Menschen der Gen Z sind zwar mit dem Internet aufgewachsen – nun suchen sie zunehmend nach Berufen in der analogen Welt. Ein Experte kennt die Gründe.
„Sie wollen einen Job, bei dem sie kaum oder gar nicht am Computer sitzen, wie zum Beispiel Flugbegleiter. Solch eine Arbeit kann vielen Menschen eine neue Sinnhaftigkeit geben“, sagt der Psychologe und Generationenforscher Rüdiger Maas über junge Menschen BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. In einer kürzlich veröffentlichten Studie des Jobportals Linkedin werden wachstumsstarke Berufe genannt – und neben KI-Entwickler und Cyber-Security-Spezialist liegen auch Tätigkeiten wie Reiseberater, Flugzeugmechaniker oder eben Flugbegleiter im Trend.
Gibt es also wachsendes Interesse an „analogen“ Berufen? Der Experte hält das für möglich. Ein besonders wichtiger Aspekt im Beruf sei die empfundene Sinnhaftigkeit. Diese entstehe durch „Interaktion mit Menschen und sichtbaren Fortschritten“, erklärt Maas. Das würden Arbeitnehmer in der digitalen Welt kaum erleben, da sie oft nur ein kleiner Teil des Prozesses seien.
Gen Z sucht nach Sicherheit und Sinnhaftigkeit im Job
Auch die Zukunftssicherheit spielt bei der Jobwahl eine wichtige Rolle. Um beim Beispiel des Trendberufs Flugbegleiter zu bleiben: „Flugbegleiter wird es auch in 20 Jahren noch geben, dort möchte niemand von einem Roboter bedient werden. Besonders in einem Notfall ist es wichtig, Menschen vor Ort zu haben“, erklärt Maas.
Doch nicht nur Jobs wie Flugbegleiter stehen hoch im Kurs, auch Berufe in der Industrie und dem Handwerk sind bei jungen Menschen beliebt. Der Generationenexperte erwartet, dass sich viele Berufe, vor allem im akademischen Bereich, stark durch die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz verändern werden. Klassische Handwerksberufe werde es aber nach wie vor brauchen.
Laut dem Zentralverband Deutsches Handwerk gab es 2023 rund 340.000 Auszubildende und damit mehr als in den vorherigen Jahren. Die Branche hätte außerdem einen wichtigen Vorteil, wie Experte Maas berichtet: „Junge Menschen, die sich für einen Beruf im Handwerk entscheiden, leiden viel seltener unter Burnout und psychologischen Störungen als Menschen in akademischen Berufen.“ In Zukunft könnten klassische Berufe also eine Renaissance erfahren.
Zu viel Auswahl: Gen Z ist am Arbeitsmarkt überfordert
Laut Experte Maas erlebt die Gen Z gerade einen Stellenmarkt, in dem sie sich ihren Arbeitsplatz aussuchen können. Er sagt: „Objektiv gesehen, war der Arbeitsmarkt für junge Leute noch nie so gut wie jetzt. Die vielen Optionen können aber zu einer Überforderung führen.“ Junge Menschen hätten weniger Existenzängste, sondern Angst, nicht die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Die Auswahl ist erschlagend geworden“, sagt Maas BuzzFeed News Deutschland.
Der Experte sieht einen weiteren Grund, wieso die Gen Z in Zukunft wieder „klassische“ Berufe ausüben möchte. „Oft sind sie bis zu 60 Stunden pro Woche auf Social Media. Diese Menschen suchen einen physischen Ausgleich.“ Wenn Mitglieder der Gen Z dann einen Job ausüben, in dem sie mit Menschen arbeiten, sich um sie kümmern oder sie pflegen, könne ihnen das etwas geben „das sie in ihrer Jugend nicht erlebt haben“, so Maas. Während Millennials die Digitalisierung im Arbeitsleben vorangetrieben haben, beginnt mit der Gen Z also möglicherweise ein Comeback der analogen Berufe.