegens die Grenze zu Russland besuchte, wird er selbst keine Beeinträchtigung des GPS-Netzes verspürt haben. Doch es gibt diese mysteriösen Störungen an den Nato-Grenzen auch in Kirkenes. Sie reichen bis hinunter nach Belarus. Im Verdacht steht Russland.

Erste Störungen an der Nato-Ostgrenze fallen mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs vor zwei Jahren zusammen. Seitdem beobachten Sicherheitsexperten einen Anstieg der täglichen Beeinträchtigungen. Anfang Februar teilte das Bundesverkehrsministerium der Deutschen Presse-Agentur mit, dass seit Dezember 2023 das GPS-Signal vom Ostseeraum bis nach Deutschland hinein gezielt gestört war.

GPS-Signal an Nato-Ostgrenzen und im Ostseeraum verstärkt gestört

Sicherheitsforscher, Luftfahrtexperten und Militärs beobachten die Beeinträchtigungen genau, öffentliche Auskunft geben sie allerdings nicht. Doch weil eine Ortung der Störquellen möglich ist, fällt ein konkreter Verdacht auf Russland. Ein Beamter des polnischen Verteidigungsministeriums schränkte gegenüber Newsweek jedoch ein, dass eine eindeutige Bestimmung „aufgrund des sehr breiten Spektrums potenzieller Einflussfaktoren“ schwierig sei.

Norwegische Soldaten an der Nato-Grenze zu Russland. Auch hier soll es immer wieder GPS-Störungen gegeben haben.
Norwegische Soldaten an der Nato-Grenze zu Russland. Auch hier soll es immer wieder GPS-Störungen gegeben haben. © Kay Nietfeld / dpa

Beeinträchtigungen von Satellitensystemen zur Standortbestimmung sind Teil der hybriden Kriegsführung. Militärs setzen sie ein, um das Navigationssystem von Raketen und Drohnen zu stören. Russland etwa tat dies zum Schutz vor ukrainischen Angriffen auf der Krim. „Die russischen Streitkräfte verfügen über ein breites Spektrum an militärischer Ausrüstung, die für GNSS-Interferenzen, einschließlich Jamming und Spoofing, in unterschiedlichen Entfernungen, Dauern und Intensitäten bestimmt ist“, sagte ein Sprecher des litauischen Verteidigungsministeriums Newsweek. GNSS („Global Navigation Satellite System“) ist ein Sammelbegriff für weltweite Satellitensysteme zur Positionsbestimmung und zur Navigation.

Litauen: Russland schafft mit GPS-Störungen „Atmosphäre der Bedrohung“ und „Gefühl der Hilflosigkeit“

Das baltische Land warnte vor einem langfristigen Trend. „Der Aufbau einer Atmosphäre der Bedrohung und eines Gefühls der Hilflosigkeit in der Gesellschaft ist zweifellos eines der Ziele, die Russland verfolgt“, sagte der Sprecher weiter. Litauen geht davon aus, dass die russische Exklave Kaliningrad ein Zentrum solcher Aktivitäten ist. Der Außenposten liegt zwischen Litauen und Polen an der Ostsee und ist ein wichtiger Militärstandort Russlands.

Norwegische und finnische Behörden machten die russische Halbinsel Kola als ein weiteres Zentrum für elektronische Kriegsführung aus. Dort liegen auch die Stützpunkte der Nordflotte der russischen Marine. Pistorius konnte am Mittwoch mit dem Fernglas herüberblicken. (mt)

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