Nach Ampel-Kompromiss beim Haushalt: Ökonomen erwarten steigende Inflation

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Bundeskanzler Olaf Scholz, Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Christian Lindner, Bundesminister der Finanzen. © Christoph Soeder/dpa

Der Haushaltskompromiss der Ampel hat auch Auswirkungen auf die Inflation, befürchten Ökonomen. Einer aktuellen Studie zufolge könnten einige Beschlüsse die Teuerungsrate nach oben treiben.

Berlin – Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts hatte Mitte November für ein zweistelliges Milliardenloch im Etat 2024 gesorgt – und die Ampel-Koalition zu Sparmaßnahmen verdonnert. Die Einigung führt unter anderem dazu, dass für Verbraucher so manche Dinge teurer werden als gedacht – beispielsweise das Tanken und Heizen durch den höheren CO₂-Preis. Ökonomen zufolge könnte dies die Teuerung zu Jahresbeginn nach oben treiben.

Aktuelle Studie rechnet mit Inflation von vier Prozent im Januar

„Alles in allem dürfte die Inflationsrate im Januar knapp vier Prozent betragen“, heißt es in der am Mittwoch (20. Dezember) veröffentlichten Studie der Commerzbank. Im November war sie auf 3,2 Prozent gefallen, den niedrigsten Stand seit rund zweieinhalb Jahren. Bereits für Dezember wird wegen eines Sondereffektes ein Anstieg auf 3,7 Prozent erwartet, da der Staat ein Jahr zuvor die monatlichen Abschlagszahlungen für Gas und Fernwärme einmalig übernommen hatte.

„Bisher war davon auszugehen, dass die Teuerungsrate im Januar nach dem Wegfall dieses Basiseffekts wieder fallen würde“, sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Doch allein die nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse verkündeten neuen Maßnahmen der Regierung könnten die Teuerungsrate um etwa 0,7 Prozent steigen lassen, schätzt der Experte. Würden die bereits vor dem Urteil verkündeten Maßnahmen wie die Rückkehr zur normalen Mehrwertsteuer in der Gastronomie hinzugerechnet, seien es sogar 1,2 Prozent.

Welche Ampel-Maßnahmen sich auf die Inflation auswirken können

So dürften die Energiepreise im Januar noch deutlicher zulegen, da der CO₂-Preis von 30 Euro je Tonne nicht nur auf 40, sondern auf 45 Euro steigen soll. Dadurch wird beispielsweise das Tanken und Heizen teurer. „Dies könnte in den folgenden Monaten auch auf andere Gütergruppen durchschlagen“, sagte Solveen. Das wiederum könnte dazu beitragen, dass sich die Kernteuerungsrate – bei der die schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise herausgerechnet werden – deutlich über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent stabilisiere.

Zudem läuft die Preisbremse bei Gas und Strom bereits zum Jahreswechsel aus und nicht erst im März. Auch der geplante Zuschuss des Bundes zu den Netzentgelten bei Strom in Höhe von 5,5 Milliarden Euro soll wegfallen. Außerdem ist die Erhebung einer Plastikabgabe für Unternehmen und die Erhöhung der Ticketsteuer im Luftverkehr geplant.

Umfrage des ifo Insituts: Mehr Firmen wollen Preise erhöhen

Dass die Verbraucher Anfang 2024 wieder stärker zur Kasse gebeten werden könnten, signalisiert auch eine Umfrage des Münchner ifo Instituts unter Tausenden Unternehmen. In den kommenden Monaten wollen demnach mehr Firmen ihre Preise erhöhen. Das Barometer für deren Preiserwartungen kletterte im Dezember auf 19,7 Punkte, von 18,1 Zählern im November. „Damit dürfte der Rückgang der Inflationsraten vorerst ins Stocken geraten“, sagte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Vor allem Gastwirte wollen ihre Preise spürbar erhöhen: Hier schnellte das Barometer im Dezember auf 87,6 Punkte nach oben, nach 45,9 Zählern im Vormonat. In der Gastronomie ist die Stimmung derzeit im Keller, läuft doch ab Januar die infolge der Corona-Krise und steigender Energiepreise wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine gesenkte Mehrwertsteuer auf Speisen aus. Dann werden wieder 19 statt sieben Prozent fällig. 

Inflation: Bundesbank-Präsident rechnet nur mit begrenzten Effekten

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel dagegen rechnet nur mit begrenzten Folgen des Haushaltskompromisses für die Inflation in Deutschland. „Die Effekte sind insgesamt begrenzt und zum Teil schon in unserer Deutschland-Prognose enthalten“, sagte Nagel dem Nachrichtenportal t-online am Mittwoch. „Ich erwarte daher aus heutiger Sicht nahezu keine Änderungen bei unseren Aussagen.“

Nach der jüngsten Prognose der Notenbank wird sich die Inflation im kommenden Jahr mehr als halbieren. Die Experten der Bundesbank rechnen für dieses Jahr mit einer Inflationsrate von durchschnittlich 6,1 Prozent – gemessen an dem für die Geldpolitik im Euroraum maßgeblichen harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) – und 2,7 Prozent im kommendem Jahr. 

Mit Material von Reuters und der dpa

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