Wichtiger Handelspartner lässt Putin auflaufen – harter Schlag für Russlands Wirtschaft

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Russland will mit dem Verkauf von LNG Milliarden verdienen. Westliche Sanktionen sollen das verhindern. Und jetzt geht Indien auf Abstand.

Moskau – Mehr als ein Dutzend Sanktionspakete, aufgelegt von westlichen Ukraine-Verbündeten, sollen Russlands Wirtschaft schwächen. Ihre Wirksamkeit war teils umstritten, aber es zeichnet sich immer häufiger ab, welche Wirkung die Sanktionen tatsächlich haben. Einer von Russlands wichtigsten Handelspartnern hat nun angekündigt, aufgrund von westlichen Handelsbeschränkungen vom russischen Prestige-Projekt Arctic LNG 2 Abstand zu nehmen.

Abstand von Russlands Wirtschaft – Indien verzichtet auf Putins Gas

Indien will kein flüssiges Erdgas (LNG) kaufen, das aus Russlands Arctic-LNG-2-Projekt stammt. Genau dieses Projekt steht unter westlichen Sanktionen – was den indischen Ölminister Pankaj Jain dazu veranlasst hatte, eine Verkaufssperre einzusetzen. Das hatte Kyiv Independent unter Berufung auf Reuters-Informationen berichtet. Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin bedeutet das aus zweierlei Gründen ein größeres Problem: Erstens war Indien – gemeinsam mit China – eigentlich ein Land, auf das Putin bauen konnte, um die westlichen Sanktionen zu umgehen, zweitens fußen auf dem LNG-Projekt große Zukunftspläne.

Bildmontage aus einem LNG-Tanker und Wladimir Putin (Symbolfoto). Russland will mit dem Verkauf von LNG Milliarden verdienen. Westliche Sanktionen sollen das verhindern. Und jetzt geht Indien auf Abstand. © IMAGO / APAimages President of Russia Office & IMAGO / imagebroker Olaf Krüger

Arctic LNG 2, das der russischen Firma Novatek gehört, soll jährlich rund 20 Millionen Tonnen LNG produzieren, die vorrangig für asiatische Märkte gedacht sind. Das Projekt soll Milliarden von Dollar in Russlands Wirtschaft spülen – das war jedenfalls der Plan. Arctic LNG 2 sollte Russlands größtes LNG-Werk werden. Für Putins Plan, Russland zum größten LNG-Produzenten zu machen, gilt es als Schlüsselprojekt. „Wir werden nicht von Arctic LNG 2 kaufen“, sagte Jain dazu. „Wir kaufen keine sanktionierten Güter.“

Sanktionen gegen Putins LNG – EU verbietet den Handel

Um Putins Einnahmen aus LNG zu beschränken, hatte die Europäische Union (EU) im Juni das 14. Sanktionspaket gegen Russlands Wirtschaft auf den Weg gebracht. Dieses besagte, dass alle künftigen Investitionen in LNG-Projekte, die sich in Russland im Bau befinden, sowie sämtliche Ausfuhren zugunsten solcher Projekte verboten sind. Nach einem Übergangszeitraum von neun Monaten sollten die neuen Sanktionen außerdem die Nutzung von EU-Häfen für die Umladung von russischem Flüssigerdgas verbieten.

Das ist vor allem darum kritisch für Russland, weil es auf die LNG-Umladung von europäischen Häfen angewiesen ist. Häfen wie Zeebrugge verfügen über speziell ausgerüstete Terminals, die Russlands Spezial-Frachter für die Weiterverschiffung von LNG benötigen. Hier verwendet Russland besondere Eisbrecher-Tanker, ohne sie eine Lieferung des in eisigen Gewässern geförderten Gases nicht möglich wäre. Sobald die Verschiffung in europäischen Häfen unmöglich gemacht wird, muss Russland seine Tanker direkt nach Asien schicken, was zusätzliche Zeit und Geld kosten würde.

Das Volumen der nach und über Europa transportierten LNG-Mengen beläuft sich auf rund zwölf Milliarden Euro pro Jahr. Dieses Volumen will Putin weiter hochfahren.

Novatek muss Gas zwischenlagern – Sanktionen schaden Russlands Wirtschaft

Vor Kurzem dann hatte sich gezeigt, wie wirksam die westlichen Sanktionen für Russlands LNG-Handel sind. Novatek hatte in jüngster Vergangenheit ein Problem damit, das flüssige Erdgas zu verkaufen. Analysen von Schiffsdaten und Satellitenbildern hatten gezeigt, dass Novatek viel gefördertes Gas einlagern muss, anstatt es zu verkaufen. Der Financial Times zufolge ist das ein Indiz dafür, dass die westlichen Sanktionen potenzielle Käufer abschrecken.

Der Fall Indien verdeutlicht dies ebenfalls. Eigentlich hatte Indien seit Februar 2022 eine wichtige Rolle für Russlands Wirtschaft gespielt. Neu-Delhi hält enge diplomatische Bande mit Moskau, der bilaterale Handel erreichte noch 2023 einen Höhepunkt. Im Juli hatte Indien China als wichtigsten Importeur von russischem Öl abgelöst. Das hatte Ende August die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.

Gleichzeitig scheint Indien seine Beziehungen zur Ukraine weiter aufzubauen. Im August hatte Indiens Premierminister Narendra Modi Kiew besucht – als erstes indisches Staatsoberhaupt, seit Indien und die Ukraine vor über 30 Jahren ihre diplomatischen Kontakte aufgenommen haben.

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