Treuer Partner lässt Russlands Wirtschaft hängen – Putin bleibt auf seinem Öl sitzen
Die Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft vertreiben Putins wichtige Handelspartner. Das hat vor allem massive Auswirkungen auf die russischen Energiegeschäfte.
Moskau – Russland will sein Öl-Geschäft trotz Sanktionen weiter ausbauen, um den Ukraine-Krieg zu finanzieren. Allerdings entfernen sich seit geraumer Zeit Handelspartner und Abnehmer von Wladimir Putin, die bislang russisches Öl importiert haben. Die Sorge vor Folgen der Sanktionen wächst und könnte für Russland wichtige Deals einschränken.
Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft – Indien geht auf Abstand beim Öl
Nach der russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 entwickelte sich Indien zu einem der größten Abnehmer russischen Öls. Nach und nach entstand zwischen Delhi und Moskau eine monatliche Ölhandelspartnerschaft im Wert von fast drei Milliarden Dollar oder 1,85 bis 1,95 Millionen Barrel pro Tag, wie das Centre for Research on Energy and Clean Air mitteilte.
Doch die jüngsten US-Sanktionen, die sich gegen große russische Ölkonzerne und Schiffe von Putins Schattenflotte richten, scheinen den Handelspartner stark zu beunruhigen. Infolge der neuen Sanktionen begannen Finanzinstitute in Indien, Zahlungen für russisches Rohöl zu blockieren, berichtete Energy Intelligence am 20. Januar. Berichten zufolge verhalten sich staatliche Banken, wie die State Bank of India und die Punjab National Bank, aus Sorge vor Folgen der Sekundärsanktionen äußerst vorsichtig.

Aus Sorge vor Folgen der Sanktionen: Indien blockiert Zahlungen für russisches Öl
Nach Angaben des Office of Foreign Assets Control (OFAC) des Finanzministeriums richten sich die am 10. Januar 2025 erlassenen Sanktionen gegen mehr als 180 Schiffe und Dutzende Ölhändler, Ölfelddienstleister, Versicherungsunternehmen und Energiebeamte.
Die am 10. Januar verhängten US-Sanktionen seien die schwerwiegendsten, die je gegen den russischen Energiesektor verhängt wurden, erklärten hochrangige Regierungsvertreter gegenüber Reportern. Sie rechnen damit, dass diese Sanktionen die russische Wirtschaft jeden Monat mehrere Milliarden Dollar kosten werden.
Indien gilt als wichtiger Öl-Käufer für Russlands Wirtschaft – sucht aber wohl nach Alternativquellen
Anonyme Quellen aus Indien hatten bereits Mitte Januar mitgeteilt, dass indische Raffinerien darauf verzichten wollen, russisches Öl von Tankern anzunehmen, die unter Sanktionen stehen. Gleiches gelte für die Annahme von Öl-Lieferungen über sanktionierte Schiffe, die bei russischen Versicherern versichert sind, sagten anonyme Quellen aus der indischen Raffinerie gegenüber Reuters.
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Im Frühjahr 2024 hatte Indien angedeutet, nach Alternativen für russisches Öl zu suchen. Wenn Indien als Öl-Abnehmer wegfallen würde, müsste Putin sich auf die Suche nach einem anderen Käufer machen. Raffinerien in Indien haben bereits Vereinbarungen zum Kauf von Rohöl aus dem Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten getroffen, berichtete Reuters am 21. Januar unter Berufung auf Branchenquellen.
Laut S&P Global Commodity Insights entfielen etwa 20 Prozent der russischen Ölexporte nach Indien auf die sanktionierten Unternehmen Surgutneftegaz und Gazprom Neft, während Tanker, die auf den „schwarzen Listen“ der Sanktionen standen, täglich 450.000 Barrel in das Land transportierten, also ein Viertel aller Lieferungen.
Schlag für die russische Wirtschaft: Auch beim russischen LNG distanziert sich Indien wegen Sanktionen
Nicht nur beim Öl will Indien offenbar einen Rückzieher machen. Putins zweite Einnahmequelle im Energiegeschäft ist der Verkauf von russischem LNG, also Flüssigerdgas. Im September 2024 kündigte Indien an, kein LNG mehr kaufen zu wollen, das aus Russlands Arctic-LNG-2-Projekt stammt. Genau dieses Projekt steht unter westlichen Sanktionen – was den indischen Ölminister Pankaj Jain dazu veranlasst hatte, eine Verkaufssperre einzusetzen. Das hatte Kyiv Independent unter Berufung auf Reuters-Informationen berichtet. (bohy)