Nach Konferenzen von Putin und Selenskyj – wie geht es im Ukraine-Krieg weiter?

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Selenskyj und Putin haben ihre Einschätzung zum weiteren Verlauf im Ukraine-Krieg abgegeben. Die Ukraine will wehrhaft bleiben – solange der Westen liefert.

Kiew/Moskau – Auch fast zwei Jahre nach dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine tobt der Krieg zwischen den Nachbarländern mit unerbittlicher Härte. Nicht nur wegen der schweren Verluste auf beiden Seiten stellt sich die Frage nach der Zukunft in dem blutigen Konflikt.

Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj gaben zuletzt unabhängig voneinander Ausblicke. Mitte Dezember hielten die Präsidenten der beiden Länder jeweils eine Pressekonferenz ab, in denen sie den Krieg rückblickend beurteilten – aber auch konkrete militärische Pläne für den Ukraine-Krieg teilten. Worauf Putins und Selenskyjs Worte für das Jahr 2024 schließen lassen.

Materialschlacht bringt Ukraine-Krieg ins Stocken

Klar scheint: Der Frontverlauf zwischen den beiden Ländern hat sich 2023 verhärtet und keine der Armeen hat es geschafft, wirkliche Erfolge zu verbuchen. Das liege auch daran, dass den Kriegsparteien langsam aber sich die Ressourcen ausgehen, urteilte die Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP). Die im Sommer gestartete Gegenoffensive der Ukraine sei ebenfalls wegen fehlender Munition gescheitert.

Unterstützung für die Ukraine kommt eigentlich von den Verbündeten aus dem Westen, wo sich aber mancherorts Widerstand gegen die Lieferungen regt. Der US-Senat hatte erst kürzlich seine vorerst letzte Hilfslieferung angekündigt. „Wir brauchen Unterstützung, weil wir einfach keine Munition haben“, sagte Selenskyj.

Selenskyj hält Pressekonferenz zum Jahresende
Wolodymyr Selenskyj und Wladimir Putin haben zum Jahresende eine Einschätzung für das kommende Jahr abgegeben. © picture alliance/dpa/AP | Evgeniy Maloletka

Dass die USA ihre Unterstützung für die Ukraine in Zukunft fortführen werde, ist laut dem ukrainischen Präsidenten sicher. Die anstehenden US-Wahlen könnten aber zum Problem werden, sollte Donald Trump sie für sich entscheiden.

Russland und Ukraine arbeiten an Aufbau ihrer Armeen

Eine nachlassende Unterstützung aus dem Westen hat der russische Machthaber ebenfalls erkannt. Seiner Ansicht nach sehe es so aus, „als würde sie nach und nach enden.“

Neue Mobilisierungen habe Russlands Präsident nach AFP-Informationen für das kommende Jahr ausgeschlossen. Ob dies stimmt, wird sich vermutlich nach der Wahl 2024 zeigen. Mit einer groß angelegten Mobilmachung könnte sich Putin bei den Wählern unbeliebt machen. In der Zwischenzeit häufen sich Meldungen zu alternativen Rekrutierungsmethoden. Medienberichten zufolge hat der Präsident vor, ukrainische Jugendliche für seinen Angriffskrieg in den Kampf zu schicken.

Die Frage nach mehr Soldaten stellt sich auch in der Ukraine. Selenskyj hat laut AFP die Forderung der Armee nach 500.000 neuen Soldaten für den Ukraine-Krieg zurückgewiesen. Er hatte die erneute Mobilmachung auch mit Blick auf die Kosten abgelehnt. Um für den weiteren Kriegsverlauf gerüstet zu sein, wolle er aber die Drohnenproduktion in seinem Land ausbauen. Eine Million unbemannte Flugobjekte will der ukrainische Präsident produzieren. Außerdem soll die inländische Waffen- und Munitionsproduktion angekurbelt werden.

Selenskyj will keine Verhandlungen mit Putin im Ukraine-Krieg

An Verhandlungen scheint die Ukraine derweil nicht interessiert zu sein. Dazu habe es auch keine Anfrage aus Moskau gegeben. Putin dagegen behauptet, für Gespräche offen zu sein. Nach Einschätzung des US-amerikanischen Institute for the Study of War (ISW) ist Putins Angebot aber lediglich eine Taktik, um westliche Militärhilfen zu verzögern. Bereits vergangenen Sommer habe Putin mit dem Angebot einer Waffenruhe die Unterstützung für die anstehende Gegenoffensive untergraben wollen, indem er den Fokus westlicher Staaten auf die möglichen Verhandlungen lenkt.

Selenskyj lehnt ein Abkommen für einen Waffenstillstand unter der Regierung Putins aber ohnehin ab. „Ich erkenne in ihrer Rhetorik nur Arroganz und Mord“, so der ukrainische Präsident.

Moskau hält derweil an seinen erklärten Kriegszielen fest. Die Ukraine müsse entnazifiziert und entmilitarisiert werden. Frieden werde es erst geben, „wenn wir unsere Ziele erreicht haben“, sagte Putin und betont erneut seine Überzeugung, dass Russland den Krieg für sich entscheiden wird. Selenskyj hält sich mit Siegesversprechen eher bedeckt. Niemand könne wissen, wann die Kämpfe enden. Die Bevölkerung der Ukraine dürfe ihre Widerstandsfähigkeit nicht verlieren. (nhi)

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