Putin sorgt mit Zöllen für Aufruhr in China – „ernsthafte Konsequenzen“ für Russlands Wirtschaft

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China ist ein wichtiger Handelspartner für Russlands Wirtschaft. Umso überraschender kommt Putins Zollerhöhung China-Waren. Und die hat es in sich.

Moskau – Russlands Wirtschaft steuert auf keine vielversprechenden Zeiten zu. Man denke nur an die hartnäckige Inflation, den Rubel-Absturz und die Folgen westlicher Sanktionen. Wladimir Putin dürfte nun umso stärker versuchen, die Handelsbeziehungen zu bisherigen Verbündeten, wie China, auszubauen. Doch mit dem jüngsten Vorhaben hat der russische Präsident offenbar das Gegenteil bewirkt.

Russlands Wirtschaft wagt riskante Entscheidung: Putin verhängt höhere Handelszölle gegen China

Russland hat offenbar höhere Zölle auf die Einfuhr von Möbelbeschlägen aus China erhoben. Die Zollbehörde der fernöstlichen Stadt Wladiwostok stufte Schienen für Schubladen und Schranktüren kurzerhand als Kugellager ein, wodurch der Zollsatz von zuvor Null auf satte 55,65 Prozent hochschnellte. Das teilte der Verband der Möbel- und Holzverarbeitungsunternehmen Russlands (auf Englisch: Association of Furniture and Woodworking Enterprises of Russia (AMEDORO)) laut Newsweek in einer Erklärung vom 28. November mit.

Wladimir Putin (r), Präsident von Russland, steht neben Xi Jinping (l), Präsident von China
Das Herzensprojekt von Wladimir Putin gerät wegen Sanktionen in Schieflage. Kommt China Russlands Wirtschaft zur Hilfe? © Sergey Bobylev/dpa

Branchenkenner und der Verband rechnen infolgedessen mit einem Anstieg der Möbelpreise. Der Verband warnte auf seiner Webseite vor „ernsten Konsequenzen“: „Eine derart starke Erhöhung der Zölle könnte zur Insolvenz vieler Importeure von Möbelkomponenten und zu einem unvermeidlichen Anstieg der Preise für einheimische Möbel um mindestens 15 Prozent führen“, heißt es in einer Erklärung.

Konsequenzen für Russlands Wirtschaft: Höhere China-Zölle könnten Möbelpreise steigen lassen

Vadim Vildanov, Generaldirektor des russischen Möbelbeschlagherstellers Boyard, sagte, der Schritt setze chinesische Lieferanten unter Druck und schade russischen Herstellern. „Das widerspricht den Interessen der heimischen Möbelproduktion, denn es sind chinesische Beschläge, die derzeit den Bedarf des russischen Marktes decken“, zitierte Newsweek Vildanov.

Alexander Shestakov, Präsident von AMDPR und Generaldirektor der First Furniture Factory, betonte gegenüber dem Magazin Forbes, dass für ähnliche aus Europa importierte Waren ein Höchstzoll von nur 10 Prozent gelte. Mitte November schickte AMDPR laut Angaben von Shestakov einen Brief an das russische Ministerium für Industrie und Handel und schlug vor, einen Zoll von 60 Prozent auf Möbel aus „unfreundlichen“ Ländern und 10 Prozent auf Möbel aus „freundlichen“ Ländern zu erheben.

Chinesischen Medien zufolge hat Putin mit seiner Zoll-Entscheidung den chinesischen Markt in Aufruhr versetzt. Chinesische Journalisten kommentieren, dass die neuen Zölle in Wladiwostok gegenüber chinesischen Lieferanten unfair seien. Das chinesische Außenministerium und die staatlichen Medien haben sich zu der Angelegenheit allerdings noch nicht geäußert. 

Beziehung zwischen Russlands Wirtschaft und China leidet unter Sanktionen

Die Handelsbeziehungen zwischen Russland und China haben seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 stark zugenommen. Allerdings steht der Handel im Jahr 2024 aufgrund sekundärer US-Sanktionen gegen Waren, die angeblich zur Unterstützung russischer Militäroperationen dienen, vor neuen Herausforderungen.

Chinas Exporte nach Russland gingen im März 2024 zum ersten Mal seit März 2022 zurück. Im November sind die Exporte nach Russland laut Reuters im Vergleich zum Vorjahr um 10,5 Prozent zurückgegangen. Das ist eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem Wachstum von 24 Prozent im Oktober. Zudem handelt es sich um den ersten Rückgang seit vier Monaten, wie chinesische Zolldaten am Dienstag zeigten.

Der russische Präsident Putin sagte am 4. Dezember, dass die größte Herausforderung für den russisch-chinesischen Handel die gegenseitige Zahlungsabwicklung sei und dass die Zentralbanken beider Länder an einer Lösung dieses Problems arbeiteten. (bohy mit Material von Reuters)

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