Neue Öl-Sanktionen schaden Russlands Wirtschaft – Schattenflotte ist zunehmend gelähmt

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Die USA haben Russlands Schattenflotte härter sanktioniert. Erste Auswirkungen sind bereits ersichtlich. Das soll Russlands Gewinne schmälern.

Moskau – Erst vor einigen Wochen hatte Russlands Staatschef Wladimir Putin selbst zugegeben, dass die westlichen Sanktionen eine Wirkung zeigen. Russlands Wirtschaft hat gleich an mehreren Fronten zu kämpfen: Die Inflation steigt rasant, die Zentralbank hält die Leitzinsen auf einem hohen Niveau, erst kürzlich hatte Gazprom, eines der wichtigsten russischen Unternehmen überhaupt, Massenentlassungen angekündigt. Jetzt kamen neue US-Sanktionen hinzu und erschweren die Lage für Putin zusätzlich.

Neue Sanktionen schwächen Russlands Wirtschaft – Schattenflotte muss ankern

Nach den neuesten US-Sanktionen vom Freitag (10. Januar) hat Russland größere Probleme, sein Öl zu verkaufen. Das US-Finanzministerium hatte unter anderem 183 Öltanker sanktioniert, die nach Ansicht der USA zur berüchtigten Schattenflotte des Kreml-Diktators Wladimir Putin gehören. Viele von ihnen haben nun geankert und sind offenbar nicht imstande, weiter Handel zu treiben. In China zum Beispiel hat der Hafenbetreiber Shangdong Port Group seine Häfen für diese Tanker verschlossen. Die Nachrichtenagentur Reuters geht davon aus, dass seit dem 10. Januar mindestens 65 dieser Öltanker an verschiedenen Stellen vor Chinas und Russlands Küsten liegen. Weitere liegen in der Ostsee oder vor Singapur.

Wladimir Putin in Moskau.
Wladimir Putin in Moskau (Symbolfoto). Die USA haben Russlands Schattenflotte härter sanktioniert. Erste Auswirkungen sind bereits ersichtlich. Das soll Russlands Gewinne schmälern. © IMAGO / SNA/Sergey Bobylev

Weitere Auswirkungen der Maßnahmen haben nicht lang auf sich warten lassen. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge haben sich die Transportkosten für Öl der russischen Marke ESPO nach China seit dem 10. Januar mehr als verdreifacht. Laut dem russischen Ökonomen und Energieexperten Wladimir Milow hätten die Maßnahmen „sicherlich Auswirkungen“, zitierte das Handelsblatt. Bis zu 50 Prozent aller russischen Ölexporte über den Seeweg sollen betroffen sein. Anfang der 2000er-Jahre war Milow der stellvertretende Energieminister Russlands.

Putins Schattenflotte stützt Russlands Wirtschaft – Die ist auf Öl und Gas angewiesen

Dabei hatte Putin die Schattenflotte eigens dafür aufgebaut, um frühere Sanktionen zu umgehen, allen voran der westliche Ölpreisdeckel. In Reaktion auf den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, den Russland gegen die Ukraine führt, hatte sich der Westen dazu entschieden, Russlands Wirtschaft anzugreifen – die Einnahmen aus dem so wichtigen Öl und Gas sollten so stark schrumpfen wie nur möglich. Unter anderem hatten die G7-Nationen einen Ölpreisdeckel eingeführt, der es verbot, dass westliche Unternehmen mit Schiffen Handel treiben, die Öl über einem Preis von 60 US-Dollar pro Barrel verkaufen.

Hier kommen die Schattentanker ins Spiel. Diese überwiegend alten Schiffe fahren häufig unter der Flagge afrikanischer oder südamerikanischer Staaten, schalten hin und wieder zu Verschleierungszwecken ihre Ortungssysteme aus und haben vorrangig den Zweck, russisches Öl trotz Sanktionen zu verkaufen wie früher. Putin hatte sich den Aufbau dieser Flotte rund zehn Milliarden US-Dollar kosten lassen, hatte die Kyiv School of Economics (KSE) festgestellt. So war es ihm gelungen, eine ganze Weile lang eine Reihe von westlichen Sanktionen zu umgehen. Seit Neuestem sollen die Schattentanker außerdem Sabotageakte durchführen. Konkret hatte die „Eagle S“, ein Schiff aus der Schattenflotte, die Aufmerksamkeit Finnlands erregt, weil es in Verbindung mit Beschädigungen an Tiefseekabeln stehen könnte.

Für Putin sind die Strafmaßnahmen jetzt allem darum ein Problem, weil Russlands Wirtschaft von den Verkäufen von Öl und Gas abhängig ist. Rohöl, Erdölgas und raffiniertes Erdöl gehören traditionell zu den wichtigsten Exportgütern des Landes. Das Datenunternehmen Kpler hatte berichtet, dass 143 der nun sanktionierten Schiffe im Jahr 2024 mehr als 530 Millionen Barrel Rohöl umgeschlagen haben sollen. Ein Löwenanteil der Ware floss nach China und Indien.

Handelspartner suchen in neuen Gefilden – Springen China und Indien ab?

Doch gerade diese beiden Länder – in Zeiten massiver westlicher Sanktionen eigentlich Russlands wichtigste Handelspartner – könnten sich jetzt anderen Lieferanten zuwenden. Laut einer Reuters-Analyse schauen sich die Käufer in China und Indien bereits in Richtung Mittlerer Osten, Afrika und Amerika um, damit sie weiter günstigeres Öl kaufen können.

Überraschend ist das nicht. Indien hatte bereits vor Monaten klargemacht, Russlands Öl keineswegs aus ideologischen Gründen zu kaufen, sondern weil es die billigste Option am Markt war. Sobald aber ein anderer Verkäufer noch billiger werde, so die Begründung damals, hätte Indien kein Problem damit, schnell zu wechseln. Sowohl Indien als auch China hatten kräftige Preisabschläge herausgehandelt, um Russland das Öl und Gas abzukaufen, auf dem es nach dem westlichen Ausstieg gesessen hatte.

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