Russlands Ölhandel unter Druck – Wichtiger Handelspartner fürchtet Sanktionen

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Wegen der westlichen Sanktionen hatte Russland Indien und China starke Rabatte beim Ölkauf gegeben. Nun dreht das Land diese zurück. Indien reagiert – mit einem Blick in den Nahen Osten.

Neu-Delhi – Nachdem westliche Industrienationen Russland mit vielerlei Sanktionen belegt und sich von russischem Öl abgewandt hatten, konnte sich Russland auf andere Länder verlassen, die in die Bresche sprangen. Eines davon war Indien. Wie der US-amerikanische Nachrichtensender CNN kürzlich berichtete, nahm Indien im vergangenen Jahr 13-mal so viel russisches Öl ab wie vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs. Nun aber zog der Westen die Sanktionen noch einmal an, und Indien nimmt Abstand von Russland.

USA setzen neue Sanktionen gegen Russland ein – Ölhandel mit Indien betroffen

„Heute kündige ich mehr als 500 neue Sanktionen gegen Russland wegen seines anhaltenden Eroberungskriegs gegen die Ukraine an“, sagte US-Präsident Joe Biden dazu in einer Meldung des Weißen Hauses. Es handelt sich um eines der größten Sanktionspakete seit Beginn des Krieges, es zielt auf den Finanzsektor, auf die Rüstungsindustrie, auf den Handel und auf Sanktionsvermeider auf „mehreren Kontinenten“.

Hardeep Singh Puri, Indiens Minister für Erdöl und Erdgas, bei einer Pressekonferenz in Neu Delhi.
Hardeep Singh Puri, Indiens Minister für Erdöl und Erdgas, bei einer Pressekonferenz in Neu-Delhi. Der Minister hatte angekündigt, dass Indien stets nach dem günstigsten Lieferanten für Öl suchen würde. © IMAGO / Hindustan Times

Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang die Maßnahmen, die die USA bezüglich des Ölpreises treffen. Seit über zwei Jahren arbeiten die westlichen G7-Nationen daran, dass der Preis, zu dem Russland sein Öl verkaufen kann, limitiert bleibt. Die Preisobergrenze liegt bei 60 US-Dollar (rund 55 Euro) – russische Unternehmen suchen stets nach neuen Methoden, um diese Grenze irgendwie zu umgehen. Eines dieser Unternehmen ist Russlands Tank-Gigant Sovcomflot, aus dessen Flotte nun 14 neue Tanker unter Sanktionen stehen.

Indien springt als Käufer ein – Rabatte sinken

Indien spielt in dieser Dynamik rund um russisches Öl und westliche Sanktionen eine besondere Rolle. Erstens liegt das daran, dass Russland das Öl, das der Westen nicht mehr kauft, irgendwo loswerden muss – Länder wie Indien und China hatten hier deftige Rabatte bekommen, um für westliche Länder einzuspringen. Business Insider berichtete, dass zum Beispiel Rosneft einen Rabatt von acht bis neun US-Dollar (rund acht Euro) pro Barrel auf die Preise in Dubai angeboten hatte. Indien hatte zugeschlagen. Für die Zukunft hatte Rosneft diesen Rabatt deutlich reduziert, und zwar auf drei bis 3,50 Dollar, rund 2,75 bis 3,25 Euro.

Zweitens ist der Handel mit Indien wichtig für Russland, weil er eine „Ölwäsche“ ermöglicht. Mittels einer „Schattenflotte“ leitet Russland sein Öl über Indien in die USA und in andere westliche Länder um. Eine ähnliche Praxis verfolgte der Kreml beim Diamanthandel. Die Erklärung dazu: Schiffe lagern das Öl auf hoher See um, um es dann mit gefälschten Papieren zu höheren Preisen zu verkaufen. Russlands Einnahmen aus Öl und Gas waren 2023 deutlich eingebrochen.

Indischer Minister warnt – Bei Sanktionsbruch soll Handel mit Russland enden

Allerdings ist Indien keineswegs aus Loyalität gegenüber Russland als Käufer eingesprungen. Vor wenigen Jahren war der Irak Indiens bester Öllieferant, davor war es Saudi-Arabien – es geht Indien stets um den besten Preis. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge besteht in indischen Raffinerien derzeit Sorge über die neuen westlichen Sanktionen. Es könnte künftig schwieriger werden, Schiffe für den Transport von russischem Rohöl zu finden, außerdem könnten die Frachtkosten steigen.

All diese Faktoren könnten den Preisnachlass für Öl aus Russland auffressen. In dem Fall hätte Indien kein Problem damit, sich wieder dem Nahen Osten zuzuwenden, um an billigeres Öl zu kommen. Hardeep Singh Puri, Indiens Minister für Erdöl und Erdgas, hatte bereits klargemacht, dass die indischen Gesellschaften sich stets das billigste verfügbare Rohöl sichern würden. Sollten Verstöße gegen Sanktionen offensichtlich werden, würde sich der indische Handel von Russland ganz abwenden.

Immun gegen westliche Sanktionen?

Zuletzt hatte Russland mit erstaunlichen Zahlen zu seiner Wirtschaftskraft überrascht. Abgesehen davon, dass die tatsächliche Glaubhaftigkeit dieser Zahlen nur schwer zu prüfen ist, erklärten westliche Experten dies mit der Kriegswirtschaft des Landes. Je mehr Munition und Panzer Russland produziert, umso stärker wächst die Wirtschaft – problematisch ist das darum, weil diese Produktivität nicht in die Zukunft des Landes fließt, sondern buchstäblich in der Ukraine verpufft. Russland zeige erste Anzeichen des wirtschaftlichen Verfalls. Zuletzt hatten auch mehrere chinesische Großbanken von Russland abgewendet.

Mit Material von Reuters

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