Neues Tief für Russlands Wirtschaft – Handelspartner lässt Putin beim Öl hängen
Neue Sanktionen wirken und schwächen Russlands Wirtschaft. Ein EU-Land fährt die Importe russischen Öls massiv zurück – und schaut sich nach Alternativen um.
Berlin – Es geht einige Schritte zurück für Wladimir Putin. Im Öl-Geschäft muss Russlands Wirtschaft aufgrund der jüngsten Sanktionen hart einstecken. Die Türkei importiert weniger Öl aus Russland nach Verschärfung der westlichen Maßnahmen – und sucht offenbar still nach Ersatz.
Neue Sanktionen schwächen Russlands Wirtschaft – Türkei reduziert Öl-importe drastisch
Auslöser sind wohl die jüngsten US-Sanktionen gegen Putins Schattenflotte. Diese besteht aus Schiffen, die meist unter falscher Flagge fahren und Putin helfen, das westliche Öl-Embargo zu umgehen. In den vergangenen Monaten hatten die USA und die EU ihre Sanktionslisten ausgeweitet und Dutzende Tanker aufgenommen.
Am 10. Januar 2025 kündigten die Vereinigten Staaten beispielsweise massive Sanktionen gegen mehr als 180 Schiffe der russischen Schattenflotte an. Diese Sanktionsrunde ist die mit Abstand größte Maßnahme dieser Art zur Begrenzung der Kapazität russischer Öltanker. Ungefähr zeitgleich haben die USA auch Sanktionen gegen russische Öl-Unternehmen, darunter Gazprom Neft und Surgutneftegaz, verhängt. Großbritannien folgte diesem Schritt.
Putins Handelspartner schaut sich nach Alternativen zu russischem Öl um – Russlands Wirtschaft unter Druck
Die Türkei zog nun Konsequenzen und reduzierte die russischen Öl-Importe drastisch. Im Februar sanken die Lieferungen von russischem Urals-Rohöl aus den Häfen Primorsk, Ust-Luga und Noworossijsk in die Türkei von 1,56 Millionen Tonnen im Vormonat auf 0,42 Millionen Tonnen, berichtet Reuters unter Berufung auf Statistiken zur Tankerschifffahrt und mit der Situation vertraute Quellen.
Das gesamte Exportvolumen fiel auf ein Zweijahrestief, also den niedrigsten Stand seit Dezember 2022. Die größte Raffinerie der Türkei, die in Istanbul ansässige Turkiye Petrol Rafinerileri (Tupras), hatte die Annahme russischen Öl der Sorte Ural gar ganz eingestellt. Das türkische Unternehmen stoppte die Annahme von Urals-Frachtern und verlangte die Einhaltung der Sanktionsbeschränkungen, insbesondere der Preisobergrenze von 60 Dollar pro Barrel, die die G7-Nationen eingesetzt hatten. Urals-Öl ist eine Mischung („Blend“) aus dem namensgebenden Öl aus dem Ural und der Wolgaregion, das schwer, hochsiedend und sehr schwefelhaltig ist, mit leichtem, schwefelarmem Öl aus Westsibirien.
Russische Wirtschaft in der Zwickmühle: Auch Indien zögert wegen Sanktionen mit dem Kauf von Putins Öl
Laut Reuters haben die türkischen Raffinerien angefangen, in Afrika nach Ersatz für russisches Öl zu suchen und steigern ihre Käufe aus der Region auf ein Fünfjahreshoch. So kamen laut der Nachrichtenagentur im Februar 0,36 Millionen Tonnen der libyschen Sorten Es Sider und Amna in türkischen Häfen an – viermal mehr als im Januar (80.000 Tonnen). Und die Importe von nigerianischem Forcados Blend-Rohöl erreichten 0,26 Millionen Tonnen, den höchsten Wert seit 2020.
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Neben der Türkei zögert auch Indien mit dem Kauf russischen Öls. Die jüngsten US-Sanktionen, die sich gegen große russische Ölkonzerne und Schiffe von Putins Schattenflotte richten, scheinen den Handelspartner stark zu beunruhigen. Infolge der neuen Sanktionen begannen Finanzinstitute in Indien, Zahlungen für russisches Rohöl zu blockieren, berichtete Energy Intelligence am 20. Januar.
Anonyme Quellen aus Indien hatten bereits Mitte Januar mitgeteilt, dass indische Raffinerien darauf verzichten wollen, russisches Öl von Tankern anzunehmen, die unter Sanktionen stehen. Gleiches gelte für die Annahme von Öl-Lieferungen über sanktionierte Schiffe, die bei russischen Versicherern versichert sind, sagten anonyme Quellen aus der indischen Raffinerie gegenüber Reuters. Im Frühjahr 2024 hatte Indien angedeutet, nach Alternativen für russisches Öl zu suchen.