Russland verletzt Nato-Luftraum: Mirage-Jets fangen Flugzeuge über der Ostsee ab

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Auf Tuchfühlung gegangen: Die Bilder aus der Luft zeigen von einem Mirage-Jet aus, wie der andere (l.) den beiden russischen Fliegern folgt. © Twitter/@EtatMajorFR

Russische Jets im Nato-Luftraum sind längst kein seltenes Bild mehr. Die französische Luftwaffe fängt gleich vier Flieger von Wladimir Putin ab.

Paris – Dass es auch am Himmel selbst Grenzen gibt, muss gerade Russland und der Moskauer Luftwaffe immer häufiger aufgezeigt werden. Das zeigt wohl ein erneuter Zwischenfall über der Ostsee. Offenbar haben vier russische Militärflugzeuge den Nato-Luftraum im Baltikum verletzt.

Speziell seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Denn die letztendlich unter dem Befehl von Kreml-Machthaber Wladimir Putin stehenden Flieger verletzen auffällig oft fremde Lufträume.

Russische Jets im Nato-Luftraum: Französisches Militär fängt die Flieger ab - Nato zeigt Video

Einen Zwischenfall vom Donnerstag, dem 29. Februar, machten nun das Luftkommando der Nato und der Generalstab der französischen Streitkräfte öffentlich. Auf Twitter verbreiten sie Videos einer Abfangmission zweier Mirage 2000-5.

Die beiden Jets hoben von ihrem Stützpunkt ab und begleiteten dann zwei weitere Flugzeuge, bei denen es sich um russische SU-30-M handeln soll. Die Nato spricht davon, diese beiden Jets seien über der Ostsee abgefangen worden, laut den Franzosen war es die Küste Lettlands im Baltikum.

Auf den Hinweis eines Users, es sei merkwürdig, dass die Jets während eines Kriegs in Europa ohne Raketen fliegen würden, antwortet das transatlantische Bündnis: „Die Luftraumüberwachung ist eine Friedensmission, was erklären könnte, warum die Flugzeuge nicht mit einer vollständigen Kriegsausrüstung unterwegs sind.“

Video: Warum Russland für die Nato-Staaten in der Ostsee weiterhin gefährlich ist

Französische Jets fangen russische Flieger über der Ostsee ab: Moskau verletzt Nato-Luftraum wiederholt

Doch das war nicht die einzige Verletzung des Nato-Luftraums durch russische Flugmaschinen an diesem Tag. So kümmerten sich die Jets aus Paris auch um eine Il-20 – ein von der Nato „Coot“ gerufenes Aufklärungsflugzeug – sowie um einen An-72-Transportflieger nahe der lettischen Küste. Der Himmel über den baltischen Staaten werde geschützt, versicherte das französische Militär und betonte dabei die Rolle der Nato als Verteidigungsbündnis.

Lettland, Litauen und Estland zeigen sich ebenso wie Moldau seit der russischen Invasion in die Ukraine zunehmend besorgt darüber, dass auch ihnen ein Angriff aus Russland bevorstehen könnte. Diesen Ländern dürfte es wegen der geringen Größe weitaus schwerer fallen, sich gegen einen derart mächtigen und offenbar zu allem entschlossenen Aggressor zu verteidigen.

Die drei baltischen Staaten zählen jedoch seit 2004 zur Nato. Im Rahmen des 3+3-Formats werden sie besonders von Deutschland, Großbritannien und Kanada geschützt. Berlin hat die Führung der entsandten Kampftruppen in Litauen inne, das als einziges der drei Länder keine direkte Grenze zu Russland hat, jedoch zur russischen Exklave Kaliningrad und vor allem zu Putins wichtigstem europäischen Verbündeten Belarus. Mindestens 500 deutsche Soldaten sind in der Regel vor Ort.

Russland dringt in Nato-Luftraum ein: Vorfall auch schon über Nordsee

Die Konfrontation mit der Nato scheint Russlands Präsident zu scheuen, Präsenz im Luftraum der Nachbarländer zeigt er trotzdem. Womöglich zur reinen Provokation. Vielleicht steckt aber auch mehr dahinter.

Jedenfalls sollen im vergangenen August vier Bomber von Nato-Fliegern über der Nordsee abgefangen worden sein. Vor knapp einem Jahr berichtete die BBC, britische und deutsche Kampfjets hätten eingegriffen, als sich zwei russische Flugzeuge ohne vorherige Kommunikation mit der estnischen Flugsicherung dem Nato-Luftraum genähert hätten. Dass das Militär selbst über derartige Vorfälle informiert, ist jedoch höchst selten.

Pilot eines Jets schaut auf andere Jets
Blick ins Cockpit: Ein Mirage-Pilot schaut sich ganz genau an, wohin sich die russischen Jets bewegen. © Twitter/@EtatMajorFR

Russland und der Ukraine-Krieg: Tarnbomber wohl im Einsatz und zahlreiche Jets verloren

Russland trägt derweil wie gewohnt wenig bis gar nichts zur öffentlichen Aufklärung bei. Erst recht nicht, wenn es um den Einsatz von Fliegern im Ukraine-Krieg geht. Dort soll ein hochmoderner Su-57-Tarnbomber an einem Angriff auf die Luhansk-Region beteiligt gewesen sein. Nach ukrainischen Angaben verlor Russland binnen zehn Tagen aber gleich zehn Jets. Im Januar soll ein Frühwarnflugzeug vom Typ A-50 abgestürzt und eine Il-22 zum Notlanden gezwungen worden sein.

In einigen Fällen soll Russland Flieger sogar durch Eigenbeschuss verloren haben. Bei diesen Aussichten dürften die Kampfpiloten beinahe froh sein, wenn sie „nur“ in den Nato-Luftraum beordert werden, um im Westen für ein bisschen Wirbel zu sorgen. (mg)

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