Russlands Wirtschaft droht Ärger beim Öl – ukrainische Drohnenangriffe treffen Putins Schwachstelle
Neben den Sanktionen werden auch ukrainische Angriffe auf Russlands Infrastruktur die Wirtschaft langfristig schwächen. Doch nicht nur Russland leidet.
Moskau – Die ukrainischen Angriffe zielen häufiger auf russische Ölraffinerien. Jüngste Drohnenangriffe trafen laut Reuters Teile der Taneco-Raffinerie, die zu den größten des Landes gehört und täglich 340.000 Fass Treibstoff produzieren kann. Der getroffene Teil ist etwa für die Hälfte der Produktion verantwortlich.
Die Strategie der Ukrainer, Russlands Wirtschaft zu durch Angriffe auf Ölverarbeitungslager zu schwächen, gelingt offenbar. Ökonomen sind indes auch um weltweit steigende Ölpreise besorgt.
Russlands Wirtschaft leidet im Ukraine-Krieg: Angriff auf Ölraffinerien
Laut der russischen Nachrichtenagentur RIA brach nach dem ukrainischen Angriff am Dienstag (2. April) ein Brand in der Taneco-Raffinerie in Nischnekamsk aus, der nach 20 Minuten gelöscht werden konnte. Die Produktion ist laut russischen Angaben nicht unterbrochen worden.
Doch die Schäden für Russlands Wirtschaft sind verheerender als angenommen. „Die russischen Ölraffinerien spielen eine entscheidende Rolle für die Wirtschaft des Landes und seine globale Energiepräsenz“, sagte Elina Ribakova, Direktorin des internationalen Programms an der Kiewer Wirtschaftshochschule, gegenüber Euronews.

Als einer der größten Ölproduzenten der Welt ist Russland stark auf seine Raffineriekapazitäten angewiesen. Entgegen russische Darstellung vermutet Euronews, dass die ukrainischen Angriffe zu unmittelbaren Produktionsausfällen geführt und Probleme in den Betrieben verursacht hat.
Russlands Wirtschaft drohen Öl-Engpässe – erfolgreicher Schachzug der Ukraine
In einer ZDF-Analyse vom März 2024 heißt es zudem, dass Russland zudem bald mit ernsthaften Engpässen beim Dieselkraftstoff konfrontiert sein könnte. Derzeit sei Russland in der Lage, täglich 6,5 Millionen Barrel raffinierte Erdölprodukte zu produzieren, wenn alle Raffinerien mit maximaler Kapazität arbeiten.
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Russland verbraucht täglich etwa 3,6 Millionen Barrel Raffinerieerzeugnisse und exportiert darüber hinaus etwa eine Million Barrel Diesel und eine weitere Million Barrel Heizöl. Aufgrund der ukrainischen Angriffe wurde die Raffineriekapazität bereits um etwa eine Million Barrel pro Tag reduziert.
Russlands Wirtschaft geht wegen des Ukraine-Kriegs den Bach runter
Einnahmen aus Ölexporten sind für Russlands Wirtschaft vor allem essenziell, weil Wladimir Putin mit den Gewinnen seine Kriegskasse füllt. Im Oktober 2023 hieß es in Berichten, dass die russischen Öl-Einnahmen sogar höher als vor dem Ukraine-Krieg waren.
Damit dürfte allmählich Schluss sein, denn die westlichen Sanktionen verleiten Putins Handelspartner dazu, aus Geschäften mit dem Kreml auszusteigen. So will Indien, ein wichtiger Abnehmer für russisches Rohöl, sich nach anderen Beschaffungswegen für günstiges Öl umschauen – kurz nach Erlassung des jüngsten US-Sanktionspakets.
Ukrainische Angriffe haben nicht nur Folgen für Russlands Wirtschaft – Ölpreise könnten steigen
Wissenschaftler Aslak Berg, vom Centre for European Reform, bezeichnete die jüngsten ukrainischen Vorstöße gegenüber Euronews als „cleveren Weg“, um dem russischen Ölmarkt zu schaden. Angriffe auf Raffinerien würden nur begrenzte globale Auswirkungen haben. Andere Ökonomen sind jedoch anderer Meinung.
Giovanni Staunovo, Rohstoffanalyst bei UBS Global Wealth Management, äußerte seine Sorge über eine weltweite Öl-Knappheit: Aufgrund der derzeit immer noch knappen globalen Raffineriekapazitäten seien andere Raffinerien nur begrenzt in der Lage, ihre Produktionen zu erhöhen und die Störungen in Russland auszugleichen. Weitere Experten rechnen laut Euronews infolgedessen sogar mit weltweit steigenden Ölpreisen.