Putins Säuberung geht weiter: Nächster General in Russland festgenommen
Wladimir Putin lässt mitten im Ukraine-Krieg erneut einen General der russischen Armee festnehmen. Das Vorgehen des Moskau-Autokraten erinnert an Josef Stalin.
Moskau - Die sogenannten „Stalinschen Säuberungen“ haben sich in Russland tief eingegraben in die Erinnerungskultur. Als Hinweis dafür, wie der Kreml in Moskau im drastischen Fall mit seinen Leuten, mit seinem Volk umzugehen vermag.
Russland unter Wladimir Putin: Kreml-Chef verfolgt politische Gegner und Militärs
Ein Rückblick: Der damalige autokratische Ministerpräsident der Sowjetunion, Josef Stalin, ließ zuerst im „Großen Terror“ zwischen 1936 und 1938 sowie nach dem Zweiten Weltkrieg in einer zweiten Säuberungswelle zwischen 1948 und 1953 politisch potenziell (und tatsächlich) Oppositionelle sowie militärisch ambitionierte Offiziere verfolgen und viele von ihnen sogar ermorden.
Gibt es Parallelen zum Jahr 2024? Dass Kreml-Autokrat Wladimir Putin in der heutigen Russischen Föderation, dem Nachfolge-Staat der Sowjetunion, brutal gegen politische Gegner vorgeht, ist schon lange überliefert. Es sei nur an den Fall Alexei Nawalny erinnert. Auffällig ist: In den vergangenen Wochen ließ der russische Machthaber reihenweise hochrangige Kommandeure seiner Armee entweder ersetzen oder festnehmen – und das mitten im Ukraine-Krieg. Jetzt folgte die nächste Festnahme.

Hohe Verluste für Russland in der Ukraine: Gerassimow fiel bei Putin in Ungnade
Konkret: Wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Donnerstag (23. Mai) berichtete, wurde der Leiter der Hauptkommunikationsdirektion der russischen Streitkräfte, Wadim Schamarin, wegen angeblicher Bestechung in besonders großem Umfang festgenommen. Brisant: Generalleutnant Schamarin ist demnach stellvertretender Chef des Generalstabs, und somit ein Vertrauter des Generalstabschefs der russischen Streitkräfte, Waleri Gerassimow.
Der 68-jährige Gerassimow, der der oberste General von Putins Truppen ist, war beim Moskau-Machthaber seit Beginn des völkerrechtswidrigen Überfalls auf die Ukraine im Februar 2022 mehrmals wegen empfindlicher militärischer Niederlagen und verheerender Verluste unter den russischen Soldaten in Ungnade gefallen. So finden die Russen weder gegen ukrainische Angriffe mit der Überwasser-Drohne Magura V5 auf ihre Schwarzmeerflotte noch gegen die Luftangriffe der Ukrainer mit den ATACMS-Raketen ein Mittel - um nur zwei Beispiele unter vielen zu nennen.
Jüngste Verhaftungen russischer Top-Generäle und -Militärs unter Wladimir Putin
- 24. April 2024: Timur Iwanow, stellvertretender Verteidigungsminister, wegen der mutmaßlichen Annahme besonders großer Bestechungsgelder
- 14. Mai 2024: Generalleutnant Juri Kusnezow, Leiter der Hauptpersonaldirektion des Verteidigungsministeriums, wegen mutmaßlicher Bestechung in besonders großem Umfang
- 17. Mai 2024: Generalmajor Ivan Popov, ehemaliger Kommandeur der 58. Kombinierten Waffenarmee, wegen mutmaßlichen Betrugs in besonders großem Umfang
- 23. Mai 2024: Generalleutnant Wadim Schamarin, Leiter der Hauptkommunikationsdirektion der russischen Streitkräfte und stellvertretender Chef des Generalstabs, wegen angeblicher Bestechung in besonders großem Umfang
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Bestechung in der russischen Armee? Putin lässt General Schamarin verhaften
Gerassimow brachte dennoch die jüngsten Personalrochaden in Moskau unbeschadet hinter sich. Zur Einordnung: Mitte Mai hatte Putin den Gouverneur der Region Tula, Alexei Djumin, zu seinem persönlichen Berater in der Präsidialverwaltung ernannt sowie den langjährigen Verteidigungsminister Sergei Schoigu durch den Wirtschaftsexperten Andrei Beloussow ersetzt. Aber: Ist die Verhaftung seines Vertrauten Schamarin jetzt auch ein Signal an den Generalstabschef?
Das Militärgericht der 235. Garnison nahm Generalleutnant Schamarin für zwei Monate in Untersuchungshaft, schreibt Tass, ihm werde nach Artikel 290, Teil 6 des Strafgesetzbuches der Russischen Föderation die Annahme von Bestechungsgeldern über mindestens eine Million Rubel vorgeworfen. Das entspricht mehr als 10.000 Euro. Die Höchststrafe für dieses Vergehen beträgt laut der kremlnahen Nachrichtenagentur 15 Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe in Höhe des Hundertfachen der Bestechungssumme.

Unter Wladimir Putin: Mehrere russische Generäle festgenommen und verhaftet
Ob das Erinnerungen an die Stalin-Zeit weckt? Schamarin reiht sich zumindest ein in eine regelrechte Verhaftungswelle innerhalb des russischen Militärs seit dem heimtückischen Einmarsch im westlichen Nachbarland. Laut des internationalen Recherchenetzwerks Bellingcat ließ Putin schon im Frühjahr 2022 nach ersten heftigen Rückschlägen in der Ukraine General Roman Gawrilow festsetzen, den damaligen Vize-Chef der Nationalgarde Russlands.
Mitte Mai traf es, kurz nach der Degradierung Schoigus, den Chef der Kaderverwaltung im russischen Verteidigungsministerium, Generalleutnant Juri Kusnetzow – verhaftet und festgesetzt. Auch ihm werde laut Tass mutmaßliche Bestechlichkeit vorgeworfen. Rund um Pfingsten feuerte Putin laut Interfax dann Generaloberst Juri Sadowenko, den stellvertretenden Verteidigungsminister. Bereits seit April sitzt der andere frühere Vize-Verteidigungsminister, Timur Iwanow, wegen mutmaßlichen Korruptionsverdachts in U-Haft. Jetzt ließ der Kreml-Autokrat Schamarin aussortieren. (pm)
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