Säule von Russlands Wirtschaft bröckelt – Weniger Einnahmen aus Öl und Gas

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Westliche Sanktionen drücken auf Russlands Wirtschaft. Am russischen Öl- und Gasmarkt zeigen sich deutliche Auswirkungen. Er bricht ein.

Moskau – Im März noch sah es danach aus, als hätte Wladimir Putin ein Mittel gefunden, um die Wirkung westlicher Sanktionen zu umgehen. Mittels eines Ölpreisdeckels versuchen Europa und die USA, Russlands Wirtschaft zu schädigen, indem sie die Gewinne aus russischem Öl klein halten. Ein kleiner Krieg aus Sanktionen und Gegenmaßnahmen ist entbrannt. Jetzt zeigt sich: Russland ist keinesfalls so immun wie es sich gibt.

Russlands Wirtschaft steckt Schlag ein – Öl- und Gaseinnahmen sinken

Im April sind die Staatseinnahmen Russlands aus dem Öl- und Gasgeschäft gegenüber dem März um sechs Prozent auf 1,23 Billionen Rubel gesunken. Umgerechnet wären das in etwa 13,47 Milliarden Dollar (12,4 Milliarden Euro). Im Vergleich zum April 2023 sei jedoch ein Plus von 90 Prozent zu beobachten. Entsprechende Zahlen hatte das russische Finanzministerium veröffentlicht, gewisse Schönungen sind also wie immer nicht ausgeschlossen.

Russlands Präsident Putin bei Videokonferenz
Wladimir Putin bei einer Videokonferenz (Symbolfoto). Westliche Sanktionen drücken auf Russlands Wirtschaft. Am russischen Öl- und Gasmarkt zeigen sich deutliche Auswirkungen. © Mikhail Metzel/dpa

Der Öl- und Gassektor ist für Russland lebenswichtig. Etwa ein Drittel des gesamten Haushaltsetats der Nation entfallen auf diese Branche. Für das laufende Jahr 2024 hatte die Regierung Einnahmen in Höhe von 11,5 Billionen Rubel prognostiziert, was ein Plus von rund 30 Prozent bedeuten würde, verglichen mit 2023. Im vergangenen Jahr hatte das Land einen Umsatzeinbruch von 24 Prozent zu verzeichnen, wofür die niedrigeren Ölpreise und sinkende Gasexporte aufgrund von westlichen Sanktionen verantwortlich waren. Zuletzt hatte die Ukraine außerdem mehrere erfolgreiche Angriffe gegen russische Öl-Raffinerien gefahren.

Mit der Schattenflotte gegen westlichen Öl-Preisdeckel

Zwischen Russland und den westlichen Industrienationen ist ein regelrechter Sanktionskrieg entbrannt, bei dem Russland stets versucht, auf neue Sanktionen zu reagieren und sie nach Möglichkeit entweder zu umgehen oder einen Ausgleich zu finden. Zum Beispiel hatten die G7-Länder eine Preisobergrenze für russisches Öl von 60 US-Dollar pro Barrel festgelegt (ungefähr 55,80 Euro). Jede westliche Firma, die in den Transport von russischem Öl involviert ist, musste sich attestieren lassen, dass die Ladung maximal 60 US-Dollar kostet. Trifft das nicht zu, sind die Firmen nicht befugt, weiter in der Lieferkette tätig zu sein.

Allerdings tragen Länder wie China und Indien die Maßnahme nicht mit. Das Resultat: Russland hatte eine „Geisterflotte“ erschaffen, deren Schiffe die Preisgrenze regelmäßig brechen und zum Beispiel an Indien verkaufen.

Allein 2023 hatte zum Beispiel Indien dadurch mindestens 142 Ladungen russischen Rohöls erhalten. Die verantwortlichen Schiffe hatten die USA sukzessive sanktioniert und außerdem mit weiteren Sanktionen gedroht. Ein Beispiel dafür ist die russische Firma Sovcomflot. Diese war tief mit in die Verstöße verwickelt, der Spiegel schrieb hier gar von „betrügerischen Aktivitäten“.

Mehrkosten durch Sanktions-Umgehungen – Folgen für Russlands Wirtschaft

Für die Verlagerung der Handelsrouten zahlt Russland Mehrkosten. Zwar können russische Firmen ihr Öl für mehr anbieten als das westliche Limit zulässt, aber eine Lieferung nach Asien kostet beispielsweise mehr als eine nach Europa. Pro Barrel zahlen sie 7,12 US-Dollar obendrauf, falls sie nach Indien verschiffen – bei Lieferungen nach China sind es 8,79 US-Dollar.

Während Russlands Wirtschaft immer mehr davon abhängt, dass der Ukraine-Krieg weiterläuft, haben Experten erste Anzeichen des wirtschaftlichen Verfalls erkannt. Gleichzeitig signalisierte Indien, lange Zeit ein wichtiger Abnehmer für russisches Öl, dass es sein Öl durchaus auch woanders beschaffen könnte.

Mit Material von Reuters

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