Russland vor Finanzkrise? Sanktionen drängen Putin in die Ecke
Mit neuen Finanzsanktionen wollen die USA Russlands Wirtschaft schwächen. Nun reagiert die Moskauer Börse. Gleichzeitig wächst der Druck auf Putin.
Moskau – Die westlichen Sanktionen treffen einen weiteren, wunden Punkt von Wladimir Putin: Nun gerät besonders der Finanzsektor unter Druck. Grund sind offenbar neue US-Sanktionen gegen die Moskauer Börse. Als Reaktion will Russlands wichtigste Börse den Handel mit dem US-Dollar und dem Euro ab dem 13. Juni 2024 einstellen – und treibt Russland nur noch weiter in die wirtschaftliche Isolation.
Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft: Moskauer Börse reagiert
Die Börse in Moskau kündigte an, als Reaktion auf diese „aggressive Handlung“ (gemeint sind die US-Sanktionen) den Handel mit Dollar und Euro einzustellen. Am Donnerstag (13. Juni 2024) fanden dann auch keine Transaktionen an dem Finanzplatz statt. Banken, Unternehmen und Investoren werden laut CNN nicht mehr in der Lage sein, Geschäfte über den Euro oder Dollar abzuwickeln. Stattdessen müssen sie außerbörslich handeln. Das heißt, Geschäfte werden nicht über die Börse, sondern über andere Handelsplätze abgewickelt.

Die Moskauer Börse erklärte ebenfalls, dass der Aktienhandel und die Geldmarktgeschäfte, die in Dollar und Euro abgewickelt werden, eingestellt würden. Der Rubel wird vorerst offenbar nicht unter den neuen Umständen leiden. „Die neuen Sanktionen dürften den Rubelkurs mittelfristig nicht beeinträchtigen“, sagte Yuri Popov, Stratege bei SberCIB Investment Research. „Kurzfristig kann es zu hoher Volatilität und großen Spreads an den Devisenschaltern kommen.“
Druck auf Russlands Wirtschaft wächst – Menschen offenbar in Aufregung
Viele Russen halten ihre Ersparnisse in Dollar oder Euro, da der Rubel in den letzten Jahrzehnten regelmäßig in die Krise geriet und an Wert verlor. Die Zentralbank der Russischen Föderation beruhigte die Menschen. „Unternehmen und Privatpersonen können weiterhin über russische Banken US-Dollar und Euro kaufen und verkaufen. Alle Dollar- und Euro-Gelder auf den Konten und Depots von Bürgern und Unternehmen sind weiterhin sicher“, hieß es in der Mitteilung vom Mittwoch (12. Juni 2024).
Dennoch scheinen viele Geldanleger in Russland panisch zu werden. „In St. Petersburg bildete sich nach der Nachricht über die Aussetzung des Devisenhandels an der Moskauer Börse eine Schlange vor einem [Geld-]Wechsler“, schrieb der russische Telegram-Kanal Bankrollo und teilte laut Newsweek Aufnahmen von Menschen in einer Warteschlange.
USA wollen mit Sanktionen Russlands Finanzierungsmittel für den Krieg einschränken
Am Mittwoch (12. Juni 2024) hatten die USA neue Sanktionen gegen Unterstützer des russischen Angriffskrieges verhängt, auch gegen chinesische Firmen. Laut US-Regierung richten sich die Strafmaßnahmen gegen mehr als 300 Personen und Einrichtungen, die Russland die Fortsetzung des Krieges ermöglichten – darunter war auch die Börse in Moskau.
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Nach den USA hat auch Großbritannien die Moskauer Börse und eine Reihe weiterer Ziele wegen des Ukraine-Kriegs mit weiteren Sanktionen belegt. Der wirtschaftliche Druck auf das Land werde damit noch einmal erhöht, um Russland davon abzuhalten, „seine Kriegsmaschinerie zu finanzieren“, zitierte das britische Außenministerium am Donnerstag in einer Erklärung Premierminister Rishi Sunak.
Es sei wichtig, dem russischen Staatschef Wladimir Putin die Wege zur „Finanzierung eines langen Konflikts abzuschneiden“, hieß es weiter. Betroffen sind demnach auch die Börse in St. Petersburg, Gesellschaften, die Finanztransaktionen erleichtern sowie solche, die im Flüssigerdgassektor und in der Munitionsproduktion aktiv sind.
Russlands Wirtschaft vom Yuan abhängig – springt China ein?
Angesichts der härteren wirtschaftlichen Sanktionen sucht Russland nach alternativen Zahlungsmitteln und liebäugelt deshalb mit dem chinesischen Yuan als Reservewährung. In den letzten Monaten versuchte Russland mit China ins Gespräch zu kommen über die Aufnahme von Krediten in der chinesischen Währung. Doch zuletzt wiegelte China ab: Volksbanken aus China zogen sich aus Geschäften mit Russland zurück, aus Sorge vor westlichen Sanktionen. (bohy mit Material von reuters und dpa)