Russlands Tricks gegen westliche Sanktionen: Wie Putin die Ölpreisbremse umgeht
Bereits 2022 haben die G7-Staaten russisches Öl sanktioniert. Mittels der Ölpreisbremse sollen Einnahmen wegbrechen. Wladimir Putin versucht, den Westen auszuspielen.
Brüssel – In den vergangenen zwei Jahren hat der Sanktionskrieg zwischen westlichen Industrienationen und Russland viele Wendungen genommen. Während der Westen bestrebt ist, die Effektivität der Sanktionen zu gewährleisten, versucht Russland ständig, neue Wege zu finden, um diese zu umgehen. Ein Beispiel dafür ist die von den westlichen Ländern eingeführte Preisobergrenze für russisches Öl, die darauf abzielt, Russlands Einnahmen aus dieser wichtigen Einnahmequelle zu reduzieren. Trotzdem scheint es Russland zu gelingen, sein Öl zu einem höheren Preis zu verkaufen.
Westliche Ölpreisbremse soll russische Einnahmen verringern
Die G7-Länder haben eine Preisobergrenze für russisches Rohöl von 60 US-Dollar pro Barrel festgelegt, was etwa 55,83 Euro entspricht. Laut Bloomberg unterstützen jedoch noch nicht genügend Länder diese Maßnahme. Aktuell (Stand 10. April 2024) wird ein Barrel des russischen Hauptprodukts Ural Crude für 75 US-Dollar gehandelt. Diese Zahlen basieren auf Daten von Argus Media und Informationen der G7-Länder.
Die Preisobergrenze verlangt, dass jede westliche Firma, die am Transport von russischem Öl beteiligt ist, eine Bescheinigung erhält, dass die Ladung 60 US-Dollar pro Barrel oder weniger kostet. Wenn dies nicht der Fall ist, dürfen die Unternehmen ihre Dienste nicht anbieten. Im März waren 23 Prozent der russischen Crude-Öl-Verschiffungen durch die Londoner Versicherungsagentur International Group of P&I Clubs abgesichert, was bedeutet, dass die Händler jeweils eine Bescheinigung dafür ausgestellt haben müssten, das Preislimit einzuhalten.
Eigentlich.
„Die G7 und alle EU-Mitgliedstaaten haben heute einen Beschluss gefasst, der Russlands Einnahmen noch stärker beschneiden und seine Fähigkeit, den Ukraine-Krieg zu führen, einschränken wird“, sagte Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, bei der Einführung der Maßnahmen.
Russland umgeht westliche Sanktionen – mit asiatischer Hilfe
Wie auch bei den sanktionierten Diamanten, dient Indien als wichtiger Umschlagplatz für Öl, das von Russland in den Westen gelangt. Daten des Statistischen Bundesamts zeigen, dass die Importmenge von Ölprodukten aus Indien nach Deutschland stark zugenommen hat, seit Deutschland nicht mehr aus Russland importiert. UN-Daten zeigen, dass Indien große Mengen Rohöl aus Russland importiert. Deutschland importiert hauptsächlich Gasöle aus Indien, die zur Produktion von Diesel oder Heizöl benötigt werden.
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Allerdings hat diese Umleitung der Handelsrouten für Russland einen Preis. Die höheren Frachtkosten, die direkt aus den Sanktionen resultieren, schmälern die Gewinne aus dem Rohölverkauf. Eine Lieferung nach Asien ist wesentlich teurer als eine Lieferung nach Europa, Russlands bisher wichtigstem Abnehmermarkt. Die Sanktionen führen zu einem Preisanstieg von 7,12 US-Dollar pro Barrel bei der Verschiffung von russischem Öl nach Indien und zu zusätzlichen 8,79 Dollar pro Barrel bei einer Lieferung nach China.
Wirkt die Ölpreisbremse überhaupt?
Trotz dieser Schlupflöcher glauben die USA, dass die Ölpreisbremse den gewünschten Effekt erzielt und die Einnahmen Russlands aus Ölverkäufen reduziert. Russland hat die Wahl, entweder an den Westen zu verkaufen, dann aber unter der 60-Dollar-Marke, oder über die sogenannte Schattenflotte, was zu höheren Transportkosten führt. Derzeit konzentrieren sich die Vereinigten Staaten verstärkt auf die Bekämpfung von Schiffen, die zur Schattenflotte gehören, und sanktionieren sie gezielt.
Die G7 sind ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, die Gewinne Russlands aus Ölverkäufen weiter zu reduzieren, ohne die Stabilität der globalen Energiemärkte zu gefährden. Im November 2023 verhängte das US-Finanzministerium beispielsweise Sanktionen gegen mehrere Tanker aus der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten wegen angeblicher Verstöße gegen die Preisobergrenze. In solchen Fällen haben die USA das Recht, beispielsweise die Vermögenswerte der Verantwortlichen zu beschlagnahmen.
Seit 2023 haben die Hälfte der Tanker, gegen die Sanktionen verhängt wurden, keine russische Fracht mehr geladen. Das berichtete Bloomberg unter Berufung auf Schiffsdaten. Auch Handelspartner wie Indien und China distanzieren sich zunehmend vom Handel mit Russland. Indien hat beispielsweise bereits angekündigt, nach einem neuen Öllieferanten zu suchen.