Putins ganzer Stolz: Neue russische Wolga-Limousinen sind offenbar China-Kopien
Russland will die einstige sowjetische Automarke Wolga wiederbeleben. Doch es gibt scharfe Kritik, weil die Wagen chinesische Fahrzeugteile enthalten.
Moskau – Sanktionen und der Ukraine-Krieg stürzten die russische Automobilindustrie in die Krise. Mit der Präsentation neuer Modelle wollte Russland die einstige sowjetische Automarke Wolga wiederbeleben. Kurz darauf gibt es allerdings Ärger seitens der russischen Regierung.
Dem russischen Ministerpräsidenten Michail Mischustin sind die Modelle wohl zu Chinesisch. „Ich will, dass das Steuer russisch ist. Das ist doch nicht so schwer, wie die Produktion des Getriebes und andere Elemente zu lokalisieren“, kritisierte er in einem Telegram-Video.
Putin stellt russische Wolga-Limousinen vor – Ärger wegen China-Kopien
Tatsächlich handelt es sich bei den neuen Wolgas trotz des prominent platzierten Firmenlogos des Autobauers Gorkowski Awtomobilny Sawod (Gaz) nur um die Montage von Fahrzeugen der chinesischen Automarke Changan. Einzig Frontstoßstange und Kühlergrill sind demnach eigenes Design. Die Industriemesse, bei der drei neue Wolga-Modelle vorgestellt wurde, fand am Dienstag (21. Mai 2024) statt.
In den Aufbau der Serienproduktion, die noch in diesem Jahr beginnen soll, würden mehr als 60 Milliarden Rubel (ca. 613 Millionen Euro) investiert, berichteten russische Medien am Dienstag unter Berufung auf das Unternehmen. Die Fahrzeuge sollen demnach beim bekannten Fahrzeugbauer Gaz in Nischni Nowgorod vom Band laufen, aber offiziell von der unbekannten Firma PLA (die Abkürzung steht für: Produktion von Pkw) gebaut werden. Deren Eintrag im Firmenregister ist erst wenige Tage alt.
Sanktionen treiben Russlands Wirtschaft und Automobilindustrie in die Krise
Aufgrund der westlichen Sanktionen, die nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs gegen Russlands Wirtschaft verhängt wurden, haben praktisch alle westlichen Automobilkonzerne ihre teilweise schon stark im Land lokalisierte Produktion eingestellt. In den Produktionsstätten von Gaz in Nischni Nowgorod liefen beispielsweise bis zum Kriegsbeginn Modelle von VW und Skoda vom Band.

Insgesamt sind die Produktionszahlen nach Kriegsbeginn stark eingebrochen. Wurden 2021 in Russland immerhin noch rund 1,5 Millionen Pkw produziert, waren es im vergangenen Jahr nur noch 720.000 Fahrzeuge. Versuche, den Weggang der westlichen Autos mit Eigenproduktionen zu ersetzen, schlugen offenbar fehl. So entpuppte sich bereits im vergangenen Jahr der von Staatsmedien gefeierte Neustart der sowjetischen Marke Moskwitsch letztlich als Kopie des chinesischen Kleinwagens JAC JS4.
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China hilft Russlands Wirtschaft – Mangel an Qualität bei Auto-Ersatzteilen
China als enger Verbündeter der russischen Wirtschaft hat laut Politico zum großen Teil dazu beigetragen, den Automobilsektor lebensfähig zu halten. Jedoch gab es Beschwerden über die mangelnde Qualität der gelieferten Ersatzteile von chinesischen Automobilzulieferern.
„Diese Teile ähneln den Teilen für europäische Autos, sind aber von sehr schlechter Qualität. Sie kosten viel weniger als Originalersatzteile, aber sie können zu schweren Schäden führen und tun es auch“, sagte ein anonymer russischer Angestellter einer Autowerkstatt im Oktober 2023 gegenüber der lokalen Publikation URA.RU. Eine russische Gewerkschaft der Automobilzulieferer erklärte laut Newsweek, chinesische Fahrzeuge gingen häufig kaputt und müssten regelmäßig repariert und gewartet werden.
Putin will auf heimische Produktion setzen – Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft sind im Weg
Zudem will Russlands Wirtschaft offenbar die heimische Produktion in der Automobilindustrie ankurbeln, was zwar aufgrund der Sanktionen herausfordernd sein würde. Der Hintergrund: In Russland sollen möglichst „alle Beamten des Landes einheimische Autos fahren“, zitierte die Newsweek Wladimir Putin aus dem Jahr 2023. Putins Wunsch erinnert dabei stark an den ehemaligen Präsidenten Boris Jelzin.
„Wir haben mit den Fraktionsvorsitzenden der Staatsduma die Frage der Nutzung von im Inland hergestellten Autos durch Abgeordnete diskutiert. Alle unterstützen diese Entscheidung. Wir haben uns darauf geeinigt, dass die Abgeordneten Autos der Marken Moskwitsch, Lada und Aurus benutzen werden“, wurde der Sprecher der Staatsduma (Russlands Unterhaus), Wjatscheslaw Wolodin, im August 2023 von der staatlichen Nachrichtenagentur Interfax zitiert. (bohy mit Material der dpa)
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