Russland verbrennt im Ukraine-Krieg sein Geld – Staatsfonds noch zwei Jahre liquide
Sanktionen und Kriegsbemühungen setzen die russische Wirtschaft unter Druck. Das Land setzt seinen Staatsfonds ein, um sie zu stützen. Die Hälfte der liquiden Mittel ist verbrannt.
Moskau – Seit dem Einmarsch Moskaus in die Ukraine ist der Bestand der liquiden Mittel im russischen Staatsfonds drastisch zurückgegangen. Einem Bericht von Bloomberg Economics zufolge, der sich auf Daten des russischen Finanzministeriums stützt, geht es allein in den letzten zwei Jahren um einen Rückgang um 44 Prozent. Bloomberg rechnet hier seit Februar 2022. Ökonomen gehen davon aus, dass die liquiden Mittel des Fonds noch maximal für zwei weitere Jahre ausreichen werden. Dafür gibt es jedoch eine Voraussetzung.
Rückgang der liquiden Mittel im russischen Staatsfonds (Bloomberg) | 56 Milliarden Dollar (fünf Billionen Rubel) |
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Preis des Barrels Ural-Rohöl (2023) | 62,99 US-Dollar |
Wachstum der Bestände an russischen Unternehmen und Infrastrukturanleihen | 2 Billionen Rubel |
Tatsächliches Datum des russischen Einmarschs in der Ukraine | 20. Februar 2014 |
Russischer Staatsfonds schrumpft – liquide Mittel reichen noch für zwei Jahre
Insgesamt handelt es sich um eine Summe von rund fünf Billionen Rubel (in etwa 56 Milliarden Dollar), die Russland zwischen Februar 2022 und Jahresbeginn 2024 aus dem Staatsfonds ziehen musste. Damals lagen die leicht liquidierbaren Vermögenswerte des Fonds noch bei 8,9 Billionen Rubel, also ungefähr 100,4 Milliarden US-Dollar.

Der Gesamtbestand des Fonds sank im selben Zeitraum um zwölf Prozent. Nachdem Russland seine Verteidigungsausgaben drastisch hochgefahren hatte, musste die Regierung außerdem etwa drei Billionen Rubel aus dem Fonds dafür verwenden, um das Haushaltsdefizit zu decken. Ökonomen gehen davon aus, dass die liquiden Mittel des Fonds noch maximal zwei Jahre lang reichen, falls der russische Ölexportpreis unter 50 Dollar pro Barrel fällt.
Russland nutzt Staatsfonds, um Wirtschaft zu stützen
Während die liquiden Mittel des nationalen Wohlstandsfonds in Russland schrumpften, wuchsen die Bestände an russischen Unternehmen und Infrastrukturanleihen. Berechnungen zufolge war hier ein Wachstum von zwei Billionen Rubel zu erkennen. Bloomberg zufolge ist das ein Zeichen dafür, dass Russland die liquiden Reserven für die Unterstützung der Wirtschaft einsetzt.
Ukraine-Krieg und Ölpreis treffen die russische Wirtschaft
Was dringend nötig zu sein scheint, denn diese kämpft mit mehreren Problemen. Eines davon ist der Kriegsverlauf. Nicht nur hat die Ukraine es geschafft, weite Teile des 2022 von Russland besetzten Gebiets wieder zu befreien, sie landet immer wieder überraschende Treffer weit hinter der Frontlinie und zerstört dabei teures Material. Ein Beispiel dafür ist die fliegende Kommandozentrale Ilyushin Il-22.
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Ein weiteres Problem ist der schwächelnde Ölpreis. Dieser sank innerhalb der letzten zwölf Monate um rund zehn Prozent. Für Russland ist Öl eine der wichtigsten Einnahmequellen: Aktuell nehmen China und Indien viel russisches Öl und Gas ab und drücken die Preise. Das wichtige Rohöl aus dem Ural kostete im vergangenen Jahr 62,99 US-Dollar pro Barrel. Das bedeutet einen Rückgang um 17 Prozent. Beim Gas sind Gewinneinbußen von bis zu 65 Prozent messbar.
Westliche Sanktionen und die Jagd auf russische Oligarchen
Problem Nummer drei: Westliche Sanktionen. Diese richten sich verstärkt auf „Dual Use“-Sektoren, also solche, die sowohl der Kriegswirtschaft als auch der normalen dienlich sein können – Öl, zum Beispiel. Westliche Sanktionen haben unter anderem die Fertigstellung der Erdgasverflüssigungsanlage „Arctic LNG 2“ beeinträchtigt, ein Prestigeprojekt der Moskauer Regierung.
Zum Jahresbeginn 2024 hat sich die Europäische Union außerdem den Diamantensanktionen angeschlossen und einen Handelsbann über den russischen Diamantriesen Alrosa und dessen Vorstand verhängt. Und zuletzt macht die EU weiter „Jagd“ auf russische Oligarchen und unternimmt Schritte, um ihnen den Besitz von Vermögenswerten in Europa zu erschweren.